Von Geoffrey Smith
Investing.com - Die Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention bestätigten den ersten Fall des Coronavirus auf amerikanischem Boden ohne Verbindung zu China, während sich die Krankheit weiterhin in Asien und Europa ausbreitet. Die Weltbörsen reagierten negativ auf die Meldung, und die US-Märkte werden voraussichtlich wieder im Risk-Off-Modus eröffnen. Die Anleiherenditen testeten derweil neue Rekordtiefs - nicht zuletzt aufgrund der Warnung von Microsoft am späten Mittwoch, dass das Unternehmen sein vierteljährliches Umsatzziel verfehlen werde. Die jüngsten Zahlen der Brauerei AB Inbev (DE:ABI) zeigen auch, dass sie vom Einbruch des Alkoholkonsums in China besonders betroffen ist. Das sollten Sie am Donnerstag, dem 27. Februar, zum Geschehen an den Finanzmärkten wissen
1. Coronavirus erreicht die Vereinigten Staaten
Die Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention der Vereinigten Staaten bestätigten den ersten Fall des Coronavirus auf amerikanischem Boden ohne Verbindung zu China. Dies ruft die Befürchtung hervor, dass sich das Virus innerhalb der Community ausbreitet. Davor hatte die CDC Anfang der Woche noch gewarnt.
Am Mittwochabend hatte Präsident Donald Trump Vizepräsident Mike Pence damit beauftragt, die Reaktion der USA auf den Ausbruch zu koordinieren. Trump sagte, das Risiko für die amerikanische Bevölkerung "bleibt sehr gering".
In Japan sollen indes die Schulen wegen der Coronavirus-Epidemie nach Worten von Ministerpräsident Shinzo Abe bis Ende März geschlossen bleiben. Saudi-Arabien schloss derweil die Grenzen für Pilger in Städte wie Mekka und Medina.
Die Zahl der bestätigten Fälle in Südkorea stieg erneut stark an, während eine Frau in Japan zum zweiten Mal positiv auf das Virus getestet wurde, was beweist, dass eine erneute Infektion möglich ist. In China hat ein führender Virologe, der eine Eindämmung des Virus bis Mitte Februar prognostizierte, den Zeitpunkt der Eingrenzung für den Ausbruch auf April verschoben.
2. Weltbörsen erneut unter Druck
Weltweit fielen die Aktien- und Anleiherenditen, mit Ausnahme in China, da sich die Anzeichen für ein Abklingen des Virusausbruchs dort mehren. China gab am Donnerstag weniger neue Fälle von Covid-19 bekannt als Südkorea.
Die europäischen Aktienmärkte fielen um bis zu 2,5%, weil die Nachrichten aus den USA und die Verbreitung der Krankheit in Europa die Anleger in die Flucht schlugen. Aktien von Fluggesellschaften und Reiseveranstalter waren erneut besonders stark auf dem Rückzug. In der letzten Woche sanken die Papiere der Billigflieger des Kontinents um über 21%.
Der marktbreite Stoxx 600 fiel um 2,5%, während der britische FTSE 100 um 2,1% zurückging.
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3. Wall Street im Risk-Off-Modus
Zur Markteröffnung an der Wall Street dürfte erneut eine Welle der Risikoaversion über die Märkte schwappen, da die Investoren die Corona-Bedrohung mit Blick auf Unternehmensgewinne neu bewerten dürften. Microsoft (NASDAQ:MSFT) schloss sich gestern Abend Apple (NASDAQ:AAPL) an und sagte, dass es sein erst Ende Januar ausgegebenes Umsatzziel für das erste Quartal verfehlen werde, ohne jedoch ein neues zu nennen.
Der Dow 30-Future sank 265 Punkte oder 1,0%, während der S&P 500-Future ebenfalls um 1,0% fiel. Für den Nasdaq 100 ging es um 0,9% nach unten.
Die Renditen von US-Staatsanleihen stürzten in dieser Woche ab, da der Appetit der Investoren auf sichere Anlagehäfen stark zugenommen hat. Die Zweijahresrendite ist auf 1,11% gefallen, was bedeutet, dass die Federal Reserve in den nächsten Jahren mindestens zweimal die Zinsen um jeweils 25 Basispunkte senken wird. Die Rendite der zehnjährigen Treasuries ist inzwischen mit 1,29% auf ein neues Rekordtief gefallen.
Der Gold-Future notierte fest oberhalb von 1.650 Dollar, während der US-Ölpreis um über 2% auf den niedrigsten Stand seit Ende 2018 bei 47,59 Dollar je Barrel gefallen ist. Auch die Nordseesorte Brent verbilligte sich um über 2% auf 51,59 Dollar je Barrel.
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4. Anheuser-Busch InBev bekommt Coronavirus zu spüren
Die weltgrößte Brauerei hat die größten Probleme. Die Aktien von Anheuser Busch Inbev (BR:ABI) fielen um 9,3%, nachdem das Unternehmen extrem schwache Zahlen für das vierte Quartal 2019 gemeldet hatte. Grund dafür waren Rohstoff- und Wechselkursfaktoren, die den sich verlangsamenden Trend des weltweiten Bierkonsums noch verstärkt hatten.
Der Nettogewinn ging gegenüber dem Vorjahr um 75% zurück, und die Umsätze fielen um 1,3%, obwohl das Absatzvolumen um 1,1% gestiegen ist.
Zudem könnte das Coronavirus in China zusammen mit einem erwarteten schwächeren brasilianischen Markt zu einem zehnprozentigen Rückgang des Kerngewinns (EBITDA) im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr führen.
Quartalsergebnisse vorlegen werden heute auch noch die folgenden Unternehmen: Workday, Autodesk, EOG Resources, Occidental und Monster Beverage.
5. US-Bruttoinlandsprodukt, Auftragseingänge und Erstanträge
In den USA steht um 14.30 Uhr die zweite Schätzung des Bruttoinlandsprodukts für das vierte Quartal auf der Agenda. Für mehr Kursbewegung dürften jedoch die Auftragseingänge langlebiger Güter sorgen. Zur gleichen Zeit gibt das Arbeitsministerium die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bekannt.
Die zuvor in Europa veröffentlichten Daten zeigten bisher keinen größeren Einfluss auf das Vertrauen der europäischen Konsumenten oder Unternehmen. Der von der Europäischen Kommission ermittelte der Economic Sentiment Index stieg stärker als erwartet auf 103,5 und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni.
Der Euro hat sich gegenüber dem US-Dollar in den letzten 24 Stunden erholt. Er stieg um 0,5% auf 1,0938 Dollar.