NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) - Die Ölpreise haben am Freitag zugelegt. Sie sind aber deutlich unter ihren jüngst markierten mehrjährigen Höchstständen geblieben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete im Mittagshandel 112,70 US-Dollar. Das waren 2,26 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Textas Intermediate (WTI) stieg um 2,45 Dollar auf 110,09 Dollar.
Am Donnerstag hatten die Notierungen mehrjährige Höchststände von fast 120 Dollar (Brent) und rund 116 Dollar (WTI) erreicht. Hintergrund ist der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Furcht vor Lieferausfällen aus Russland, entweder aufgrund westlicher Sanktionen oder eines russischen Lieferstopps. Daneben finden russische Verkäufer schon jetzt offenbar nur schwer Abnehmer für ihr Erdöl. Ein Grund dafür sind rechtliche Risiken wegen der Sorge möglicher weiterer Sanktionen.
In den vergangenen Tagen haben die Rohölpreise immer wieder mehrjährige Höchststände markiert. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht die globale Energiesicherheit bedroht, ihre Mitglieder geben Teile ihrer strategischen Ölreserve frei. Der Ölverbund Opec+ setzt seinen Kurs schrittweiser und moderater Förderausweitungen unterdessen unbeirrt fort. Umfragen würden zudem zeigen, dass die Opec auch im Februar deutlich weniger produziert habe als vereinbart, schreibt Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Auch Russland sei unter dem zugesagten Produktionsniveau geblieben.
Nachrichten zu den Atomgesprächen mit dem Iran sorgten zuletzt unterdessen für etwas Entlastung am Ölmarkt. Trotz laufender Vorbereitungen für den Abschluss der Atomverhandlungen am Wochenende ist ein Durchbruch laut Diplomaten noch nicht garantiert.
Die Gespräche zur Wiederherstellung des Atompaktes von 2015 seien zwar bereits in der Endphase, doch es gebe noch ungelöste Fragen, schrieb der EU-Diplomat Enrique Mora, der die Verhandlungen mit dem Iran und den Vereinigten Staaten in Wien koordiniert. "Wir sind definitiv noch nicht am Ziel", schrieb er am Donnerstagabend auf Twitter. Sollten die Ölsanktionen bei einer Einigung aufgehoben werden, könnte der Iran laut Fritsch schon kurzfristig 1,5 bis 2 Millionen Barrel Rohöl pro Tag zusätzlich an den Markt bringen.