Investing.com - Das saudische Kasperltheater vor dem billionenschweren Börsengang Saudi Aramcos (SE:ARAM) geht weiter. Das Traurige daran ist, dass es funktioniert: die Ölpreise legen am Donnerstag um weitere 2 Prozent zu. Grund dafür war ein Bericht, wonach die Opec eine Verlängerung der Förderkürzung bis Juni in Betracht zieht.
Dank der dreiprozentigen Rallye am Mittwoch haben die Ölpreise ihre Verluste aus den ersten beiden Handelstagen der laufenden Woche mehr als wettgemacht.
Der Ölpreis hat sich praktisch vom Börsengeschehen abgekoppelt. Furcht vor einem Zusammenbruch der Handelsgespräche zwischen den USA und China herrscht jedenfalls nicht mehr. Ölmarktbeobachter haben aber auch weiterhin die Entwicklungen rund um den Handelskrieg im Blick.
"Im Grunde genommen ist dem Markt binnen 24 Stunden die Rückkehr zur 200-Tage-Linie gelungen, und ich habe Mühe zu erklären, warum dies der Fall ist", sagte Scott Shelton, Energy Futures Broker bei ICAP in Durham, North Carolina.
Das an der NYMEX gehandelte West Texas Intermediate verteuerte sich um 1,46 Dollar oder 2,6% auf 58,47 Dollar je Barrel.
Ein Fass der Nordseesorte Brent stieg um 1,45 Dollar oder 2,3% auf 63,85 Dollar je Barrel. Brent schloss in der vorangegangenen Sitzung mit einem Plus von 2%.
WTI legte bereits am Mittwoch um 3,4% zu, nachdem die wöchentlichen Rohöllagerbestände in den USA weniger stark gestiegen waren als im Vorfeld erwartet wurde. Die Bullen nahmen das Geschenk an und trieben den Ölpreis in die Höhe.
Für Unterstützung sorgte in der vorangegangenen Sitzung auch die Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin bei, dass Moskau die Organisation der erdölexportierenden Länder bei Produktionskürzungen auf der Sitzung des Kartells im nächsten Monat in jeder erforderlichen Weise unterstützen werde.
Russland ist Teil der OPEC+-Allianz, die mit der 14-köpfigen Organisation der erdölexportierenden Länder gebildet wurde. Die Vereinigung hat sich verpflichtet, die tägliche Produktion um 1,2 Millionen Barrel pro Tag zu senken.
Die jüngsten Gewinne für WTI und Brent resultierten aus Insider-Informationen, wonach das Kartell und seine Verbündeten wahrscheinlich die bestehenden Ölförderkürzungen auf der Sitzung im Dezember verlängern werden. Die Verlängerung ist bis Mitte 2020 vorgesehen und das Ziel ist es, den Markt vor dem Börsengang der staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco (SE:ARAM) zu unterstützen.
"Die Saudis wollen nicht, dass die Ölpreise fallen, sie wollen wegen des (Aramco-)Börsengangs ein Sicherheitsnetz unter die Preise spannen", sagte die Quelle gegenüber Reuters.
Laut des Insiders hatte die OPEC zwei Möglichkeiten: auf ihrer Dezember-Sitzung die Verlängerung der laufenden Kürzungen bis Juni anzukündigen oder die Entscheidung auf März zu verschieben, um zu sehen, wie sich der Markt entwickelt.
"Es ist wahrscheinlicher, dass wir das Abkommen im Dezember verlängern werden, um eine positive Botschaft an den Markt zu senden", sagte die Quelle gegenüber Reuters und deutete an, dass es das war, was die Saudis, die im Grunde genommen den Markt kontrollieren, wollen.
Die institutionelle Tranche zum Börsengang von Saudi Aramco ist überzeichnet, während der Privatkundenanteil bisher etwas mehr als 10 Milliarden Riyals (2,67 Milliarden Dollar) an Orders erhalten hat, sagte ein Finanzdienleister am Donnerstag gegenüber Reuters.
Ölaktien legten als Reaktion auf die Ölpreiserholung zu. Devon Energy (NYSE:DVN) stiegen 4,2%. Exxon Mobil (NYSE:XOM) legten um 1,9% zu.