Investing.com - Die Angriffe auf das Herz der saudischen Ölindustrie stellt die Welt auf die Probe, ob sie mit einem Angebotsschock fertig werden kann, da kurzfristig 5 Prozent des globalen Angebots, für das Saudi-Arabien, dem größten Ölexporteur der Welt, verantwortlich ist, wegbrechen dürften.
Die USA haben den Iran für den Angriff verantwortlich gemacht, was die saudische Produktion um etwa 5,7 Millionen Barrel pro Tag (bpd) reduzieren dürfte - das ist mehr als die Hälfte der Gesamtproduktion des Königreichs, teilte der staatliche Öl-Konzern Saudi Aramco mit.
Die Rohölpreise könnten zur Markteröffnung am Sonntagabend um mehrere Dollar pro Barrel in die Höhe schnellen, da ein längerer Produktionsausfall die USA und andere Länder veranlassen könnte, Rohöl aus ihren strategischen Erdölreserven freizusetzen.
"Die Ölpreise werden nach diesem Anschlag steigen, und wenn die saudische Produktionsstörung länger andauert, erscheint eine Entnahme aus der strategischen Ölreserve... möglich und sinnvoll", sagte Jason Bordoff, Gründer und Direktor des Center on Global Energy Policy an der Columbia University in New York.
Obwohl es noch zu früh ist, um das Ausmaß des Schadens und die Dauer des Förderausfalls zu ermitteln, sagten Ölanalysten und Händler gegenüber CNBC, dass die Auswirkungen auf den Rohstoffpreis im zweistelligen Dollar-Bereich liegen könnten.
"Das ist eine große Sache", sagte Andrew Lipow, Präsident von Lipow Oil Associates. "Aus Angst vor dem Schlimmsten erwarte ich, dass der Markt am Sonntagabend 5 bis 10 Dollar pro Barrel höher öffnen wird."
Josh Young vom Hedgefonds Bison aus Houston sagte, "es ist sehr wahrscheinlich, dass die Ölpreise steigen werden, wenn die Produktionsausfälle von mehreren Millionen Barrel pro Tag länger als ein oder zwei Tage andauern“. Ölpreise von mehr als 80 Dollar seien nicht unrealistisch, falls es über diesen Zeitraum hinausgehe, so Young.
Ethan Bellamy, Senior Oil and Gas Analyst bei R.W. Baird, sagte, die "Ölpreise sollten dynamisch steigen, die einzige Frage ist, um wie viel. Es gibt genügend Opec-Öl, um den vorübergehenden Versorgungsengpass zu absorbieren."
Von größerer Bedeutung wird nun aber sein, wer tatsächlich für den Angriff auf eine saudische Ölraffinerie verantwortlich gemacht wird. Falls die USA bei ihrer Behauptung bleiben, dass der Iran die Rebellen-Gruppe unterstützt hat, könnte die Risikoprämie, die jüngst mit der Entlassung von John Bolton ausgepreist wurde, wieder eingepreist werden und die US-Sorte WTI auf mindestens 59 Dollar befördern. Schließlich bestünde dann wieder das Risiko einer Eskalation der Spannungen zwischen den USA und dem Iran.
Der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) hatte am Freitag mit einem Preisabschlag von 0,33 Prozent auf 54,85 Dollar je Barrel geschlossen. Für die Nordseesorte Brent ging es um 0,38 Prozent nach unten auf 60,15 Dollar je Barrel.
-- Mit Material von Reuters
von Robert Zach