(neu: Weiterer Vergleich im letzten Absatz)
NEW YORK/WASHINGTON (dpa-AFX) - Das Debakel um einen 6,2 Milliarden Dollar hohen Spekulationsverlust hat für die größte US-Bank JPMorgan ein teures juristisches Nachspiel. Mehrere Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien haben Strafen über insgesamt rund 920 Millionen US-Dollar (680 Mio Euro) gegen das Institut verhängt, wie die US-Notenbank Fed am Donnerstag mitteilte. JPMorgan Chase bestätigte, in entsprechende Vergleiche eingewilligt zu haben.
Die Aufseher halten der Bank vor, bei den Risikokontrollen geschludert zu haben. Eine Londoner Abteilung des Instituts hatte den Milliardenverlust im vergangenen Jahr mit Derivategeschäften angehäuft. Einer der verantwortlichen Händler hatte wegen der marktbewegenden Größe der Spekulationen den Spitznamen 'Wal von London' verpasst bekommen. Das Ausmaß des Desasters blieb der New Yorker Zentrale aber lange verborgen.
Die Fehler bei JPMorgan seien 'sehr ernst' gewesen, erklärte Tracey McDermott von der britischen Aufsichtsbehörde FCA. Das Spitzenmanagement der Bank habe erste Warnzeichen ignoriert. 'Als die Dinge begannen, aus dem Ruder zu laufen, hat das Unternehmen die Größe und das Ausmaß der Probleme nicht schnell genug begriffen.' Das Desaster habe letztlich 'Schockwellen' durch die Märkte geschickt. McDermott forderte: 'Die Firmen müssen aus diesem Vorfall lernen.'
Auf Druck der US-Börsenaufsicht SEC räumte JPMorgan Chase ein Fehlverhalten ein - was keine Selbstverständlichkeit bei bisherigen Vergleichen war. Bankchef Jamie Dimon sagte, das Institut habe seine Fehler 'von Anfang an eingeräumt' und Verantwortung übernommen.
Dimon hatte allerdings erste Medienberichte über die gigantischen Finanzwetten und ihre Risiken noch als 'Sturm im Wasserglas' abgetan, was er im Nachhinein öffentlich bereute. Außerdem erwiesen sich erste Kalkulationen über die Höhe des Spekulationsverlusts als zu niedrig. Den Fehlbetrag steckte JPMorgan letztlich aber gut weg: Im vergangenen Jahr blieb trotzdem noch ein Rekordgewinn übrig.
Dimon nahm wegen des Debakels einen Gehaltseinschnitt in Kauf, blieb letztlich aber fest im Sattel. Die zuständige Investmentchefin Ina Drew musste dagegen gehen. Erst im August hatte die Staatsanwaltschaft von Manhattan zudem zwei ehemalige Londoner JPMorgan-Banker angeklagt. Diese hätten die aufgelaufenen Verluste verschleiert, so der Vorwurf.
Nach Informationen von US-Medien ist das Spekulationsdebakel für JPMorgan jedoch auch mit der Strafzahlung noch nicht ausgestanden. Demnach ermitteln die für den Derivatemarkt zuständige Aufsichtsbehörde CFTC sowie Staatsanwaltschaften weiter.
Die Bank, die einst als Vorzeigeinstitut galt, kämpft derzeit an vielen Fronten. Unter anderem steht der Vorwurf von Betrügereien bei Hypothekenpapieren sowie beim Referenzzinssatz Libor im Raum. Wegen einer mutmaßlichen Manipulation des US-Strommarkts zahlte JPMorgan unlängst 410 Millionen Dollar. Zuletzt stockte das Wall-Street-Haus seine Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten um gut 1,5 Milliarden Dollar auf.
Ärger hatte die Bank auch wegen des Verkaufs von unnötigen Produkten an Kreditkartenkunden. Hier konnte sie sich aber am Mittwoch mit der zuständigen Behörde auf einen Vergleich einigen. Dieser kostet insgesamt 389 Millionen Dollar - von denen 309 Millionen Dollar als Schadenszahlunen an die etwas mehr als 2,1 Millionen betroffenen Kunden geht./das/DP/zb/he
NEW YORK/WASHINGTON (dpa-AFX) - Das Debakel um einen 6,2 Milliarden Dollar hohen Spekulationsverlust hat für die größte US-Bank JPMorgan
Die Aufseher halten der Bank vor, bei den Risikokontrollen geschludert zu haben. Eine Londoner Abteilung des Instituts hatte den Milliardenverlust im vergangenen Jahr mit Derivategeschäften angehäuft. Einer der verantwortlichen Händler hatte wegen der marktbewegenden Größe der Spekulationen den Spitznamen 'Wal von London' verpasst bekommen. Das Ausmaß des Desasters blieb der New Yorker Zentrale aber lange verborgen.
Die Fehler bei JPMorgan seien 'sehr ernst' gewesen, erklärte Tracey McDermott von der britischen Aufsichtsbehörde FCA. Das Spitzenmanagement der Bank habe erste Warnzeichen ignoriert. 'Als die Dinge begannen, aus dem Ruder zu laufen, hat das Unternehmen die Größe und das Ausmaß der Probleme nicht schnell genug begriffen.' Das Desaster habe letztlich 'Schockwellen' durch die Märkte geschickt. McDermott forderte: 'Die Firmen müssen aus diesem Vorfall lernen.'
Auf Druck der US-Börsenaufsicht SEC räumte JPMorgan Chase ein Fehlverhalten ein - was keine Selbstverständlichkeit bei bisherigen Vergleichen war. Bankchef Jamie Dimon sagte, das Institut habe seine Fehler 'von Anfang an eingeräumt' und Verantwortung übernommen.
Dimon hatte allerdings erste Medienberichte über die gigantischen Finanzwetten und ihre Risiken noch als 'Sturm im Wasserglas' abgetan, was er im Nachhinein öffentlich bereute. Außerdem erwiesen sich erste Kalkulationen über die Höhe des Spekulationsverlusts als zu niedrig. Den Fehlbetrag steckte JPMorgan letztlich aber gut weg: Im vergangenen Jahr blieb trotzdem noch ein Rekordgewinn übrig.
Dimon nahm wegen des Debakels einen Gehaltseinschnitt in Kauf, blieb letztlich aber fest im Sattel. Die zuständige Investmentchefin Ina Drew musste dagegen gehen. Erst im August hatte die Staatsanwaltschaft von Manhattan zudem zwei ehemalige Londoner JPMorgan-Banker angeklagt. Diese hätten die aufgelaufenen Verluste verschleiert, so der Vorwurf.
Nach Informationen von US-Medien ist das Spekulationsdebakel für JPMorgan jedoch auch mit der Strafzahlung noch nicht ausgestanden. Demnach ermitteln die für den Derivatemarkt zuständige Aufsichtsbehörde CFTC sowie Staatsanwaltschaften weiter.
Die Bank, die einst als Vorzeigeinstitut galt, kämpft derzeit an vielen Fronten. Unter anderem steht der Vorwurf von Betrügereien bei Hypothekenpapieren sowie beim Referenzzinssatz Libor im Raum. Wegen einer mutmaßlichen Manipulation des US-Strommarkts zahlte JPMorgan unlängst 410 Millionen Dollar. Zuletzt stockte das Wall-Street-Haus seine Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten um gut 1,5 Milliarden Dollar auf.
Ärger hatte die Bank auch wegen des Verkaufs von unnötigen Produkten an Kreditkartenkunden. Hier konnte sie sich aber am Mittwoch mit der zuständigen Behörde auf einen Vergleich einigen. Dieser kostet insgesamt 389 Millionen Dollar - von denen 309 Millionen Dollar als Schadenszahlunen an die etwas mehr als 2,1 Millionen betroffenen Kunden geht./das/DP/zb/he