Börsen-Zeitung: Hollande hat den Schlüssel, Kommentar zum aktuellen
Stand der Fusionsbestrebungen bei EADS und BAE Systems, von Stefan
Kroneck
Frankfurt (ots) - Nach seiner Anhörung vor dem
Wirtschaftsausschuss des Bundestags zeigte sich abermals, dass
EADS-Chef Thomas Enders noch viel Überzeugungsarbeit leisten muss,
damit er seinen Fusionsplan mit BAE Systems überhaupt umsetzen kann.
Vor den deutschen Parlamentariern stieß er auf die gleiche Skepsis
wie zuvor bei Regierungsvertretern.
Enders' Zusicherung, die deutschen Standorte der EADS und der
Tochter Airbus blieben bei einem Zusammenschluss erhalten, kommt beim
Empfänger nur bedingt an. Denn Standortfragen sind nur ein Teil der
komplexen Thematik, entscheidend sind vielmehr Machtkalküle der
beteiligten Staaten. Im Fall der Airbus-Muttergesellschaft und des
britischen Rüstungskonzerns gibt die Staatsräson den Ausschlag, nicht
etwa ökonomisch rationale Erwägungen, die hinter dem Plan stecken.
Vor diesem Hintergrund ist Enders abhängig von den Entscheidungen
der in den Fusionspoker involvierten Regierungen von Frankreich,
Großbritannien und Deutschland. Bisher ließen sich London, Paris und
Berlin nicht in die Karten schauen. Hinter den Kulissen wird heftig
um den politischen Einfluss bei einem möglichen Gebilde aus EADS und
BAE als stärkerem Gegengewicht zum Marktführer Boeing gerungen.
Ausschlaggebend dabei ist aber nicht etwa Bundeskanzlerin Angela
Merkel, sondern der französische Staatspräsident François Hollande.
Sagt er 'Non' zu Enders und BAE-Chef Ian King, ist der Plan
gescheitert. Hollande hat also den Schlüssel zum Erfolg oder
Misserfolg der Verhandlungen in der Hand. Nimmt man das nationale
Interesse Frankreichs als Maßstab, so müsste er ablehnen. Denn Paris
hätte auf den ersten Blick mehr zu verlieren als seine beiden
europäischen EU- und Nato-Partner. Bei einer Goldenen Aktie - wie sie
Enders vorschlägt - wären die drei Staaten bei EADS/BAE auf
Augenhöhe. Bei Fragen des politischen Einflusses dominiert bislang
Paris das Geschehen bei EADS aufgrund seiner direkten Beteiligung von
15%. Einen solchen Anteil hat Berlin nicht.
Ist die Zeit also reif, dass Paris trotz der vielen Zweifel
gegenüber Enders einlenkt? Ein 'Oui' aus Paris wäre angesichts der
divergierenden nationalen Interessen schon überraschend. Aber in
Zeiten der Finanz-, Euro- und Staatsschuldenkrise ist sogar das
bislang Undenkbare möglich. Daher besteht die Wahrscheinlichkeit,
dass das durch die Krise wirtschaftlich geschwächte Frankreich sich
in einem Kuhhandel mit dem ökonomisch gesünderen Deutschland beim
Thema EADS/BAE verständigt. Somit ist Enders' Konzept doch nicht ganz
chancenlos.
(Börsen-Zeitung, 27.9.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Kroneck
Frankfurt (ots) - Nach seiner Anhörung vor dem
Wirtschaftsausschuss des Bundestags zeigte sich abermals, dass
EADS-Chef Thomas Enders noch viel Überzeugungsarbeit leisten muss,
damit er seinen Fusionsplan mit BAE Systems überhaupt umsetzen kann.
Vor den deutschen Parlamentariern stieß er auf die gleiche Skepsis
wie zuvor bei Regierungsvertretern.
Enders' Zusicherung, die deutschen Standorte der EADS und der
Tochter Airbus blieben bei einem Zusammenschluss erhalten, kommt beim
Empfänger nur bedingt an. Denn Standortfragen sind nur ein Teil der
komplexen Thematik, entscheidend sind vielmehr Machtkalküle der
beteiligten Staaten. Im Fall der Airbus-Muttergesellschaft und des
britischen Rüstungskonzerns gibt die Staatsräson den Ausschlag, nicht
etwa ökonomisch rationale Erwägungen, die hinter dem Plan stecken.
Vor diesem Hintergrund ist Enders abhängig von den Entscheidungen
der in den Fusionspoker involvierten Regierungen von Frankreich,
Großbritannien und Deutschland. Bisher ließen sich London, Paris und
Berlin nicht in die Karten schauen. Hinter den Kulissen wird heftig
um den politischen Einfluss bei einem möglichen Gebilde aus EADS und
BAE als stärkerem Gegengewicht zum Marktführer Boeing gerungen.
Ausschlaggebend dabei ist aber nicht etwa Bundeskanzlerin Angela
Merkel, sondern der französische Staatspräsident François Hollande.
Sagt er 'Non' zu Enders und BAE-Chef Ian King, ist der Plan
gescheitert. Hollande hat also den Schlüssel zum Erfolg oder
Misserfolg der Verhandlungen in der Hand. Nimmt man das nationale
Interesse Frankreichs als Maßstab, so müsste er ablehnen. Denn Paris
hätte auf den ersten Blick mehr zu verlieren als seine beiden
europäischen EU- und Nato-Partner. Bei einer Goldenen Aktie - wie sie
Enders vorschlägt - wären die drei Staaten bei EADS/BAE auf
Augenhöhe. Bei Fragen des politischen Einflusses dominiert bislang
Paris das Geschehen bei EADS aufgrund seiner direkten Beteiligung von
15%. Einen solchen Anteil hat Berlin nicht.
Ist die Zeit also reif, dass Paris trotz der vielen Zweifel
gegenüber Enders einlenkt? Ein 'Oui' aus Paris wäre angesichts der
divergierenden nationalen Interessen schon überraschend. Aber in
Zeiten der Finanz-, Euro- und Staatsschuldenkrise ist sogar das
bislang Undenkbare möglich. Daher besteht die Wahrscheinlichkeit,
dass das durch die Krise wirtschaftlich geschwächte Frankreich sich
in einem Kuhhandel mit dem ökonomisch gesünderen Deutschland beim
Thema EADS/BAE verständigt. Somit ist Enders' Konzept doch nicht ganz
chancenlos.
(Börsen-Zeitung, 27.9.2012)
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