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Veröffentlicht am 26.09.2012, 20:51
Börsen-Zeitung: Hollande hat den Schlüssel, Kommentar zum aktuellen

Stand der Fusionsbestrebungen bei EADS und BAE Systems, von Stefan

Kroneck

Frankfurt (ots) - Nach seiner Anhörung vor dem

Wirtschaftsausschuss des Bundestags zeigte sich abermals, dass

EADS-Chef Thomas Enders noch viel Überzeugungsarbeit leisten muss,

damit er seinen Fusionsplan mit BAE Systems überhaupt umsetzen kann.

Vor den deutschen Parlamentariern stieß er auf die gleiche Skepsis

wie zuvor bei Regierungsvertretern.

Enders' Zusicherung, die deutschen Standorte der EADS und der

Tochter Airbus blieben bei einem Zusammenschluss erhalten, kommt beim

Empfänger nur bedingt an. Denn Standortfragen sind nur ein Teil der

komplexen Thematik, entscheidend sind vielmehr Machtkalküle der

beteiligten Staaten. Im Fall der Airbus-Muttergesellschaft und des

britischen Rüstungskonzerns gibt die Staatsräson den Ausschlag, nicht

etwa ökonomisch rationale Erwägungen, die hinter dem Plan stecken.

Vor diesem Hintergrund ist Enders abhängig von den Entscheidungen

der in den Fusionspoker involvierten Regierungen von Frankreich,

Großbritannien und Deutschland. Bisher ließen sich London, Paris und

Berlin nicht in die Karten schauen. Hinter den Kulissen wird heftig

um den politischen Einfluss bei einem möglichen Gebilde aus EADS und

BAE als stärkerem Gegengewicht zum Marktführer Boeing gerungen.

Ausschlaggebend dabei ist aber nicht etwa Bundeskanzlerin Angela

Merkel, sondern der französische Staatspräsident François Hollande.

Sagt er 'Non' zu Enders und BAE-Chef Ian King, ist der Plan

gescheitert. Hollande hat also den Schlüssel zum Erfolg oder

Misserfolg der Verhandlungen in der Hand. Nimmt man das nationale

Interesse Frankreichs als Maßstab, so müsste er ablehnen. Denn Paris

hätte auf den ersten Blick mehr zu verlieren als seine beiden

europäischen EU- und Nato-Partner. Bei einer Goldenen Aktie - wie sie

Enders vorschlägt - wären die drei Staaten bei EADS/BAE auf

Augenhöhe. Bei Fragen des politischen Einflusses dominiert bislang

Paris das Geschehen bei EADS aufgrund seiner direkten Beteiligung von

15%. Einen solchen Anteil hat Berlin nicht.

Ist die Zeit also reif, dass Paris trotz der vielen Zweifel

gegenüber Enders einlenkt? Ein 'Oui' aus Paris wäre angesichts der

divergierenden nationalen Interessen schon überraschend. Aber in

Zeiten der Finanz-, Euro- und Staatsschuldenkrise ist sogar das

bislang Undenkbare möglich. Daher besteht die Wahrscheinlichkeit,

dass das durch die Krise wirtschaftlich geschwächte Frankreich sich

in einem Kuhhandel mit dem ökonomisch gesünderen Deutschland beim

Thema EADS/BAE verständigt. Somit ist Enders' Konzept doch nicht ganz

chancenlos.

(Börsen-Zeitung, 27.9.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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