BRÜSSEL (dpa-AFX) - Auf Europas Automärkten schwächt sich der Erholungskurs nach der herben Flaute vor einem Jahr wieder ab. Im Mai wurden in der Europäischen Union (EU) mit 1,09 Millionen Autos 4,5 Prozent mehr Neuzulassungen gezählt als ein Jahr zuvor, wie der Branchenverband Acea am Dienstag in Brüssel mitteilte. Damit war es zwar der neunte Monat mit einem Zuwachs in Folge, dennoch sind die Zahlen von einem Spitzenwert weit entfernt. Laut Experten war es der zweitschwächste Mai seit mehr als 20 Jahren. Zudem fiel das Plus zuletzt deutlich schwächer aus als in den Monaten zuvor.
Die Entwicklung in den einzelnen Ländern gestaltete sich recht unterschiedlich. Unter den größeren EU-Staaten zählte nur noch Italien weniger Neuzulassungen als ein Jahr zuvor. Dort kamen im Mai 3,8 Prozent weniger neue Autos auf die Straße. In Deutschland zogen die Neuzulassungen um gut 5 Prozent auf rund 274.800 Pkw an. In Frankreich gingen die Zahlen um 0,3 Prozent, in Großbritannien um fast 8 Prozent und in Spanien sogar um knapp 17 Prozent nach oben. In dem von der Wirtschaftskrise gebeutelten Land hatte eine staatliche Abwrackprämie die Nachfrage angekurbelt.
Seit Jahresbeginn verkauften die Autobauer in der EU insgesamt 5,43 Millionen Pkw und damit 6,9 Prozent mehr als in den ersten fünf Monaten 2013. Die größten drei Hersteller VW, Peugeot (ETR:PEU) (PSE:PUG) Citroen und Renault (FSE:RNL) (PSE:PRNO) legten jeweils deutlich zu. Die Nummer vier in Europa, die Opel-Mutter General Motors F:GM, kam über eine Stagnation nicht hinaus. Im Mai gab es für den Hersteller gar einen Rückgang um 6,8 Prozent
"Die aktuellen Wachstumsraten relativieren sich angesichts des massiven Einbruchs in den Vorjahren", sagte Peter Fuß von der Unternehmensberatung Ernst & Young. Betrachte man die heutigen EU-Staaten rückblickend, sei der Mai der zweitschwächste seit 1993 gewesen. Zudem hätten die Hersteller in den ersten fünf Monaten fast 20 Prozent weniger Autos verkauft als im gleichen Zeitraum 2008.
Von einem einheitlichen Aufwärtstrend sei der europäische Automarkt zudem noch weit entfernt. Sieben EU-Länder hätten im Mai im Minus gelegen, in vielen anderen Ländern sei der Zuwachs mit hohen Rabatten teuer erkauft. In Deutschland sei das Zulassungsplus lediglich auf gewerbliche Anmeldungen zurückzuführen. Die Anmeldungen auf private Käufer seien weiter gesunken. Fuß rechnet nicht damit, dass Europas Automarkt in den kommenden Monaten an Fahrt gewinnt. Nach seiner Prognose wird der Neuwagenmarkt sowohl EU-weit als auch in Deutschland im Gesamtjahr um etwa 4 Prozent zulegen.tb