FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 24. April 2013. Steigende Preise, Reißaus der Bären - lässt sich die Marktstimmung zusammenfassen, echter Optmismus will bei den Profis nicht aufkommen, die Privaten sind engagierter. Die Commerzbank dominiert in der Anlegererwartung sowohl die Underperformer wie die Outperformer.
Wenn man die Entwicklung der Stimmung institutioneller Akteure während der vergangenen drei Wochen betrachtet, ist der Optimismus, gemessen an unserem Bull/Bear-Index wieder auf sein Ausgangsniveau gestiegen. Allerdings ist die Risikobereitschaft der von der Börse Frankfurt befragten Anleger während dieses Zeitraums gesunken, was sich in einer gefallenen Polarisierung zwischen Bullen und Bären niedergeschlagen hat. Möglicherweise, weil der DAX während dieser Zeit (im Punktvergleich) etwa 3 Prozent seines Wertes eingebüßt hat.
Viel wesentlicher für diese Risikoaversion erscheint uns jedoch, dass die Investoren vor Wochenfrist zum einen mit einem Kurssturz von 200 DAX-Zählern innerhalb von 15 Minuten konfrontiert wurden, der im Gegensatz zu allen anderen Aktienmarktkorrekturen in diesem Jahr fundamental nur schwer erklärbar war. Aber auch der Grund für die gestrige deutliche Erholung des Börsenbarometers erscheint auf den ersten Blick nicht sonderlich schlüssig. Denn die Kurse stiegen, obgleich etwa der deutsche Einkaufsmanager-Index unter den Erwartungen der Analysten lag und gerade noch oberhalb der Trennlinie zwischen Expansion und Rezession notiert.
Natürlich wurde schnell eine Begründung nachgereicht, denn die EZB, so war vielerorts zu vernehmen, würde möglicherweise aufgrund der ungünstigen Rahmendaten innerhalb der Eurozone alsbald die Zinsen senken - eine Begründung für steigende Börsenkurse, die man hierzulande schon lange nicht mehr gehört hat. Tatsächlich hat die EZB mit ihrer Politik der ruhigen Hand einen ausgezeichneten Job gemacht: Die Anleiherenditen innerhalb der Eurozone sind weiter auf dem Rückzug. Und wenn man nach positiven Argumenten suchen möchte, könnte man immerhin auch die jüngsten Maßnahmen zur Stimulierung des Wachstums in Portugal, Spanien und Irland nennen, die letztlich auch als Indiz für eine Gegenbewegung zur europäischen Sparpolitik gewertet werden können.
Private Anleger sind risikofreudiger
Die jüngste Stimmungserhebung zeigt jedoch, dass der Anstieg des Optimismus bei den institutionellen Investoren lediglich auf Aktienrückkäufe früherer Bären beruht - ihr Anteil am Panel ist auf den tiefsten Stand dieses Jahres im Februar zurückgefallen -, nicht aber durch neu hinzugekommene Bullen zustande gekommen ist. Bei den privaten Anlegern, deren Optimismus ebenfalls gestiegen ist, zeichnet sich indes ein anderes Bild ab: Nicht nur, weil es Gewinnmitnahmen bei den Bären gegeben hat, die sich sogar sogleich auf die Seite der Optimisten schlugen. Vielmehr ist auch eine deutlich höhere Polarisierung zwischen Bullen und Bären festzustellen. Während das Lager der Neutralen bei den Privaten mit 18 Prozent relativ niedrig ausfällt, erreicht die gleiche Gruppe bei den institutionellen Pendants mit 30 Prozent heute immerhin den höchsten Stand dieses Jahres.
Damit bleibt der deutsche Aktienmarkt stimmungstechnisch relativ impulslos, aber immer noch optimistisch. Um wieder in Schwung zu kommen ist er auf langfristige Nachfrage angewiesen, die jedoch in den vergangenen Wochen etwas nachgelassen haben dürfte.
Möchten Sie die Marktstimmung jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 24. April 2013/Joachim Goldberg, cognitrend für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Wenn man die Entwicklung der Stimmung institutioneller Akteure während der vergangenen drei Wochen betrachtet, ist der Optimismus, gemessen an unserem Bull/Bear-Index wieder auf sein Ausgangsniveau gestiegen. Allerdings ist die Risikobereitschaft der von der Börse Frankfurt befragten Anleger während dieses Zeitraums gesunken, was sich in einer gefallenen Polarisierung zwischen Bullen und Bären niedergeschlagen hat. Möglicherweise, weil der DAX während dieser Zeit (im Punktvergleich) etwa 3 Prozent seines Wertes eingebüßt hat.
Viel wesentlicher für diese Risikoaversion erscheint uns jedoch, dass die Investoren vor Wochenfrist zum einen mit einem Kurssturz von 200 DAX-Zählern innerhalb von 15 Minuten konfrontiert wurden, der im Gegensatz zu allen anderen Aktienmarktkorrekturen in diesem Jahr fundamental nur schwer erklärbar war. Aber auch der Grund für die gestrige deutliche Erholung des Börsenbarometers erscheint auf den ersten Blick nicht sonderlich schlüssig. Denn die Kurse stiegen, obgleich etwa der deutsche Einkaufsmanager-Index unter den Erwartungen der Analysten lag und gerade noch oberhalb der Trennlinie zwischen Expansion und Rezession notiert.
Natürlich wurde schnell eine Begründung nachgereicht, denn die EZB, so war vielerorts zu vernehmen, würde möglicherweise aufgrund der ungünstigen Rahmendaten innerhalb der Eurozone alsbald die Zinsen senken - eine Begründung für steigende Börsenkurse, die man hierzulande schon lange nicht mehr gehört hat. Tatsächlich hat die EZB mit ihrer Politik der ruhigen Hand einen ausgezeichneten Job gemacht: Die Anleiherenditen innerhalb der Eurozone sind weiter auf dem Rückzug. Und wenn man nach positiven Argumenten suchen möchte, könnte man immerhin auch die jüngsten Maßnahmen zur Stimulierung des Wachstums in Portugal, Spanien und Irland nennen, die letztlich auch als Indiz für eine Gegenbewegung zur europäischen Sparpolitik gewertet werden können.
Private Anleger sind risikofreudiger
Die jüngste Stimmungserhebung zeigt jedoch, dass der Anstieg des Optimismus bei den institutionellen Investoren lediglich auf Aktienrückkäufe früherer Bären beruht - ihr Anteil am Panel ist auf den tiefsten Stand dieses Jahres im Februar zurückgefallen -, nicht aber durch neu hinzugekommene Bullen zustande gekommen ist. Bei den privaten Anlegern, deren Optimismus ebenfalls gestiegen ist, zeichnet sich indes ein anderes Bild ab: Nicht nur, weil es Gewinnmitnahmen bei den Bären gegeben hat, die sich sogar sogleich auf die Seite der Optimisten schlugen. Vielmehr ist auch eine deutlich höhere Polarisierung zwischen Bullen und Bären festzustellen. Während das Lager der Neutralen bei den Privaten mit 18 Prozent relativ niedrig ausfällt, erreicht die gleiche Gruppe bei den institutionellen Pendants mit 30 Prozent heute immerhin den höchsten Stand dieses Jahres.
Damit bleibt der deutsche Aktienmarkt stimmungstechnisch relativ impulslos, aber immer noch optimistisch. Um wieder in Schwung zu kommen ist er auf langfristige Nachfrage angewiesen, die jedoch in den vergangenen Wochen etwas nachgelassen haben dürfte.
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© 24. April 2013/Joachim Goldberg, cognitrend für boerse-frankfurt.de
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