Berlin (Reuters) - Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer zeigt sich unzufrieden mit der Arbeit der großen Koalition und ihrem aktuellen Zustand.
"Genauso beunruhigend wie die monatelange Hängepartie bei der Regierungsbildung ist der Rumpelstart, den diese große Koalition unserem Land zumutet", sagte er am Freitag mit Blick auf die ersten 100 Tage des Regierungsbündnisses. "Parteipolitisches Kleinklein und nationale Alleingänge ohne gemeinsame europäische Antworten auf große Herausforderungen dieser Zeit sind das Gegenteil dessen, was die deutsche Wirtschaft von verantwortlicher Politik erwartet", merkte er offenbar auch mit Blick auf die unionstinterne Flüchtlings-Debatte an.
Kramer verwies auf große Problemfelder, denen die Wirtschaft und das Land derzeit ausgesetzt sieht. "Wir stehen vor Herausforderungen historischen Ausmaßes: In der EU ringen wir um tiefgreifende Reformen, eine umfassende Flüchtlingsstrategie und eine Neujustierung der Handelsbeziehungen mit der Welt", erläuterte er. Zudem müssten in Deutschland die Weichen für die digitale Arbeitswelt der Zukunft sowie die sozialen Sicherungssysteme für Pflege, Rente und Krankenversicherung in einer älter werdenden Gesellschaft "enkelfest" gemacht werden, ohne die junge Generation zu überfordern. All das erfordere Weitsicht, Kompromissfähigkeit und Lösungswillen.