Brüssel, 06. Nov (Reuters) - Das Wirtschaftswachstum der Euro-Zone wird sich dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge wegen der Flaute in Deutschland stärker verlangsamen als bislang angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt des Währungsraums werde in diesem Jahr nur um 1,2 Prozent wachsen, sagte der IWF am Mittwoch in Brüssel voraus. Im April war er noch von 1,3 Prozent ausgegangen, nachdem es 2018 noch zu 1,9 Prozent gereicht hatte. Für die kommenden beiden Jahre geht der Fonds von Zuwachsraten von jeweils 1,4 Prozent voraus, nachdem er bislang mit je 1,5 Prozent gerechnet hatte.
Das geringere Tempo sei vor allem auf den Abschwung in Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Währungsunion, zurückzuführen. Hier wird für dieses Jahr nur noch ein Plus von 0,5 Prozent erwartet, nachdem bislang 0,8 Prozent vorausgesagt wurden. 2018 waren es noch plus 1,5 Prozent.
Um gegen die Flaute in der Euro-Zone anzukämpfen, fordert der IWF eine "synchronisierte fiskalische Reaktion" der Regierungen. Diese Forderung dürfte vor allem an die Bundesregierung gerichtet sein, die in den vergangenen Jahren Überschüsse im Haushalt erzielte sowie die Staatsverschuldung merklich abbaute und damit Spielraum für höhere Ausgaben hat. Der Fonds warnte, dass der von der Industrie wegen der Handelskonflikte ausgehende Abschwung auf die Dienstleister übergreifen könnte.
Auch das Brexit-Chaos in Großbritannien bereitet dem IWF Sorgen. Ein ungeordneter EU-Abschied könne erhebliche negative Auswirkungen sowohl auf Großbritannien als auch auf die EU haben. Im Falle eines geregelten Brexit bestätigte der IWF seine früheren Schätzungen, wonach die britische Wirtschaft in diesem Jahr um 1,2 und im nächsten Jahr um 1,4 Prozent wachsen dürfte. 2018 lag das Plus bei 1,4 Prozent.