Investing.com - Nach einer zweitägigen Konsolidierung gibt der Bitcoin wieder nach. Altcoins wie Ethereum, Cardano und Ripple folgen der nach Marktkapitalisierung wichtigsten Kryptowährung der Welt in Richtung der Korrekturtiefs aus dem Flash-Crash zu Wochenanfang.
Gegen 10:14 Uhr MEZ verlor Bitcoin laut Investing.com-Daten im 24-Stunden-Handel rund 2,06 Prozent auf 45.000 Dollar. Die vielbeachtete 200-Tage-Linie (aktuell bei 45.800 Dollar), die Händlern als Orientierung für den übergeordneten Trend dient, wurde im Zuge der jüngsten Einbußen unterschritten. Damit trübt sich das Chartbild für den BTC weiter ein. Auf 7-Tage-Sicht hat die Cyberwährung bereits mehr als 10 Prozent an Wert eingebüßt.
Und dabei hat der Bitcoin diese Woche Geschichte geschrieben. Schließlich führte El Salvador die Kryptowährung offiziell als Zahlungsmittel ein. An jenem Tag, an dem Bitcoin jedoch als Zahlungsmittel anerkannt wurde, fiel der BTC-Kurs um insgesamt 10.000 Dollar. Was zunächst als "Bitcoin Day" angepriesen wurde, entwickelte sich schnell zum blutigsten Tag seit dem 19. Mai. In weniger als einer Stunde wurden Positionen im Wert von mehr als 2,5 Milliarden Dollar geschlossen und der Bitcoin-Preis fiel auf ein Tief von rund 43.000 Dollar.
Der Altcoin-Markt zeigte eine ähnlich schwache Performance wie Bitcoin. Ethereum ist auf Ein-Wochen-Sicht um 17 Prozent gefallen, ADA um 18 Prozent, BNB um 17 Prozent und Ripples XRP um 16 Prozent. Gleichwohl handeln alle o.g. alternativen Kryptowährungen weiterhin oberhalb ihrer Glättung der letzten 200 Tage. Die einzige Kryptowährung, die in den vergangenen sieben Handelstagen eine positive Performance aufwies, ist Solana mit einem Plus von 22 Prozent (mehr dazu hier).
Eine klare Ursache für den Ausverkauf gibt es nicht. Vielmehr liefen eine ganze Reihe erfreulicher Meldungen über den Krypto-Ticker. El Salvador hat als erstes Land offiziell Bitcoin gekauft. Der Zahlungsdienstleister Mastercard (NYSE:MA) erweiterte sein Engagement im Krypto-Bereich und erwarb das Blockchain-Intelligence-Unternehmen CipherTrace, während die Ukraine Kryptowährungen legalisiert hat.
Einige Marktteilnehmer führten den Flash Crash auf die regulatorischen Risiken zurück, die dem Krypto-Universum drohen. Andere wiederum geben dem Terminmarkt eine Teilschuld, wo sich zuletzt einiges an Schaum gebildet hat. Festmachen lasse sich dies am gestiegen Open Interest an Bitcoin-Derivaten, das sich vor dem Flash Crash den Jahreshochs näherte.
"Jedes Mal, wenn das Verhältnis OI/MC in diesem Jahr über 1,55 Prozent lag, kam es zu einer Trendumkehr, da es am Markt dann zu Glattstellungen kam, die den Preis in die entgegengesetzte Richtung trieben", schrieb das Blockchain-Analyse-Unternehmen IntoTheBlock in einer Notiz.
Ein hohes Open Interest im Verhältnis zur Marktkapitalisierung deutet auf ein relativ großes Engagement sowie eine hohe Hebelwirkung am Markt hin.
Laut IntoTheBlock hatte sich bereits im Vorfeld des Flash Crashs eine Korrektur am Krypto-Markt abgezeichnet. Die Blockchain-Experten beriefen sich dabei auf die rasant gestiegenen Nettozuflüsse von BTC zu zentralen Börsen
"In Summe flossen in der vergangenen Woche netto mehr als 1 Milliarde Dollar an BTC in zentrale Börsen, womöglich in der Absicht zu verkaufen. Einige Tage zuvor hatten auch die Bitcoin-Bestände der Miner deutlich abgenommen."
Für Verunsicherung sorgte wohl auch eine drohende Klage der SEC gegen die Krypto-Börse Coinbase (NASDAQ:COIN). Die US-Börsenaufsicht hat ein geplantes Angebot ins Visier genommen, bei dem Nutzer Krypto-Vermögenswerte verleihen und dafür Zinsen kassieren können. Die SEC wertet dies offenbar als Wertpapier. Coinbase selbst sieht das aber ganz anders. Der Start des Lend-Programms wurde daher auf mindestens Oktober verschoben, wie Chief Legal Officer Paul Grewal auf dem Unternehmensblog mitteilte.
Darauf basiert der so genannte Howey Test, ein Rahmenwerk, das 1946 geschaffen wurde, mit dessen Hilfe bestimmt werden kann, ob ein Vermögenswert oder ein Kontrakt ein Wertpapier ist. Auf der Grundlage dieser Definition können mehrere bestehende zentralisierte und dezentralisierte Dienstleistungen ebenfalls als Wertpapiere eingestuft werden. Der Vorsitzende der SEC, Gary Gensler, wies bereits darauf hin, dass sich dezentrale Finanzdienstleistungen (DeFi) unter Umständen nicht der Kontrolle durch die SEC entziehen können.
Derzeit liegen rund 90 Milliarden Dollar in DeFi auf Ethereum.
"Dies bedeutet nicht zwangsläufig, dass alle DeFi-Assets auch Wertpapiere sind oder dass sie als solche reguliert werden sollten. Der wichtigste Präzedenzfall ist Ethereum, das 'dezentralisiert genug' ist, um nicht als Wertpapier zu gelten.
Obwohl es ungewiss ist, welcher Grad der Dezentralisierung erforderlich ist, damit es sich um kein Wertpapier handelt, kam es kürzlich zu einer Untersuchung der größten dezentralen Börse Uniswap durch die Regulierungsbehörden." - IntoTheBlock
NFT-Hype lässt nach
Eine Rolle bei der jüngsten Korrektur auf dem Krypto-Markt könnten auch Anzeichen dafür gespielt haben, dass der NFT-Hype an Momentum verliert.
Das tägliche Handelsvolumen auf OpenSea, dem größten Marktplatz für nicht-fungible Token (NFT), ist laut Dune Analytics von einem Spitzenwert von 323 Millionen US-Dollar im August auf etwa 68 Millionen US-Dollar am Freitag drastisch gesunken.
"Das bedeutet nicht, dass die NFT-Saison bereits vorbei ist", hieß es in einer Kundennotiz von Delphi Digital. "Der Bereich zieht immer noch enorme Aufmerksamkeit auf sich.“
Den Krypto-Analysten zufolge lösten einige gehypte Projekte wie 'Mutant Apes Yacht Club' Ende August einen "massiven Anstieg" des NFT-Handelsvolumens aus, so dass eine anschließende Verlangsamung nicht unerwartet war.
Die am häufigsten für NFTs genutzte Blockchain ist derzeit noch Ethereum.
Der Sektor der nicht-fungiblen Token hat die Krypto-Welt in diesem Jahr im Sturm erobert und sich rasch darüber hinaus verbreitet. NFTs fanden den Weg in die Mainstream-Medien, Unternehmen, prominente Sportler, Musiker, Schauspieler und mehr.
Das enorme Wachstum führte zu boomenden Handelsaktivitäten. Doch Nansen, eine Blockchain-Analyseplattform, stellte fest, dass NFTs "immer noch durch bestimmte gewinnorientierte Praktiken auffallen".
Gewisse Transaktionsmuster erwecken den Eindruck, dass neue Token-Gründer ihre Vermögenswerte in großen Mengen zu einem niedrigen Preis kaufen. Daraus ließe sich folgern, dass sie absichtlich denselben Vermögenswert kaufen und wieder verkaufen, um die Illusion einer hohen Nachfrage zu erzeugen - eine Praxis, die auch als "Wash Trading" bekannt ist.
Laut dem Nansen-Analysten Ling Young Loon seien diese Indizien aber keineswegs stichhaltig.
"Obwohl hier etwas offenbar nicht ganz stimmt, ist es definitiv kein eindeutiger Beweis für Wash-Trading."
Insgesamt sieht Loon das Wachstum der Branche nach wie vor als gesund und vielversprechend an, kündigte aber gleichzeitig weitere Untersuchungen in Sachen Wash-Trading im Zusammenhang mit NFTs an.
Cardano: Alonzo-Upgrade am Sonntag
Für Cardano schlägt morgen die Stunde der Wahrheit. Denn mit dem Alonzo-Upgrade soll die viel geschätzte Smart-Contract-Funktionalität auch auf die Cardano-Blockchain kommen und damit Tür und Tor für DeFi und DApps öffnen.
Hiervon konnte Cardano in den vergangenen Tagen jedoch nicht wirklich profitieren. Vielmehr folgte die native Kryptowährung ADA der Entwicklung des Gesamtmarktes und gab einen Teil der massiven Gewinne vom August wieder ab. Am Samstagmorgen notierte Cardano knapp über 2,40 Dollar, nach einem Rekordhoch von 3,09 Dollar zu Beginn des Monats.
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