FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstagmorgen wieder Fahrt aufgenommen. Der Dax (DAX) eroberte im frühen Handel die Marke von 12 500 Punkten zurück und notierte zuletzt 0,61 Prozent höher bei 12 562,41 Punkten. Am Freitag hatte es der Leitindex erstmals seit Juli wieder über 12 500 Punkte geschafft. Nach einem leichten Dämpfer im Zollstreit zwischen den USA und China konnte er die Gewinne zum Wochenstart aber nicht halten.
Der MDax (MDAX), der die mittelgroßen deutschen Werte umfasst, stieg am Dienstag um 0,37 Prozent auf 25 734,25 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann rund 0,9 Prozent hinzu.
"Die Anleger bleiben trotz der jüngsten Aussagen Chinas optimistisch, was den Ausgang der Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit den USA angeht", erklärte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Zwar wolle Peking vor Unterzeichnung eines Teilabkommens noch Gespräche führen, immerhin seien kurzfristig aber keine weiteren Strafzölle und eine Eskalation des Konflikts zu befürchten. "Das allein genügt derzeit, um die Anleger in Kauflaune zu halten", so Cutkovic.
Aus Unternehmenssicht stehen die Aktien von Wirecard (4:WDIG) nach einer weiteren Hiobsbotschaft im Mittelpunkt des Interesses und massiv unter Druck. Zudem richtet sich der Fokus zunehmend auf Geschäftszahlen von Unternehmen, die von Hellofresh und Klöckner & Co mit höchst unterschiedlicher Tendenz geliefert wurden. Am frühen Nachmittag läuten dann die US-Banken die Berichtssaison ein.
Die Wirecard-Aktien brachen nach erneuten Vorwürfen der "Financial Times" hinsichtlich der Geschäftspraktiken des Zahlungsabwicklers um mehr als ein Fünftel auf den tiefsten Stand seit April ein. Die "FT" hatte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach kritisch, was den Aktienkurs immer wieder belastet hatte. Wirecard weist die neuen Vorwürfe derweil entschieden zurück.
Der Kochboxenversender Hellofresh (105:HFGG) wird für das laufende Jahr zuversichtlicher. Sowohl beim Betriebsgewinn als auch beim Umsatz erwartet das Unternehmen jetzt mehr als zuletzt. Grund für den zunehmenden Optimismus ist das dritte Quartal, das besser lief als erwartet. "Eine erneut starke Vorstellung des Unternehmens", kommentierete ein Händler das Zahlenwerk. Analyst Robert Berg von der Privatbank Berenberg schrieb, Hellofresh habe einmal mehr herausragend abgeschnitten. Sein Kollege Marcus Diebel von JPMorgan (NYSE:JPM) erhöhte sein Kursziel von 18 auf 20 Euro. Die Aktien schnellten zuletzt um 17 Prozent nach oben und erklommen ein Rekordhoch bei 16,02 Euro.
Dagegen enttäuschte der Stahlhändler Klöckner & Co (4:KCOGn) mit einer erneuten Gewinnwarnung. Jetzt sieht das Unternehmen den operativen Gewinn (Ebitda) im Jahr 2019 vor Sondereffekten nur noch bei 120 bis 130 Millionen Euro. Zuvor standen 140 bis 160 Millionen Euro auf dem Zettel. Klöckner begründete den Pessimismus mit einem schwachen vorläufigen Quartalsergebnis. Nach der dritten Gewinnwarnung des Stahlhändlers in diesem Jahr könnte der Markt die Klöckner-Aktie nun als "hoffnungslosen Fall" ansehen, fürchtete ein Händler am Morgen. Die Klöckner-Papiere sackten zuletzt um 8,5 Prozent ab.