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Royal Dutch Shell begeht erste Verzweiflungstat: Dividende in Gefahr?

Veröffentlicht am 15.03.2020, 07:58
© Reuters.
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Es ist und bleibt verzwickt rund um die Aktien der Ölkonzerne wie eben auch Royal Dutch Shell (DE:RDSa) (WKN: A0ER6S). Im Ölmarkt scheint sich die Lage weiter zuzuspitzen. Aber immerhin: Russland hat seine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft mit der OPEC aufrechterhalten. Das lässt zumindest hoffen.

Mit den Aktien des britisch-niederländischen Öl- und Erdgaskonzerns ist es jedenfalls bedeutend bergab gegangen. Derzeit notieren die Anteilsscheine auf einem Kursniveau von ca. 13 Euro (12.03.2020, maßgeblich für alle Kurse). Kaum zu glauben, dass die gleichen Aktien im Sommer des letzten Jahres noch auf einem Niveau von über 28 Euro notierten.

Viele Investoren scheinen sich dabei Gedanken speziell um die Nachhaltigkeit der Dividende, der Gewinne und des freien Cashflows zu machen. Dabei begeht der britisch-niederländische Konzern nun offensichtlich eine erste Verzweiflungstat. Aber heißt das, dass die Dividende hier in Gefahr ist? Eine Foolishe Perspektive wird hier mit Sicherheit etwas mehr Licht ins Dunkel bringen.

Was läuft hier mit den Öltankern? Wie mehrere Medien, allen voran der Nachrichtendienst Reuters, in diesen Tagen berichten, scheint der britisch-niederländische Konzern kurz davor zu stehen, drei große Transportschiffe zu chartern, um sie für Lagerungszwecke zu verwenden. Diese hätten dem Bericht nach ein Fassungsvolumen von jeweils mindestens 6 Mio. Barrel Rohöl oder insgesamt von bis zu 20 Mio. Barrel. Diese Schiffe sollen demnach als schwimmende Lager fungieren.

Das Kalkül dieser Maßnahme ist simpel: Eigentlich ist der Ölmarkt ein Markt, in dem die Förderungen der Produzenten jeweils direkt veräußert werden. Da die Preise jetzt allerdings sehr niedrig sind und um ca. ein Drittel eingestürzt, plant Royal Dutch Shell offenbar, auf einen günstigeren Zeitpunkt zu warten. Bis zu drei Monate scheint dabei das Chartern der Schiffe und das Fungieren als mobiles Lager anzudauern. Möglicherweise ein positives Signal an den Ölmarkt? Wer weiß.

Ein solches Unterfangen ist jedoch mit einem Risiko verbunden. Und vor allem mit weiteren Kosten. Während die Perspektive wieder steigender Ölpreise nämlich vergleichsweise unsicher erscheint, sind die Kosten für das Chartern der Schiffe real. Sollte sich das Management daher bei seiner Entscheidung verspekulieren, dürfte das Vorhaben unterm Strich teuer werden. Das Risiko ist daher möglicherweise überschaubar. Jedoch grundsätzlich vorhanden.

Was hat das mit der Dividende zutun? Die spannendere Frage ist nun allerdings, was das mit der Dividende von Royal Dutch Shell zu tun hat. In meinen Augen: In erster Linie vergleichsweise wenig. Der britisch-niederländische Konzern ist und bleibt zumindest für die kommenden Quartale auch weiterhin ein Dividendengarant. Die seit dem Jahre 1945 anhaltende Historie stets stabiler Zahlungen werden die Verantwortlichen auch jetzt in der Krise nicht einfach wegwerfen.

Eine solche Maßnahme wird von einigen Medien in diesen Tagen als Verzweiflungstat abgestempelt. Tatsächlich könnte jedoch auch eine ganze Menge Zuversicht dahinterstecken: Der Zeitraum der Charterdauer von zunächst drei Monaten signalisiert hier vielleicht, dass das Management von Royal Dutch Shell nicht mit einer lang anhaltenden Ölkrise rechnet. Möglicherweise sollte diese Spekulation daher in diesem Kontext gesehen werden.

Zwar kann das Management natürlich nicht wissen, was in den Köpfen der Funktionäre in Saudi-Arabien oder auch Russland vorgeht. Allerdings scheinen die Verantwortlichen hier ebenfalls zu sehen, dass der aktuelle Status quo eigentlich für alle Beteiligten unbefriedigend ist. Entsprechend könnte das für eine rasche Einigung sprechen, worauf der britisch-niederländische Konzern womöglich mit dieser zunächst verzweifelt wirkenden Entscheidung setzt.

Ratlosigkeit im Markt? Ja, aber … Wie wir daher unterm Strich sehen können, kann das Chartern der Schiffe in vielerlei Hinsicht interpretiert werden. Verzweiflung oder Zuversicht können dabei mögliche Ansätze sein, wobei der Markt gegenwärtig nicht gerade von Rationalität geprägt ist. Zumindest nicht, was die Verantwortlichen bei OPEC und Co. angeht.

Ob sich dieser Schritt lohnen wird, bleibt daher abzuwarten. Investoren, die auf die Dividende setzen, müssen sich kurzfristig jedenfalls keine sonderlich großen Sorgen machen. Was jedoch nicht zwingend heißen muss, dass jetzt der ideale Zeitpunkt ist, um günstig weitere Anteilsscheine der Dividendenperle einzusammeln. Denn auch das Risiko ist und bleibt natürlich groß.

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Vincent besitzt Aktien von Royal Dutch Shell. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2020

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