TOKIO (dpa-AFX) - Der ehemaliger Chef der insolventen Bitcoin-Tauschbörse Mt.Gox ist wegen Dokumentenfälschung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Ein Gericht in Tokio erklärte Karpeles am Freitag wegen der Manipulation von Firmenaufzeichnungen für schuldig. Untreuevorwürfe gegen Karpeles wurden fallen gelassen.
Der 33-jährige Franzose hatte die Online-Tauschbörse Mt.Gox im Jahr 2011 gekauft und in den zwischenzeitlich größten Handelsplatz für Bitcoins verwandelt. Ursprünglich war die Seite ein Marktplatz für Karten des Spiels "Magic: The Gathering". 2014 meldete Mt.Gox Insolvenz an, nachdem 850 000 Einheiten der Kryptowährung verschwunden waren - damals hatten sie einen Wert von etwa 500 Millionen US-Dollar. Karpeles, der auch als "Baron des Bitcoin" bezeichnet wurde, stand unter Verdacht, mit dem Verschwinden der Bitcoins in Verbindung zu stehen.
Die Vorwürfe hatte Karpeles stets bestritten. Er entschuldigte sich lediglich dafür, dass die Vorfälle unter seiner Aufsicht passierten. Mt.Gox machte einen Hackerangriff für das Verschwinden der Bitcoins verantwortlich. Später wurden 200 000 der vermissten Bitcoins durch Zufall in einer elektronischen Geldbörse wiedergefunden. Mt.Gox und Mark Karpeles waren schon zuvor mangelnde Sicherheitsmaßnahmen und eine chaotische Geschäftsführung vorgeworfen worden.
Zu Beginn der Ermittlungen kooperierte Karpeles noch mit der Polizei in Tokio. Er beendete die Zusammenarbeit allerdings, als er selbst verdächtigt wurde. Nach einer ersten Festnahme wurde er auf Kaution freigelassen. Im Gerichtsverfahren, das im Juli 2017 begann, beteuerte er seine Unschuld. "Ich werde nicht ins Gefängnis gehen", sagte Karpeles noch vergangene Woche. Außerdem kritisierte er das japanische Justizsystem in Interviews mehrfach scharf: Er sei monatelang ohne Anwalt verhört und zum Unterzeichnen eines Geständnisses gezwungen worden. Nach eigenen Angaben verlor Karpeles in diesem "Albtraumprozess" erheblich an Gewicht.
Die Insolvenz von Mt.Gox verschaffte dem Enthusiasmus um die Digitalwährung 2014 einen erheblichen Dämpfer und stürzte den Bitcoin in eine Krise. Das Vertrauen in Tauschplätze schwand, nicht zuletzt auch wegen zahlreicher Hackerattacken und Betrugsversuchen von etlichen Pseudoanbietern. Monatelang zeigten die Bitcoin-Kurse in der Folge nach unten, was auch einen Schatten auf andere Kryptowährungen warf. Bis heute lastet der Fall laut Experten auf der Anlegerstimmung.
Die Grundidee der 2009 zu Zeiten der Finanzkrise gestarteten Bitcoins ist ein weitgehend anonymer Zahlungsverkehr, der unabhängig von Regierungen und Banken funktioniert. Fehlende Regulierung sorgt allerdings auch für erhebliche Risiken. Bitcoins werden durch komplexe Rechenprozesse am Computer erzeugt. Die Kryptowährung lässt sich auf Online-Handelsplätzen aber auch in Euro oder Dollar eintauschen.