PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben sich am Mittwoch nach dem schwachen Vortag wieder etwas aufrichten können. Der EuroStoxx 50 arbeitete sich bis zum Mittag auf ein kleines Plus von 0,23 Prozent auf 3797,82 Zähler vor. Große Kauflust zeigten Anleger damit jedoch nicht, nachdem die rekordhohe Inflation der Eurozone zuletzt abermals Rezessionsängste beschworen hatte. Auch flammten in diesem Zusammenhang wieder Spekulationen um eine womöglich straffere Gangart der Notenbanken auf.
Am Dienstag hatte diese Gemengelage der jüngsten Erholung im europäischen Leitindex ein jähes Ende gesetzt, letztlich hatte der EuroStoxx 50 den Mai mit einem kleinen Minus beendet. Marktkenner Andreas Lipkow von Comdirect sieht zwar weiterhin Erholungspotenzial, "dennoch findet derzeit ein Wettrennen zwischen Inflationsdynamik und Konjunkturstabilisierung in der EU statt." Schwache Stimmungsdaten aus der Eurozone und sinkende Einzelhandelsumsätze in Deutschland zeigten den Anlegern zur Wochenmitte jedoch, wie leicht zerbrechlich der Konjunkturaufschwung angesichts des Ukraine-Kriegs aktuell ist.
Auch die zahlreichen Corona-Lockerungen in China konnten den europäischen Aktien zur Wochenmitte nur wenig auf die Sprünge helfen, zumal sie von schwachen chinesischen Konjunkturdaten überschattet wurden. Entsprechend hielten sich auch an der Börse in Paris die Gewinne in Grenzen, der Cac 40 legte rund 0,30 Prozent zu. Der britische Leitindex FTSE 100 notierte dünn im Minus.
Derweil stabilisierten sich die Ölpreise, nachdem sie tags zuvor wegen der Aussicht auf ein vermindertes russisches Angebot durch neue EU-Sanktionen sprunghaft angezogen waren. In den Blick rückt nun das Ölkartell Opec+, das Berichten zufolge das Förderabkommen mit Russland aussetzen könnte.
Mit Blick auf die Sektoren zeigten sich zur Wochenmitte vor allem die Automobilwerte in Europa stark. Stellantis (NYSE:STLA) , Volkswagen (ETR:VOWG) und Mercedes (ETR:MBGn) Benz führten den EuroStoxx 50 mit Aufschlägen von bis zu zwei Prozent an. Schub brachten die tags zuvor bekannt gewordenen Pläne der chinesischen Regierung, die Autoindustrie im zweiten Halbjahr anzukurbeln.
Ölwerte (NYSE:XLE) zollten dagegen ihren Vortagesgewinnen Tribut, Totalenergies (EPA:TTEF) etwa mit rund eineinhalb Prozent Abschlag. Für andere Branchenmitglieder wie Eni (BIT:ENI) , Shell (ETR:R6C0) und BP (LON:BP) ging es moderat abwärts.
In der Schweiz drehten nach einem anfänglichen Kursprung um fast sieben Prozent die Aktien der Online-Apotheke Zur Rose (SIX:ROSEG) mit mehr als ein Prozent ins Minus. Sie hatten zunächst von den Fortschritten bei den Verhandlungen zur Einführung des E-Rezepts in Deutschland profitiert. Allerdings bleibt die Skepsis unter Anlegern nach dem jüngsten Verwirrspiel um den Zeitplan weiter groß, weshalb viele Investoren lieber Gewinne mitgenommen haben dürften.