Der schnelle Aufstieg von börsengehandelten Indexfonds (ETFs) ist manchen Beobachtern nicht geheuer. Sie sehen eine Blasenbildung oder die Gefahr von sich selbst verstärkenden Trends. So stieg das verwaltete Vermögen der Indexfonds im Zeitraum 2005 bis 2018 von 417 auf 4.685 Milliarden US-Dollar.
Aber sind traditionelle Fonds deshalb die bessere Wahl? Lass uns einmal vergleichen.
1) Risiken Keine Anlageform – weder ETFs noch traditionelle Fonds – sind frei von Risiken. So sind synthetische, gehebelte, Short-, Branchen- oder ETFs mit wenigen Werten risikoreicher als beispielsweise breit aufgestellte, physisch investierende und schon länger am Markt bestehende ETFs.
Gleiches gilt aber auch für traditionelle Fonds. Auch hier notiert noch so mancher Branchen- oder Regionenfonds weit unter seinen Allzeithochs. Hinzu kommt der Nachteil, dass die traditionellen Fonds in Summe meist sogar noch schlechter abschneiden als ihr Vergleichsindex.
Am Ende fokussiert sich der Anleger auf die möglichen Schwankungen einer Anlage und nimmt diese als Risiko wahr. Wenn man sich nun die historischen Crashs an den Aktienmärkten ansieht, können natürlich auch ETFs mit dem Markt starke Einbrüche verzeichnen. So ist der S&P500-Index in den 1930er-Jahren beispielsweise um über 80 % gefallen.
Der Markt ist generell irrational und bildet deshalb nie die tatsächlichen inneren Werte der Unternehmen ab. Deshalb gibt und gab es immer wieder starke Über- und Unterbewertungen. ETFs werden den Markt aus diesem Grund weder rationaler machen, noch werden sie Crashs besonders verstärken, denn auch schon vor ETFs gab es an den Märkten Einbrüche von über 80 %. Sie gehören zum Markt dazu und es wird sie auch zukünftig immer wieder geben.
Wer sich aber nun die Entwicklung von traditionellen Fonds in der Krise ansieht, wird feststellen, dass der Anleger damit auch nicht viel besser gefahren wäre. Es gibt also in beiden Lagern gute wie schlechte Fonds, sodass es am Ende auf die Auswahl und die eigene Depotzusammensetzung ankommt. Wer nur auf Aktienfonds oder -ETFs setzt, wird am Ende größere Schwankungen durchstehen müssen als ein Anleger, der über verschiedene Anlageklassen streut.
2) Chancen ETFs besitzen von vornherein einen wesentlichen Vorteil gegenüber traditionellen Fonds: Ihre jährlichen Gebühren betragen zum Teil nur ein Viertel. Und da die meisten Fondsmanager den Markt nicht übertreffen, schneiden die ETFs in Summe besser ab.
Aber natürlich gibt es auch (wie oben beschrieben) Ausnahmen von der Regel. So gibt es ETFs, die jeder Anleger strikt meiden sollte, und umgedreht existieren auch unter den traditionellen einige sehr gute Fonds. Ein Vergleich lohnt aber erst nach einer Boom- und Krisenphase, sodass man auch hier jüngere Exemplare meiden sollte.
Wer befürchtet, dass ETFs einen Crash verstärken oder auslösen könnten (welcher früher oder später mit oder ohne ETFs eintreten wird), kann aber auch in Strategie-ETFs investieren, wie ich sie schon häufiger vorgestellt habe. Sie wählen (ähnlich wie ein traditioneller Fonds) Aktien nach einer Strategie aus, die meist noch besser ist als der breite Markt. So sind beispielsweise Dividendenaristokraten-ETFs häufig sogar risikoärmer und renditestärker als so mancher Index.
Foolishes Fazit Pauschale Aussagen wie: ETFs sind besser als traditionelle Fonds oder umgedreht sind also falsch. Es kommt auf den Einzelfall und die Selektion nach spezifischen Kriterien an. Sind diese erfüllt, kann der Anleger in beiden Lagern gute Fonds für sein Depot finden.
Aktiencrashs gab es schon immer und sie werden uns auch zukünftig erhalten bleiben. Sie werden aber von der Wirtschaft und nicht von Fonds oder ETFs ausgelöst. Deshalb sollten Anleger, die extreme Schwankungen nicht mögen, breiter streuen und auch auf andere Anlageklassen setzen.
Motley Fool Deutschland 2019