New York, 21. Feb (Reuters) - Die EZB hat aus Sicht ihres Chefvolkswirts Philip Lane bei den Zinsen möglicherweise noch Spielraum nach unten. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei sich bewusst, dass es ein Niveau geben könnte, ab dem eine weitere Zinssenkung schädliche Auswirkungen habe, sagte Lane am Freitag auf einer Veranstaltung in New York. Unter anderem zeige aber das anhaltende Kreditwachstum im Euro-Raum, dass dieser sogannte "Umkehrzins" gegenwärtig nicht bindend sei. Zwar lasse das Kreditwachstum nach. Dies stehe aber im Einklang mit der Abkühlung der Konjunktur. "Und es gibt keine Anzeichen für Beschränkungen des Angebots, weil Banken versuchen, die Kreditvergabe zu drosseln."
Die EZB hat Lane zufolge aber die Gefahr genau im Blick, dass wegen der Negativzisen die Geldpolitik nicht mehr in der Realwirtschaft ankommt. Dabei wies er darauf hin, dass inzwischen ein Teil der Einlagen der Institute bei der Notenbank von den Negativzinsen ausgenommen ist. Die EZB hatte 2014 erstmals ihren Einlagenzins auf unter null Prozent gesenkt. Seitdem müssen Banken Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder über Nacht bei der Euro-Notenbank parken. Die Währungshüter wollen mit den Negativzinsen Geldhäuser dazu bewegen, dass sie statt Geld bei der Notenbank zu horten mehr Kredite an die Wirtschaft ausreichen. Aktuell liegt der Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent.
Die nächste Zinssitzung der EZB findet am 12. März in Frankfurt statt. Experten rechnen aktuell damit, dass die Notenbank ihre Füße stillhält. Es wird aber erwartet, dass die EZB ihre Konjunkturprognosen wegen des Ausbruch des Coronavirus in China senken könnte.