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Veröffentlicht am 11.12.2012, 17:17
Aktualisiert 11.12.2012, 17:20
NRZ: Die in Essen erscheinende Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung

(NRZ)schreibt zum Milliardenverlust bei Thyssen-Krupp und der

Diskussion um Aufsichtsratschef Gerhard Cromme:

Essen (ots) - Derart deutliche Worte wie sie gestern

Thyssen-Krupp-Chef Hiesinger fand, die hört man nur selten von

Vorständen. Hiesinger sprach von Fehlern, Vertuschen, und auch von

einem falschen Führungsverständnis in seinem Hause. Eine spannende

Frage ist, ob Hiesinger bei seiner deutlichen Kritik am

Führungsverhalten auch Aufsichtsrat Gerhard Cromme meinte. Denn

dieser war ja als Ober-Aufseher dabei, als etwa die teuren

Amerika-Pläne in die Tat umgesetzt wurden. Kein Wunder, dass der

Druck auf Cromme durch einige Aktionärsvertreter wächst. Wer für

eine neue Führungskultur und für Transparenz eintritt, der muss alle

Verantwortlichkeiten benennen. Auch wenn sie ganz oben an der Spitze

stehen. Man darf Hiesinger abnehmen, dass er bei Thyssen-Krupp in der

schwersten Krise der Firmengeschichte aufräumen will. Drei Vorstände

mussten schon gehen. Der Konzern weist für 2012 sage und schreibe

fünf Milliarden Euro Verlust aus, die Dividende ist erstmals

gestrichen. Vor allem der dilettantisch betriebene Bau von

Stahlwerken in Nord- und Südamerika trieb die Kosten in enorme Höhen.

Die Werke können nur noch verramscht werden, obgleich sie nur

teilweise abgeschrieben sind. Das ist Trauerspiel für die Tausenden

Stahlmitarbeiter an Rhein und Ruhr. Sie müssen bluten für das

'Abenteuer Amerika'. Denn jetzt ist kein Geld mehr da für nötige

Investitionen etwa in Duisburg, wo nach wie vor mit dem Stahl Geld

verdienst wird. Zum Beispiel mit Premium-Stahl, bei dem deutsche

Technologie noch welt-führend dasteht. Die Mitarbeiter machen sich

also berechtigte Sorgen. Und da ist es nur wenig beruhigend, dass die

Bundesregierung das Kurzarbeitergeld für Stahl-Beschäftigte auf zwölf

Montate verlängern will. Dass der Thyssen-Krupp-Chef gestern den

Bereich Stahl ausdrücklich als Teil des Unternehmens bezeichnete, ist

nur bedingt eine gute Nachricht. Denn wie lange dieses Bekenntnis

gilt, wird der Zahlenmensch Hiesinger ganz sicher von der

wirtschaftlichen Entwicklung im Stahlgeschäft abhängig machen. Für

ein emotionales 'Ja' zum Stahl ist der 'Aufräumer' nicht zu haben.

Originaltext: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung

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