von Geoffrey Smith
Investing.com - China erhöht die Liquidität, was die Ölpreise auf ein Fünfmonatshoch drückte (wenn auch nur kurz). Die politische Instabilität in Europa wird schlimmer, als der weißrussische Präsident die Demonstranten auffordert, ihn zu töten, wenn sie Neuwahlen wollen. Aktien werden voraussichtlich dennoch höher in den Handel starten und sich nicht über die US-Wahlen im November oder die Absage der Handelsgespräche zwischen den USA und China kümmern. Folgendes sollten Sie am Montag, dem 17. August, über das Geschehen an den Finanzmärkten wissen.
1. Chinesische Notenbank pumpt erneut Milliarden in den Markt
Chinas Aktienmärkte stiegen, nachdem die Zentralbank über eine 12-monatige Kreditfazilität rund 100 Milliarden US-Dollar an Liquidität in ihren Geldmarkt gepumpt hatte.
Die Netto-Liquiditätszufuhr ist geringer als es die Zahl vermuten lässt, da rund drei Viertel des Betrags Kredite an Geschäftsbanken ersetzen, die in den nächsten 10 Tagen fällig werden.
Die Marktteilnehmer interpretierten den Schritt als Zeichen dafür, dass Chinas Zentralbank weiterhin bereit ist, die Geldpolitik noch stärker zu lockern, falls die wirtschaftliche Erholung ins Stocken gerät.
Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Daten zeigten, dass sich Chinas Konjunktur im Juli abkühlte, das Wachstum der Industrieproduktion sich verlangsamt und die Einzelhandelsumsätze immer noch unter dem Niveau des Vorjahres liegen.
2. USA und China streichen potentiell unangenehme Überprüfung des Handelsabkommens
Chinesische Aktien in den USA stehen dennoch weiterhin unter Druck, nachdem Präsident Donald Trump während seiner Pressekonferenz am Sonnabend geäußert hatte, dass er neue Maßnahmen gegen sie „prüft“. Die ADRs von Alibaba (NYSE:BABA) fielen im vorbörslichen Handel um 1,2%.
Am Wochenende stellte sich heraus, dass die USA und China die Gespräche über die Umsetzung ihres Phase-1-Handelsabkommens verschoben haben. Die chinesischen Käufe von US-Produkten beliefen sich kaum auf die Hälfte der im Januar zugesagten Höhe, was nicht zuletzt auf die Pandemie zurückzuführen ist, die die chinesische Nachfrage nach Öl, Flüssigerdgas und landwirtschaftlichen Produkten zumindest vorübergehend sinken ließ.
3. Wall Street weiter im Höhenflug
Die US-Aktien werden voraussichtlich leicht höher in den Handelstag starten. Es gibt nur wenige klare Treiber, außer vielleicht die Erleichterung darüber, dass die USA es vermieden haben, die Nichteinhaltung des Handelsabkommens zwischen den USA und China anerkennen zu müssen. Das erspart es der Regierung, ihre Drohungen mit wirtschaftlich schädlicheren Zöllen vor den Wahlen im November wahr machen zu müssen.
Der Dow Jones Future steigt um 59 Punkte oder 0,2%, während der S&P 500 Future um 0,3% zulegt und der Nasdaq 100 Future gut 0,6% höher steht.
Gleichzeitig ist das Volatilitätsbarometer VIX auf den niedrigsten Stand seit Ausbruch der Pandemie im März gefallen.
Die Berichtssaison neigt sich derweil dem Ende zu. Mehr als 90% der S&P 500-Unternehmen haben bereits Zahlen gemeldet. Die Gewinne sind im Durchschnitt um 53% gegenüber dem Vorjahr gesunken, während der Umsatz um 11% zurückgegangen ist. Die Zahlen unterstreichen, wie stark die Sommerrallye den massiven Impulsen der Federal Reserve und der Regierung zu verdanken ist. Insbesondere Ersteres hat es den Aktienanalysten ermöglicht, ihre Kursziele auf der Annahme von nahezu kostenlosem Geld nach oben zu setzen.
Um 16.00 Uhr steht mit dem NAHB-Hauspreisindikator der einzige relevante Konjunkturindikator auf der Agenda. Über Nacht bestätigte Japan einen etwas geringeren Rückgang des BIP im zweiten Quartal als in Europa und den USA.
4. Russland unterstützt Lukaschenko
Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko sagte den Demonstranten, dass sie ihn töten müssten, um Neuwahlen zu erzwingen, und zwar einen Tag, nachdem das osteuropäische Land Zeuge der bisher größten Demonstration wurde, bei der sein Rücktritt gefordert wurde.
Lukaschenkos Äußerungen erfolgten nach einem Telefongespräch am Wochenende mit Wladimir Putin, dem mächtigsten Verbündeten und größten Gläubiger des Präsidenten von Weißrussland. Beide Seiten äußerten sich unterschiedlich zu dem Anruf, wobei Belarus erklärte, Russland habe militärische Unterstützung zugesagt, um Lukaschenko an der Macht zu halten (der Kreml hat ihn als legitimen Sieger der Wahlen vom vergangenen Wochenende anerkannt). Der Kreml räumte vertraglich lediglich ein, dass Weißrussland "externe Faktoren" zur Destabilisierung des Landes geltend gemacht habe.
Die EU-Außenminister, die sich bei einem Treffen am Freitag weigerten, die Wahlergebnisse anzuerkennen, beriefen für Mittwoch eine weitere Dringlichkeitssitzung ein. Die Börsen in Polen und Russland verloren am Montag 0,9% bzw. 0,3%.
5. Ölpreise entfernen sich von Fünfmonatshochs
Die Ölpreise zogen sich zurück, nachdem sie am Wochenende als Reaktion auf Chinas jüngste Konjunkturmaßnahmen den höchsten Stand seit Ausbruch der Pandemie erreicht hatten.
Die Preise wurden durch Anzeichen eines weiteren Rückgangs der US-Bohranlagen gestützt. So fiel die von Baker Hughes ermittelte Zahl der aktiven Bohranlagen in den USA um weitere 4 auf ein neues Mehrjahrestief von 172.
Die spekulativen Netto-Longpositionen auf Rohöl fielen den Daten der CFTC zufolge in der vergangenen Woche um 16.000 Kontrakte.
Der US-Ölpreis WTI verbilligte sich um 0,1% auf 41,97 dollar pro Barrel, während die internationale Benchmark Brent um 0,2% auf 44,70 Dollar pro Barrel fiel.