Frankfurt (Reuters) - Nach den Kursverlusten zum Wochenanfang nutzen einige Anleger die Gelegenheit zum Wiedereinstieg in die europäischen Aktienmärkte.
Dax und EuroStoxx50 lagen am Mittwochnachmittag je 0,2 Prozent höher bei 13.224 und 3613 Punkten. Weiter sorge der Anstieg der Renditen für Nervosität, sagten Börsianer. Zudem warteten viele auf die Ergebnisse der Zinssitzung der US-Notenbank nach Handelsschluss in Europa, auch wenn keine Zinserhöhung erwartet werde. Die erste Rede von US-Präsident Donald Trump zur Lage der Nation sei neutral aufgenommen worden. "Bei den Anlegern herrschte Erleichterung darüber, dass sich Trump zum Thema Außenhandel zurückhielt", sagte Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader.
Auch für die Wall Street signalisierten die US-Futures Kursgewinne von bis zu 0,8 Prozent. Der Dow Jones war am Dienstag um 1,4 Prozent gefallen nach einem Minus von 0,7 Prozent am Montag - das war der größte Zwei-Tages-Verlust seit September 2016.
Kopfschmerzen bereitete Investoren der Anstieg der Anleihe-Renditen. So muss Deutschland erstmals seit Sommer 2015 den Anlegern für eine fünfjährige Anleihe wieder Zinsen zahlen. In den USA kletterte die Rendite der zehnjährigen US-Bonds im Januar auf etwa 2,7 von 2,4 Prozent. Das ist das größte Monatsplus seit mehr als einem Jahr. Daher wollten viele Börsianer die letzte Sitzung unter Leitung der Fed-Chefin Janet Yellen am Abend (MEZ) abwarten. Zwar gilt eine Zinserhöhung als ausgeschlossen. Doch dürfte die Fed Kurs auf eine Zinsanhebung im März halten, sagte ein Händler.
An der andauernden Dollar-Schwäche dürfte die Fed wenig ändern können, erklärte Commerzbank-Strategin Esther Reichelt. Somit gab die US-Währung wieder nach. Der Euro stieg um einen knappen halben US-Cent auf 1,2447 Dollar. Die ADP-Daten vom privaten Arbeitsmarkt fielen etwas besser als erwartet aus , hatten zunächst aber keinen großen Einfluss auf die Kurse.
PROGNOSESENKUNG DRÜCKT INFINEON - ERLEICHTERUNG ÜBER SIEMENS
Im Dax verloren die Infineon-Titel zeitweise 3,8 Prozent. Der Chip-Hersteller steigerte zwar den Quartalsgewinn überraschend stark, senkte aber wegen der aktuellen Dollar-Schwäche seine Umsatzziele für das Gesamtjahr. Die Titel von Siemens (DE:SIEGn) stiegen am Tag der Hauptversammlung dagegen um 1,5 Prozent. Zwar ging der Gewinn zurück, aber der Auftragseingang zog an. Im SDax gab es bei den Aktionären von Washtec lange Gesichter: Der Waschanlagenbauer hatte bei den Aufträgen in Nordamerika einen kräftigen Dämpfer erhalten. Die Aktien sackten um fast 14 Prozent ab.
In Stockholm sorgte ein überraschend hoher Quartalsgewinn bei Elecrolux für strahlende Gesichter: Die Aktien der AEG-Mutter stiegen um über sechs Prozent. Auch die Zahlen von Volvo kamen gut an: Der Lkw-Hersteller profitierte von einem Nachfrageboom und einer überraschend starke Auftragslage. Die Titel legten 4,5 Prozent zu.
Auf Talfahrt gingen dagegen die Papiere von H&M, die um neun Prozent auf ein Neun-Jahres-Tief von 141,62 Kronen abstürzten. Der Modehändler hatte seine Umsatzprognose gekappt, nachdem der Gewinn im Berichtsquartal um ein Drittel weggebrochen war. Aus dem Depot warfen die Anleger zudem Ericsson. Der Netzwerkausrüster hatte einen überraschend hohen Verlust ausgewiesen. Die Papiere brachen ebenfalls um über neun Prozent ein.
(Reporter: Andrea Lentz unter Mitarbeit von Hakan Ersen und Anika Ross, redigiert von Christina Amann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069 - 7565 1236 oder 030 - 2888 5168.)