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APA ots news: EU reformiert ihre wirtschaftspolitische Steuerung

Veröffentlicht am 23.01.2012, 09:52
OeNB-Publikation Geldpolitik und Wirtschaft 4/2011 zu

EU-Governance

Wien (APA-ots) - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) legt ein

Schwerpunktheft zur neuen wirtschaftspolitischen

Steuerungsarchitektur der Europäischen Union vor. Kernstück der

Neugestaltung ist neben einer verstärkten Vorabkoordinierung der

Wirtschafts- und Haushaltspolitiken der EU, die intensivierte und

integrierte Überwachung der nationalen Budgetpolitik sowie der

Makroökonomie und der Strukturpolitik. Die neue Steuerungsarchitektur

soll eine solide Fiskalpolitik in den EU-Mitgliedstaaten sowie

Fortschritte bei der Wachstumsstrategie 'Europa 2020' sichern.

Beinahe zwei Jahre rangen die Wirtschafts- und Finanzminister der

EU-Mitgliedstaaten (Ecofin-Rat) um eine Reform der

wirtschaftspolitischen Steuerungsarchitektur für Europa. Im November

2011 konnte eine Einigung formell verabschiedet werden. Notwendig

wurde dies durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise und ihre

Folgen, die Schwächen der bisherigen wirtschafts- und

fiskalpolitischen Steuerung der EU offenkundig machten. Schon vor dem

Ausbruch der Krise im Jahr 2008 ließen es viele Mitgliedstaaten der

EU bzw. der Währungsunion trotz eines bestehenden europäischen

Fiskalrahmens - der sogenannten Maastricht-Kriterien - an Disziplin

fehlen. Die Finanz- und Wirtschaftskrise mündete nicht zuletzt

deswegen in einer Staatsschuldenkrise. Zudem war auch die

wirtschaftspolitische 'Methode der offenen Koordinierung' zur

Umsetzung der Lissabon-Strategie, die die EU bis zum Jahr 2010 zum

wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum der Welt

machen sollte, ebenfalls wenig effektiv. Aufkeimenden

makroökonomischen Ungleichgewichten, die das Funktionieren der

Wirtschaft einzelner Länder des Euro-Währungsgebiets oder der

gesamten Union beeinträchtigen können, wurde vor Ausbruch der Krise

kaum bzw. zu wenig Augenmerk geschenkt. Darüber hinaus hat es im

Vertrag von Lissabon keine ausreichenden institutionellen und

wirtschaftspolitischen Vorkehrungen zur Prävention und Bewältigung

von Banken- und Staatsschuldenkrisen in der EU gegeben.

Angesichts dieser Erkenntnisse wurde eine Reform der

wirtschaftspolitischen Steuerung der EU vereinbart, die mehrere

Reformblöcke umfasst:

- Erstens werden durch das sogenannte Europäische Semester die

wirtschafts- und haushaltspolitischen Überwachungsmaßnahmen der EU

zeitlich besser auf die nationalen Haushaltsverfahren abgestimmt und

inhaltlich besser verzahnt.

- Zweitens wird dem europäischen Fiskalrahmen 'mehr Biss' verliehen,

da sowohl der präventive als auch der korrektive Arm des Stabilitäts-

und Wachstumspakts (SWP) gestärkt werden und dem Monitoring der

nationalen Fiskalrahmen mehr Bedeutung zukommt.

- Drittens wird über die Haushaltsüberwachung hinausgehend eine

Überwachung makroökonomischer Ungleichgewichte eingeführt. Damit soll

das Aufkommen derartiger Ungleichgewichte auf Basis spezifischer

Indikatoren, verbunden mit einem stringenten Überwachungsmechanismus,

frühzeitig erkannt werden. Dies wird insbesondere dazu beitragen,

nicht tragfähige Schuldenpositionen im privaten und öffentlichen

Sektor, im Finanzsektor und gegenüber Drittstaaten, zu verhindern

bzw. zu korrigieren.

- Viertens zielt die EU-weite Überwachung von Strukturreformen in den

Mitgliedstaaten darauf ab, tatsächliche Fortschritte in Richtung der

in der 'Europa 2020'-Strategie angepeilten Ziele für intelligentes,

nachhaltiges und integratives Wachstum zu erreichen.

Darüber hinaus wird mit der Errichtung des Europäischen

Stabilitätsmechanismus (ESM) ein permanenter finanzieller

Schutzschirm für die Länder des Euro-Währungsgebiets ins Leben

gerufen und damit ein wichtiger Schritt in Richtung einer

finanziellen Solidargemeinschaft gesetzt.

Angesichts der Komplexität dieser Governance-Reform widmet die

OeNB die aktuelle Ausgabe ihrer Quartalspublikation 'Geldpolitik &

Wirtschaft' diesem Themenkomplex. In zahlreichen Einzelbeiträgen wird

ein umfassender Einblick in die neue Steuerungsarchitektur der EU

gegeben. Ebenfalls werden die hinter den Neuregelungen stehenden

Intentionen und Zielsetzungen dargelegt. Dieses Schwerpunktheft

entstand aus einer institutionenübergreifenden Kooperation der OeNB

mit den Ministerien für Finanzen und wirtschaftliche Angelegenheiten

sowie dem Bundeskanzleramt.

Rückfragehinweis:

Oesterreichische Nationalbank

Dr. Christian Gutlederer

Pressesprecher

Tel.: (+43-1) 404 20-6609

mailto:christian.gutlederer@oenb.at

www.oenb.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/156/aom

*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER

INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***

OTS0047 2012-01-23/09:46

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