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Veröffentlicht am 28.04.2012, 19:34
APA ots news: 'Kleine Zeitung' Kommentar: 'Ende der Dunkelkammer' (Von Hubert Patterer)

Ausgabe vom 29.4.2012

Graz (APA-ots) - Das Bild von der unfähigen Regierung ist

unpräzis. Wenn sie will, kann sie. Aber selbst diesen Satz muss man

noch einmal konditional zuschleifen: Wenn sie zum Wollen gezwungen

wird, kann sie. Ohne Damoklesschwert ist sie untauglich. Beim

Sparpaket hieß es Standard & Poor's, beim Transparenz-Gesetz waren es

die Meinungsforscher, die der Regierung Ungemach verhießen und Beine

machten. So tickt diese Regierung. Bei ihr greift die Pädagogik des

19. Jahrhunderts.

Für das Transparenz-Paket gebührt der Koalition Lob _ ungeachtet der

wenigen Schönheitsfehler: Auch bei einem Staatsanteil von weniger als

50 Prozent sollten Unternehmen keiner Partei bare Freundschaft

erweisen dürfen. Und dass die Zuständigkeit für Bußgelder im Amt des

Bundeskanzlers angesiedelt ist und nicht bei einer unabhängigen

justiznahen Behörde, untergräbt die Redlichkeit des Bemühens. In

Summe ist das Gesetzes-Paket eine respektable Reparatur-Arbeit.

Es gilt, einen Missstand zu beseitigen: die Parteikassen als

Dunkelkammer. Aus welchen Kanälen und Umleitungen wie viel zufließt,

blieb der Öffentlichkeit bis dato verborgen. Das war vordemokratisch.

Wer für die Caritas spendet, will anderen helfen. Wer für eine Partei

spendet, will sich helfen. Man spendet tendenziell in eigennütziger

Absicht. Dieses selbstbezogene Interesse (einer Firma oder Person)

muss noch nicht per se anrüchig sein, aber die Öffentlichkeit muss

davon Kenntnis haben. Für diesen Minimalstandard an Klarsicht schafft

das Gesetz die Voraussetzung.

In der Grauzone zwischen Politik und Wirtschaft werden Laternen

aufgestellt. Es wird besser überprüfbar sein, woher Gelder fließen

und wie eine Partei damit politisch umgeht. Der Eindruck, diese

Republik sei käuflich, war bedrückend. Er unterspült die Fundamente

einer Demokratie und vergiftet das Vertrauen in sie. Das

Gesetzespaket ist ein erstes, taugliches Gegengift.

Welche reinigende Kraft es gegenüber den Handelnden entfalten wird,

muss sich freilich erst weisen. Das Bewusstsein dafür, dass man als

Mandatar dem bonum commune, dem Gemeinwohl, verpflichtet ist und

nicht einer Glückspielfirma, einem Immo-Riesen oder einer

Telefongesellschaft, diese Selbstverpflichtung kann kein Gesetz

diktieren, sondern nur das eigene moralische Koordinatensystem. Was

mit dem Gesetz einhergehen muss, ist eine neue Haltung gegenüber dem

Staat, eine Achtung, die ohne Eigennutz auskommt. Aus dem Staat

rauszuholen, was geht, darf kein Ausweis von Gerissenheit sein, nicht

in der Politik, nicht in der Wirtschaft und auch nicht unter den

Bürgern.*****

Rückfragehinweis:

Kleine Zeitung, Redaktionssekretariat, Tel.: 0316/875-4032, 4033, 4035, 4047, mailto:redaktion@kleinezeitung.at, http://www.kleinezeitung.at

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OTS0083 2012-04-28/19:27

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