Berlin (Reuters) - Die deutsche Industrie sitzt trotz des zuletzt schwächeren Neugeschäfts auf einem dicken Auftragspolster.
Im Juli nahm der Auftragsbestand um 0,3 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Die Reichweite betrug damit rund 5,6 Monate: Selbst wenn von heute auf morgen kein Neugeschäft mehr zustände käme, könnten die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes theoretisch knapp ein halbes Jahr weiter produzieren, ohne Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen. Eine größere Reichweite gab es noch nie seit Beginn der Statistik 2015. Die nicht erledigten Bestellungen aus dem Inland erhöhten sich um 0,5 Prozent, die aus dem Ausland um 0,2 Prozent.
Allerdings rechnen Experten damit, dass das Polster in den kommenden Monaten dünner werden kann. Grund ist das schwächelnde Neugeschäft: In sechs der vergangenen sieben Monate sanken die Industrieaufträge. Ein Grund dafür dürften weltweit zunehmende Handelshemmnisse sein. Der näher rückende EU-Austritt Großbritanniens und die Krise großer Schwellenländer wie der Türkei könnten die Flaute verlängern.
Besonders gut gefüllt sind die Orderbücher derzeit bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen: Hier reicht der Auftragsbestand 7,6 Monate. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern wie Chemikalien lag die Reichweite bei 3,1 Monaten und im Bereich der Konsumgüter bei 2,0 Monaten.