(In der Überschrift wurde ein Tippfehler entfernt)
BERLIN/ROM/ATHEN (dpa-AFX) - Italien und Spanien haben den ersten Euro-Härtetest im neuen Jahr bestanden - aber der griechische Krisenherd flammt wieder einmal auf. In Athen ist der rettende Schuldenschnitt und damit die Zukunft des Landes in Gefahr. Während Rom und Madrid über 20 Milliarden Euro frisches Geld am Kapitalmarkt einsammeln konnten, warnte Griechenlands Regierung vor neuen Finanzlöchern, wenn nicht alle Investoren beim notwendigen Schuldenerlass mitziehen.
'Dies könnte der Fall sein, wenn nicht 100 Prozent der Halter griechischer Staatsanleihen am Schuldenschnitt teilnehmen', sagte Vizefinanzminister Filippos Sachinidis am Donnerstag im griechischen Radio. 'Dann wird eine zusätzliche Unterstützung von den Partnern (im Euroland) nötig sein'.
PROBLEME BEIM SCHULDENSCHNITT
Auf den 50-prozentigen Schnitt hatte sich Griechenland mit den EU-Staats- und Regierungschefs und den Gläubigern im Herbst im Grundsatz verständigt. Seitdem wird um Details gerungen. Donnerstag traf der Chef des Internationalen Bankenverbandes (IIF), Charles Dallara, in Athen Regierungschef Lucas Papademos und Finanzminister Evangelos Venizelos. Erklärungen gab es anschließend nicht.
In Bankenkreisen heißt es, die Verhandlungen kämen nur schleppend voran. Das widerspricht offiziellen Beteuerungen: Enge Mitarbeiter von Papademos sagten der dpa, die Verhandlungen verliefen gut. Wann mit einem Abschluss zu rechnen sei, wollten sie aber nicht sagen. Die griechische Presse berichtet seit Tagen, dass zwar die meisten Banken den Schuldenschnitt akzeptierten. Viele Hedge-Fonds weigerten sich aber, weil sie entweder als Trittbrettfahrer auf die volle Auszahlung griechischer Schulden setzten oder auf Ausfallversicherungen (CDS) spekulierten, mit denen sie von der Staatspleite profitieren könnten.
ATHEN ÜBERSCHATTEN ERFOLG VON ITALIEN UND SPANIEN
Sparkassenpräsident Heinrich Haasis verlangte Klarheit: Die Sparkassen-Finanzgruppe könne sich nicht vorstellen, freiwillig noch höhere Forderungsverzichte zu akzeptieren. Zuletzt war wiederholt spekuliert worden, der Schuldenschnitt könnte auf einen Forderungsausfall von mehr als 50 Prozent hinauslaufen. 'Das ganze Verfahren dauert bereits seit dem EU-Gipfel im Oktober 2011 und damit viel zu lange', kritisierte Haasis. Die Umschuldung gilt als entscheidender Baustein für das zweite, 130 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland und soll die Schuldenlast um rund 100 Milliarden Euro erleichtern.
Die Nachrichten aus Athen überschatten den Erfolg von Italien und Spanien am Kapitalmarkt. Händler sahen die Emissionen als Bestätigung des positiven Trends an den sogenannten Sekundärmärkten, wo bereits ausgegebene Anleihen gehandelt werden. Dort waren die Renditen zuletzt wieder gefallen, nachdem sie 2011 auf ein Niveau gestiegen waren, das Experten für langfristig nicht erträglich halten. 'Die heutigen Auktionen sind sowohl hinsichtlich der Nachfrage als auch in Bezug auf die Finanzierungskosten extrem positiv zu bewerten', kommentierten die Anleihe-Experten der Großbank UniCredit.
HOFFNUNGEN AUF EIN BALDIGES ENDE DER SCHULDENKRISE VERFRÜHT
Aber nicht nur wegen Griechenlands ungelöster Haushaltsprobleme dürften Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Schuldenkrise verfrüht sein. Für das hoch verschuldete Italien war die Kapitalaufnahme erst der Auftakt: Das Land muss sich allein in diesem Jahr mehr als 300 Milliarden Euro frisches Geld beschaffen, um auslaufende Schulden zurückzahlen zu können.
Insgesamt nahm Italien die angepeilten 12 Milliarden Euro durch die Ausgabe von Geldmarktpapieren auf - mit zum Teil mehr als zwei Prozentpunkten niedrigeren Zinsen als im Dezember. Die Refinanzierung ist damit so günstig wie seit gut einem halben Jahr nicht mehr. Derweil sammelte Spanien mit 10 Milliarden Euro sogar doppelt so viel ein wie geplant. Auch Madrid muss dafür erheblich weniger bezahlen als noch im Dezember. An der Börse lösten die erfolgreichen Anleiheauktionen Kursgewinne aus. 'Die Wirkung der Eurokrise nimmt langsam ab', sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank.
NEUEN VERTRAG FÜR MEHR HAUSHALTSDISZIPLIN
Während Vertreter der 27 EU-Regierungen in Brüssel über den neuen Vertrag für mehr Haushaltsdisziplin in Eurozone und EU berieten, warnte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Kopenhagen vor einer Spaltung der EU. 'Wir bedauern jede Entwicklung, die zu einer Spaltung Europas führen könnte. Das wäre sehr schädlich für unser gemeinsames Ziel', sagte er. Der 'Fiskalpakt' soll im März unterzeichnet werden. Er sieht Verpflichtungen zum Einhalten von Defizit- und Schuldenobergrenzen vor. Großbritannien nimmt zwar an den Verhandlungen teil, wird aber nicht unterzeichnen. Auch in Tschechien regt sich Widerstand. Präsident Vaclav Klaus will ihn auf nicht unterschreiben, die Regierung verhält sich zweideutig.
Die EZB widerstand vorerst dem Ruf nach noch niedrigeren Zinsen im Euroraum und ließ den Leitzins auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Wegen der schwächelnden Konjunktur gibt es Forderungen, den wichtigsten Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft im Euroraum weiter zurückzunehmen und erstmals seit Einrichtung der EZB 1998 unter die Marke von 1,0 Prozent zu senken./mmb/tt/eb/bgf/jsl/ben/DP/jkr
BERLIN/ROM/ATHEN (dpa-AFX) - Italien und Spanien haben den ersten Euro-Härtetest im neuen Jahr bestanden - aber der griechische Krisenherd flammt wieder einmal auf. In Athen ist der rettende Schuldenschnitt und damit die Zukunft des Landes in Gefahr. Während Rom und Madrid über 20 Milliarden Euro frisches Geld am Kapitalmarkt einsammeln konnten, warnte Griechenlands Regierung vor neuen Finanzlöchern, wenn nicht alle Investoren beim notwendigen Schuldenerlass mitziehen.
'Dies könnte der Fall sein, wenn nicht 100 Prozent der Halter griechischer Staatsanleihen am Schuldenschnitt teilnehmen', sagte Vizefinanzminister Filippos Sachinidis am Donnerstag im griechischen Radio. 'Dann wird eine zusätzliche Unterstützung von den Partnern (im Euroland) nötig sein'.
PROBLEME BEIM SCHULDENSCHNITT
Auf den 50-prozentigen Schnitt hatte sich Griechenland mit den EU-Staats- und Regierungschefs und den Gläubigern im Herbst im Grundsatz verständigt. Seitdem wird um Details gerungen. Donnerstag traf der Chef des Internationalen Bankenverbandes (IIF), Charles Dallara, in Athen Regierungschef Lucas Papademos und Finanzminister Evangelos Venizelos. Erklärungen gab es anschließend nicht.
In Bankenkreisen heißt es, die Verhandlungen kämen nur schleppend voran. Das widerspricht offiziellen Beteuerungen: Enge Mitarbeiter von Papademos sagten der dpa, die Verhandlungen verliefen gut. Wann mit einem Abschluss zu rechnen sei, wollten sie aber nicht sagen. Die griechische Presse berichtet seit Tagen, dass zwar die meisten Banken den Schuldenschnitt akzeptierten. Viele Hedge-Fonds weigerten sich aber, weil sie entweder als Trittbrettfahrer auf die volle Auszahlung griechischer Schulden setzten oder auf Ausfallversicherungen (CDS) spekulierten, mit denen sie von der Staatspleite profitieren könnten.
ATHEN ÜBERSCHATTEN ERFOLG VON ITALIEN UND SPANIEN
Sparkassenpräsident Heinrich Haasis verlangte Klarheit: Die Sparkassen-Finanzgruppe könne sich nicht vorstellen, freiwillig noch höhere Forderungsverzichte zu akzeptieren. Zuletzt war wiederholt spekuliert worden, der Schuldenschnitt könnte auf einen Forderungsausfall von mehr als 50 Prozent hinauslaufen. 'Das ganze Verfahren dauert bereits seit dem EU-Gipfel im Oktober 2011 und damit viel zu lange', kritisierte Haasis. Die Umschuldung gilt als entscheidender Baustein für das zweite, 130 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland und soll die Schuldenlast um rund 100 Milliarden Euro erleichtern.
Die Nachrichten aus Athen überschatten den Erfolg von Italien und Spanien am Kapitalmarkt. Händler sahen die Emissionen als Bestätigung des positiven Trends an den sogenannten Sekundärmärkten, wo bereits ausgegebene Anleihen gehandelt werden. Dort waren die Renditen zuletzt wieder gefallen, nachdem sie 2011 auf ein Niveau gestiegen waren, das Experten für langfristig nicht erträglich halten. 'Die heutigen Auktionen sind sowohl hinsichtlich der Nachfrage als auch in Bezug auf die Finanzierungskosten extrem positiv zu bewerten', kommentierten die Anleihe-Experten der Großbank UniCredit.
HOFFNUNGEN AUF EIN BALDIGES ENDE DER SCHULDENKRISE VERFRÜHT
Aber nicht nur wegen Griechenlands ungelöster Haushaltsprobleme dürften Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Schuldenkrise verfrüht sein. Für das hoch verschuldete Italien war die Kapitalaufnahme erst der Auftakt: Das Land muss sich allein in diesem Jahr mehr als 300 Milliarden Euro frisches Geld beschaffen, um auslaufende Schulden zurückzahlen zu können.
Insgesamt nahm Italien die angepeilten 12 Milliarden Euro durch die Ausgabe von Geldmarktpapieren auf - mit zum Teil mehr als zwei Prozentpunkten niedrigeren Zinsen als im Dezember. Die Refinanzierung ist damit so günstig wie seit gut einem halben Jahr nicht mehr. Derweil sammelte Spanien mit 10 Milliarden Euro sogar doppelt so viel ein wie geplant. Auch Madrid muss dafür erheblich weniger bezahlen als noch im Dezember. An der Börse lösten die erfolgreichen Anleiheauktionen Kursgewinne aus. 'Die Wirkung der Eurokrise nimmt langsam ab', sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank.
NEUEN VERTRAG FÜR MEHR HAUSHALTSDISZIPLIN
Während Vertreter der 27 EU-Regierungen in Brüssel über den neuen Vertrag für mehr Haushaltsdisziplin in Eurozone und EU berieten, warnte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Kopenhagen vor einer Spaltung der EU. 'Wir bedauern jede Entwicklung, die zu einer Spaltung Europas führen könnte. Das wäre sehr schädlich für unser gemeinsames Ziel', sagte er. Der 'Fiskalpakt' soll im März unterzeichnet werden. Er sieht Verpflichtungen zum Einhalten von Defizit- und Schuldenobergrenzen vor. Großbritannien nimmt zwar an den Verhandlungen teil, wird aber nicht unterzeichnen. Auch in Tschechien regt sich Widerstand. Präsident Vaclav Klaus will ihn auf nicht unterschreiben, die Regierung verhält sich zweideutig.
Die EZB widerstand vorerst dem Ruf nach noch niedrigeren Zinsen im Euroraum und ließ den Leitzins auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Wegen der schwächelnden Konjunktur gibt es Forderungen, den wichtigsten Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft im Euroraum weiter zurückzunehmen und erstmals seit Einrichtung der EZB 1998 unter die Marke von 1,0 Prozent zu senken./mmb/tt/eb/bgf/jsl/ben/DP/jkr