Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal erstmals seit dreieinhalb Jahren geschrumpft.
Sinkende Exporte und eine geringere Kauflust der Verbraucher ließen das Bruttoinlandsprodukt von Juli bis September um 0,2 Prozent zum Frühjahr sinken. "Das ist im Vorquartalsvergleich der erste Rückgang seit dem ersten Quartal 2015", teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in einer Schätzung mit. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,1 Prozent gerechnet. Noch im zweiten Quartal hatte Europas größte Volkswirtschaft um kräftige 0,5 Prozent zugelegt, zu Jahresbeginn um 0,4 Prozent.
"Der leichte Rückgang war vor allem auf die außenwirtschaftliche Entwicklung zurückzuführen", erklärten die Statistiker. So wurde weniger exportiert, aber mehr importiert. "Aus dem Inland kamen gemischte Signale." Während sowohl in Ausrüstungen wie Maschinen als auch in Bauten mehr Geld gesteckt wurde, sanken die privaten Konsumausgaben. Der Staatskonsum legte leicht zu.
"Der Rückgang ist ein Ausrutscher und nicht der Beginn einer Rezession", sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit (MI:CRDI), Andreas Rees. "Mehrere Sonderfaktoren haben die Wirtschaft nach der Sommerpause gedrückt." Die Ansicht teilen andere Experten. "Deutschland hat kein Konjunkturproblem, sondern ein Automobilproblem", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Aufgrund der schleppenden Zertifizierung der Automobiltypen musste die Automobilproduktion spürbar gedrosselt werden, mit Kollateralschäden auch für andere Branchen." Die Branche hat Probleme bei der Umstellung auf das neue Abgastestverfahren WLTP, wegen denen die Unternehmen ihre Produktion deutlich herunterfahren mussten. Experten rechnen im laufenden Schlussquartal wieder mit einem Wachstum.
Größere Sprünge sehen sie aber vorerst nicht. Die Wirtschaftsweisen senkten auch wegen des schwachen Sommerquartals ihre Prognose für das Wachstum im zu Ende gehenden Jahr auf 1,6 Prozent. 2019 soll es sogar nur zu 1,5 Prozent reichen. Das Expertengremium ist damit pessimistischer als die Bundesregierung, die für beide Jahre 1,8 Prozent voraussagt.