Frankfurt (Reuters) - Die Warnungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor einer globalen Konjunkturabschwächung und Marktturbulenzen haben auch am Donnerstag bei den Anleger Eindruck hinterlassen.
Dax und EuroStoxx50 setzten ihre Talfahrt fort und rutschten in der Spitze um je 1,7 Prozent ab. Während der Dax bei 11.518 Zählern damit so niedrig wie seit Februar vorigen Jahres notierte, markierte der EuroStoxx bei 3210 seinen niedrigsten Stand seit Dezember 2016. Von Panik sei bislang aber nichts zu spüren, sagten Börsianer. Einige Anleger nutzten das niedrigere Kursniveau sogar zum Wiedereinstieg. Daher halbierten Dax & Co bis zum Nachmittag ihre Verluste.
"Es bleibt abzuwarten, ob der sich zuspitzende Aktieneinbruch eine gesunde Korrektur oder die Spitze des Eisbergs ist", stellten die Analysten der Commerzbank (DE:CBKG) fest. Auslöser der jüngsten Kursverluste sind neben den Warnungen des IWF die anziehenden US-Zinsen. "Dem Markt und US-Präsident Donald Trump ist die US-Notenbank Fed zu schnell unterwegs mit ihren Zinsanhebungen", fasste Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets zusammen. Trump verstärkte seine Kritik an der Fed am Mittwoch auf einer Wahlkampfveranstaltung. "Ich denke, die Fed ist verrückt geworden", sagte er. "Für einen Präsidenten ist es äußert ungewöhnlich, die Zentralbank so offen zu kritisieren", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Das verunsichere Anleger.
Die US-Währungshüter haben 2018 den Leitzins schon drei Mal angehoben. Bis Ende 2019 haben sie vier weitere Schritte nach oben signalisiert.
Die US-Futures lagen am frühen Nachmittag etwa ein halbes Prozent im Minus. Am Mittwoch hatte der Dow Jones mit über drei Prozent verloren, so viel wie seit Februar nicht mehr. Die Rendite der marktführenden US-Staatsanleihen gab vor der Veröffentlichung neuer Inflationsdaten auf 3,18 von 3,23 am Mittwochabend nach.
IWF-Chefin Christine Lagarde fürchtet unterdessen neben einem Handels- auch einen Währungskrieg. Trump hat China unfairen Handel auch unter Einsatz von Währungsmanipulation vorgeworfen.
DIALOG-AKTIONÄRE FEIERN APPLE-DEAL
Erneut standen im Dax die Aktien von Infineon (DE:IFXGn) und SAP (DE:SAPG) mit Abschlägen von je bis zu 4,6 Prozent unter Druck. Daneben waren auch wieder die Autohersteller wie VWoder einige ihrer Zulieferer im Rückwärtsgang unterwegs. "Anleger fürchten einen Konjunktureinbruch, und das würde die Autobranche sicher an vorderster Front zu spüren bekommen", sagte ein Händler. Infineon sei somit doppelt gekniffen, da der Chiphersteller vor allem die Autobranche beliefert.
Gegen den Trend konnten sich nur wenige Aktien durchsetzen. Allen voran waren Bayer (DE:BAYGN) mit einem Plus von bis zu 6,6 Prozent gefragt. Der Prozess um 250 Millionen Dollar schwere Strafen wegen des Unkrautvernichters Glyphosat soll neu aufgerollt werden. Die Zahlungen könnten deutlich reduziert oder gar komplett gestrichen werden, schrieb Analyst Markus Mayer von der Baader Helvea Bank.
Die im SDax und TecDax gelisteten Papiere von Dialog Semiconductor (DE:DLGS) schossen um 34 Prozent in die Höhe, was der größte Kurssprung seit 1999 war. Der Chip-Designer schloss eine 600 Millionen Dollar schwere Lizenzvereinbarung mit Apple (NASDAQ:AAPL).