Börsen-Zeitung: Heftiger Gegenwind, Kommentar zu GE/Alstom von Ulli
Gericke
Frankfurt (ots) - Verglichen mit den jüngsten Gerüchten ist der
mutmaßliche Kauf des französischen Energie- und Bahnkonzerns Alstom
durch den US-Giganten General Electric (GE) ein Klacks. Während der
Viagra-Hersteller Pfizer angeblich 100 Mrd. Dollar für den britischen
Pharmakonzern AstraZeneca geboten hat, begnügt sich GE einem Bericht
der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge mit 13 Mrd. Dollar für
Alstom. Nicht vergleichbar mit der Offerte wenige Tage zuvor - aber
immerhin groß genug, so dass man wie auch immer geartete Reaktionen
hätte erwarten können. Tatsächlich war gestern aber Schweigen.
Alstom beteuerte, nichts zu wissen. GE wollte sich nicht äußern.
Nicht anders hielt es der französische Mischkonzern Bouygues, der mit
gut 29% der bei weitem größte Aktionär bei Alstom ist. Nicht einmal
die ansonsten immer um französische Arbeitsplätze und die
industrielle Stärke des Landes bangende Staatsregierung ließ sich ein
Wörtchen entlocken. Dabei kann Paris auch anders. Vor etwa einem
Jahrzehnt hatte Siemens versucht, die damals angeschlagene Alstom zu
übernehmen - passen doch die Bahnsparten mit den
Hochgeschwindigkeitszügen ICE und TGV perfekt zusammen, wie auch das
Gasturbinengeschäft. Der Versuch scheiterte an einem klaren und
eindeutigen Pariser "Non". Die Industriepolitik der Grande Nation
achtet traditionell - also nicht erst seit Antritt des linken
Wirtschaftsministers Arnaud Montebourg - darauf, vermeintliche
industrielle Leuchttürme unter französischer Regie zu behalten. Siehe
unlängst PSA Peugeot Citroën, bei der zur Rettung nicht nur der
chinesische Autobauer Dongfeng einstieg, sondern auch der
französische Staat. Dass dies nun nicht mehr gelten soll, nur weil
nicht die kleine Siemens aus dem Nachbarland, sondern die große GE
aus den USA freundlich anklopft, ist schwer vorstellbar.
Unabhängig davon dürften auch die Wettbewerbshüter das eine oder
andere Wörtchen mitzureden haben. Während in der Bahntechnik genügend
andere potente Konzerne existieren - angefangen vom Weltmarktführer
Bombardier über Siemens, die Shinkansen-Experten Kawasaki und Hitachi
bis zu aufstrebenden chinesischen Herstellern -, herrscht im globalen
Gasturbinenmarkt ein Oligopol. Kaum vorstellbar, dass Kartellbehörden
dies- und jenseits des Atlantiks nicht schmerzliche Auflagen als
Bedingung für einen Einstieg bei Alstom erlassen würden. GE droht
damit heftiger Gegenwind von diversen Seiten. Vielleicht ist das
gestrige Schweigen nur ein nochmaliges Nachdenken.
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