Investing.com - Das Protokoll der geldpolitischen Sitzung der Europäischen Zentralbank am 24. Januar, das heute herauskam, hat gezeigt, dass die Notenbanker immer noch glauben, dass eine Zinserhöhung in der zweiten Jahreshälfte 2019 möglich ist, trotz der wachsenden Risiken für die Konjunktur im Euroraum, die es notwendig machen, Vorbereitungen für mögliche Liquiditätsspritzen, wie Kredite an Banken, die unter dem Kürzel TLTROs laufen, “rasch durchzuführen”.
Das Protokoll illustriert, wie rasch die Stimmung in der Zentralbank umgeschlagen ist, nachdem eine Flut von Daten eine scharfe Verlangsamung der Konjunktur am Ende des vergangenen Jahres in Deutschland und Italien, zwei der größten Volkswirtschaften der Wirtschaftsgemeinde, gezeigt hatte.
Die Bank hatte alle ihre offiziellen Zinssätze auf der Sitzung unverändert stehen gelassen und ihr Präsident Mario Draghi – der noch in diesem Jahr sein Amt abgeben wird – hatte in der Folge seinen früheren Richtungsausblick wiederholt, der die Möglichkeit einer Zinserhöhung nach dem Sommer offenließ.
Die Notenbanker merkten an, dass die Risiken rund um den Wachstumsausblick für den Euroraum gestiegen sind “wegen der anhaltenden Unsicherheit in Verbindung mit geopolitischen Faktoren und der Bedrohung durch Protektionismus, Anfälligkeiten in den Schwellenländern und der Volatilität an den Finanzmärkten”.
Seit der Sitzung haben die Geldmanager eine zusehends pessimistische Sicht der Dinge angenommen, angesichts weiterer Anzeichen auf die Schwäche der Konjunktur.
EZB-Ratsmitglied Benoit Coeure sagte am vergangenen Freitag, dass die Notenbanker die Möglichkeit der Vergabe neuer gezielter Langzeitkredite an Banken (targeted long-term loans, TLTROs) diskutieren, etwas, das helfen würde, einen Anstieg der Marktzinsen für Eurokredite in den nächsten Jahren zu stoppen.
Bei europäische Banken werden Mitte 2020 frühere TLTROs im Umfang von 720 Mrd Euro fällig werden.
Während das Protokoll andeutet, dass “eine Reihe von Bemerkungen” zu dem Thema fielen, suggerierte es, dass jegliche neue Aktionen geldpolitische Ziele reflektieren müsse.
“Während jegliche Entscheidungen in dieser Hinsicht nicht zu hastig gefällt werden sollten, müssen zur Vorbereitung von Handlungsoptionen für künftige Liquiditätsspritzen notwendige technische Analysen rasch durchgeführt werden,” stellte das Protokoll fest.
Und in einem Interview, dass am Sonntag in der spanischen Zeitung El País erschienen war, kommentierte EZB-Mitglied Francois Villeroy de Galhau, dass die Handlungsweise der Zentralbank davon abhängen werde, ob die gegenwärtige Konjunkturdelle nur temporär ist oder eine langfristigere Bedrohung zu sein scheint.
Er deutete an, dass die robuste heimische Nachfrage in Deutschland, Frankreich und Spanien bislang die Rezessionsgefahr in Grenzen hält, auch wenn er die Risiken durch weltweiten Protektionismus und die Unsicherheit über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union zur Kenntnis nahm.
Die nächste geldpolitische Sitzung der EZB wird am 7. März stattfinden, von der erwartet wird, dass die Notenbanker dort ihre Wachstums- und Inflationserwartungen stutzen werden, angesichts der jüngsten Konjunkturdaten.
Insgesamt hielt sich das Protokoll an die Linie, die Draghi auf seiner Pressekonferenz am 24. Januar ausgegeben hatte und als Folge gab es nur wenig Bewegung an den Devisen- und Kreditmärkten nach der Publikation.
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