Frankfurt, 27. Okt (Reuters) - Obwohl Riester-Verträge für die private Altersvorsorge immer beliebter werden, verschenken die Sparer dabei viel Geld. Knapp eine Milliarde Euro an staatlichen Zulagen nahmen sie allein im Beitragsjahr 2007 nicht in Anspruch, ergab eine Studie des Forschungszentrums Generationenverträge der Universität Freiburg, die am Mittwoch in Frankfurt vorgestellt wurde. Das seien fast vierzig Prozent der maximal erhältlichen Zulagen. Hauptgrund: es werden schlicht und einfach die notwendigen Anträge auf Zulagen gar nicht erst gestellt. Nur wegen dieses Versäumnisses hätte 2007 rund ein Viertel der Sparer - knapp drei Millionen Menschen - auf 664 Millionen Euro verzichtet.
Außerdem zahlen etliche Riester-Sparer zu wenig ein, um die maximale staatliche Zulage auch überwiesen zu bekommen. Allein dadurch wurden 2007 313 Millionen Euro nicht abgerufen. Das sei aber nicht notwendigerweise Absicht, führte der Direktor des Freiburger Forschungszentrums, Bernd Raffelhüschen, aus. Vielmehr seien sich viele Anleger dessen gar nicht bewusst.
Um den Höchstsatz zu erhalten, muss ein Riester-Sparer nämlich mindestens vier Prozent seines beitragspflichtigen Jahreseinkommens selber einbezahlen. Sehr oft wüssten die Anleger aber gar nicht, wie hoch bei ihnen dieses Einkommen überhaupt ist. Oder sie würden bei Gehaltserhöhungen vergessen, die Höhe ihrer Riesterzahlungen anzugleichen. Ein weiterer Faktor sei, dass viele Riester-Verträge erst zum Jahresende hin abgeschlossen werden. Dann könnten die Sparer den kompletten Jahressatz aber oft nicht mehr aufbringen.
Insgesamt haben in den acht Jahren seit Einführung der Riester-Rente rund 14 Millionen Deutsche - rund 45 Prozent der berechtigten Bundesbürger - eine Riester-Rente abgeschlossen. Die Tendenz ist nach Einschätzung der Fondsgesellschaft Union Investment, die selber aktiv Produkte für Riester-Renten vertreibt und die die Studie der Uni Freiburg in Auftrag gegeben hatte, steigend. Der Vermögensverwalter schlägt Vereinfachungen vor. "Der Gesetzgeber könnte die Riester-Sparer unterstützen, indem er ihnen genau mitteilt, wie viel Euro für den Erhalt der vollen Zulage fehlen", regte Hans Joachim Reinke, Vorstandschef von Union Investment, an. "Darüber hinaus sollten die Sparer die Chance bekommen, die fehlende Summe für das vergangene Beitragsjahr innerhalb einer festen Frist nachzuzahlen, um nachträglich die volle Förderung zu erhalten."
Die Zulagen können bereits jetzt noch zwei Jahre nach Ende des jeweiligen Beitragsjahres beantragt werden. Für 2008 ist es also für Riester-Sparer noch nicht zu spät.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Tom Körkemeier)