Investing.com - Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im März stärker gestiegen als angenommen. Der wichtige Konjunkturindikator steigt auf den höchsten Stand seit Juni 2019.
Der Geschäftsklimaindex stieg von 92,7 Punkten im Februar auf 96,6 Punkte, wie das Ifo-Institut am Freitag in München mitteilte. Von Investing.com befragte Volkswirte waren durchschnittlich von 93,2 Punkten ausgegangen.
"Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich aufgehellt", sagt Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg in einer Notiz. "Damit war zu rechnen, nachdem es bei den vorläufigen Einkaufsmanagerindizes zu unerwartet deutlichen Anstiegen gekommen war."
Der monatlich erhobene Ifo-Geschäftsklimaindex gilt als wichtigstes Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft.
Die Aussichten für die kommenden sechs Monate schätzten die befragten Manager so optimistisch ein wie seit September 2018 nicht mehr. Der entsprechende Sub-Index erhöhte sich von 95,0 Zählern auf 100,4 Punkte.
Der Index für die Lage stieg auf 93,0 Punkte von 90,6 Zählern. Erwartet wurde ein Wert von 91,3.
"Insgesamt lassen die Zahlen auf einen freundlichen Konjunkturausblick schließen, dennoch sollten die Erwartungen nicht zu hoch gesteckt werden", so Wortberg. "So gilt es zu berücksichtigen, dass in der ersten Aprilhälfte Belastungsfaktoren durch verlängerte und zum Teil verschärfte Corona-Beschränkungen entstehen. Zudem lässt der Impffortschritt, der für eine dauerhafte Rückführung der Corona-Maßnahmen entscheidend ist, zu wünschen übrig", fügte er hinzu.
Im Zuge steigender Infektionszahlen wurde der Lockdown in Deutschland in dieser Woche bis zum 18. April verlängert, was laut Experten die Aktivität der deutschen Wirtschaft auch im kommenden Quartal belasten dürfte.
"Aufgrund der schnellen Zunahme der Viruserkrankungen glauben wir, dass die Beschränkungen auch über die erste Aprilhälfte hinaus bestehen bleiben werden", meinte Andrew Kenningham, Europa-Chefökonom bei Capital Economics. "Es erscheint daher wahrscheinlich, dass die Wirtschaft im ersten Quartal schrumpfen und im zweiten Quartal stagnieren wird."
Gleichwohl erwartet der Ökonom, dass die Bundesregierung den Großteil der Restriktionen gegen Mitte des Jahres aufheben wird, sobald etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung geimpft sei. „Dann sollte sich die Wirtschaft ab dem dritten Quartal erholen. Und Deutschland dürfte immer noch die erste der großen Volkswirtschaften der Eurozone sein, die ihr Aktivitätsniveau von vor der Pandemie wieder erreicht, vielleicht schon Anfang 2022“, glaubt Kenningham.
An den Börsen kommen die Zahlen zum Ifo-Index gut an: der DAX steigt gegen 10.46 Uhr um 110 Punkte auf 14.730 Zähler und der MDAX rückt um 275 Punkte oder 0,88 Prozent auf 31.596 Zähler vor. Für den Euro Stoxx 50 geht es um 0,41 Prozent nach oben. Der Euro im Verhältnis zum US-Dollar, also der EUR/USD, gewinnt 0,26 Prozent, während sich die Zehnjahresrendite aus Deutschland um knapp 3 Basispunkte auf -0,355 Prozent erholt.