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DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: (deutsch)

Veröffentlicht am 12.01.2012, 12:12
Aktualisiert 12.01.2012, 12:16
Deutsches Aktieninstitut e.V.:

DGAP-News: Deutsches Aktieninstitut e.V. / Schlagwort(e): Sonstiges

Deutsches Aktieninstitut e.V.:

12.01.2012 / 12:12

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Uto Baader, Vorsitzender des Vorstands, Baader Bank AG

'Anleihen von Schuldensündern wieder so bewerten, wie sie es verdienen'

Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz

Uto Baader ist das, was man unter einem Self-made Man versteht. Angefangen

hat er als Börsenhändler an der Börse München. Von dort hat er, als

Vorstandsvorsitzender der Baader Wertpapierhandelsbank und seit 2008 als

Vorstandsvorsitzender der Baader Bank AG, kontinuierlich sein Geschäft

erweitert und fortentwickelt. Im Interview mit dem Finanzplatz kritisiert

er die Basel-II-Regulierung, die falsche Anreize für Banken setze, und

verurteilt die Anleihekäufe der EZB, die eine faire und angemessene

Zinsbildung für Staatsanleihen verhinderten.

Interview

Herr Baader, 2011 hat die Baader Bank wegen der Auswirkungen der

Staatsschuldenkrise Abschreibungen auf Wertpapiere vorgenommen und deswegen

zeitweise Verluste erlitten. Wie wird sich Ihr Geschäft weiterentwickeln?

Wir sind ein sehr konservativ agierendes Haus. Dementsprechend haben wir

auch Wertberichtigungen auf alle Wertpapiere nach dem Niederstwertprinzip

vorgenommen, was sich negativ auf unser Ergebnis ausgewirkt hat. Operativ

betrachtet aber hat die Baader Bank schwarze Zahlen geschrieben. Weil wir

es mit politisch stark beeinflussten Kapitalmärkten zu tun haben, sind

diese schwer einzuschätzen. Daher rührt eine hohe Volatilität, die unsere

Situation morgen wieder völlig anders aussehen lassen kann.

Während andere Unternehmen wegen der Finanzkrise eher zurückhaltend in

Bezug auf Übernahmen sind, haben Sie Ihr Geschäft in den letzten Jahren

kontinuierlich erweitert und tun es noch. Planen Sie weitere Übernahmen in

naher Zukunft?

Wir haben in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Firmen übernommen und

daraus erhebliches Wachstum generiert. In den letzten Jahren aber haben wir

nur mehr Skontren, also Orderbücher übernommen. Gegenwärtig sind wir dabei,

unser Geschäftsmodell weiter zu diversifizieren und entsprechende

Marktchancen zu nutzen. Hier investieren wir bewusst antizyklisch. Mit dem

Rückzug einiger Marktteilnehmer aus dem Investmentbanking sehen wir eine

sehr gute Gelegenheit, unsere Position in diesem Segment weiter auszubauen

und eine respektable Stellung als regionaler Broker für deutsche und

österreichische Aktien zu beanspruchen. Deshalb haben wir insbesondere hier

unsere Aktivitäten deutlich verstärkt und sehen uns als Partner für

Unternehmen in Deutschland und Österreich sowie für Investoren weltweit.

2008 hat Ihre Bank eine sogenannte Vollbanklizenz erhalten, d.h. Sie können

die gesamte Palette an Bankdienstleistungen anbieten. Haben Sie diesen

Schritt in der Zwischenzeit im Hinblick auf die zunehmende

Bankenregulierung vielleicht schon bereut?

Nein, nicht im Geringsten. Die Vollbanklizenz ist Teil einer

Langfriststrategie, in deren Rahmen wir verstärkt unsere Position im

Investmentbanking aufgebaut haben. Außerdem sind wir nun in der Lage,

unsere Liquidität besser steuern zu können. Das bildet die Grundlage für

unser weiteres Wachstum im Kapitalmarktbereich.

Die Banken sind in der Finanzkrise ins Sperrfeuer der Regulierer geraten.

In einem Interview im Deutschlandfunk 2010 haben Sie vor falscher

Regulierung gewarnt. Geht die Regulierung unterdessen in die richtige

Richtung? Welche Maßnahmen müssten, Ihrer Meinung nach, ergriffen werden?

Zunächst einmal wird Basel III das fortführen, was mit Basel II begonnen

wurde. Zur starken Regulierung der Aktivseite der Bankbilanzen kommen immer

höhere Anforderungen an das Eigenkapital. Darauf müssen die Banken

reagieren. Sie können entweder Eigenkapital einwerben oder ihr

Kreditengagement herunterfahren.

Man muss sich aber an die eigentlichen Gründe der Krise heranwagen. Basel

III reguliert die Banken. Es handelt sich aber in erster Linie um eine

politisch verursachte Staatsschuldenkrise. Durch falsche Regulierung, die

falsche Anreize gesetzt hat, wurde jedoch aus der Staatsschuldenkrise auch

eine Bankenkrise. Wie wir heute alle wissen, sind Staatsanleihen nicht

risikolos. Durch diese Regulierung wurde ein Crowding-out-Prozess in Gang

gesetzt, das heißt, die Kredite an Staaten haben die Kredite an die

Wirtschaft verdrängt.

Oder nehmen Sie die Kritik der Politiker an den Ratingagenturen. Da ist

jede Menge Heuchelei im Spiel. In Wahrheit war es die Politik, die über die

Basel II-Eigenkapitalrichtlinien den Ratingagenturen einen hohen Einfluss

verschafft hat. Nun beklagt man sich über den Einfluss der Agenturen und

versucht sie an die kurze Leine zu nehmen. Einfacher wäre es, die

verpflichtende Orientierung an deren Ratings in Basel III zu ändern.

Auch wenn die Banken weiter im Fokus stehen, sind vor allem die ausufernden

Schulden der Staaten zu einer massiven Belastung der Kapitalmärkte

geworden. Um die Liquidität der kriselnden Staaten zu sichern, kauft die

EZB seit gut eineinhalb Jahren Anleihen der betroffenen Staaten - ein

Vorgehen, das äußerst umstritten ist. Was würde passieren, wenn die EZB

keine Anleihekäufe mehr tätigen würde?

Wenn die Europäische Zentralbank den Aufkauf von Staatsanleihen stoppte,

würde wieder der jedem funktionierenden Markt immanente Mechanismus in Gang

gesetzt: Es würde wieder zu einer fairen Preisbildung kommen, was zur Folge

hätte, dass die Anleihen von Schuldensündern so bewertet würden, wie sie es

verdient hätten. Vor der Euro-Einführung hatten wir das ja auch, dass

Italien den Investoren für seine zehnjährigen Staatsanleihen bis zu 15%

Zinsen bieten musste. Und bei griechischen Staatsanleihen waren es bis zu

25%. Wohlgemerkt, diese Zinsen kamen über den Markt zustande. Die von den

Politikern gern zitierte 7%-Hürde, jenseits der den hochverschuldeten

Staaten der Todesstoß versetzt würde, ist eine Mär. Der natürliche

Marktmechanismus, dass für hohe Risiken hohe Renditen gezahlt werden

müssen, wird durch die EZB-Interventionen ausgehebelt. Dafür ist die EZB

bis unters Dach eingedeckt mit Euro-Staatsanleihen. Sie ist damit wohl zur

größten Bad Bank Europas geworden.

Herr Baader, kann 2012 angesichts der weiter schwelenden

Staatsschuldenkrise für Aktionäre ein positives Jahr werden?

Das hängt natürlich mit davon ab, wie die Politiker die von ihnen selbst

verursachte Staatsschuldenkrise lösen werden. Die politisch beeinflussten

Märkte werden extreme Auswirkungen auf den Aktienmarkt und den Euro haben.

Denn der Euro ist keine starke Währung mehr, sondern im Begriff, eine

Schwachwährung zu werden. Die steigende Inflation weist klar in diese

Richtung. Deutsche Aktien, die vom Heimatmarkt abhängig sind und von der

Politik stark reguliert werden können, dürften es daher schwer haben.

Potenzial aber traue ich den deutschen Unternehmen zu, die global agieren

und ihren Fokus auf dem Export haben. Interessant dürften auch Engagements

in ausgesuchten Schwellenländern sein, die hohe Wachstumsraten und eine

junge Bevölkerungsstruktur aufweisen. Üblicherweise haben solche Länder

ihren Haushalt in Ordnung und würden en passant auch noch die

Maastricht-Kriterien erfüllen. en passant auch noch die

Maastricht-Kriterien erfüllen.

Ende der Corporate News

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152531 12.01.2012

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