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Krankenhäuser steuern bei Coronavirus-Epidemie in Deutschland auf Notstand zu

Veröffentlicht am 27.02.2020, 12:17
© Reuters.

von Robert Zach

Investing.com - Nach den neuen Corona-Fällen in NRW und Baden-Württemberg sowie in anderen europäischen Ländern wie Italien, Schweiz, Österreich und Spanien, bereitet sich Deutschland auf eine Coronavirus-Epidemie vor. Im Falle eines tatsächlichen Notstands wären jedoch rasch alle Krankenhausbetten mit Coronavirus-Fällen belegt. Es ist ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Deutschland.

Gesundheitsminister Jens Spahn, der noch vor einem Monat betonte, dass der Krankheitsverlauf beim Coronavirus milder sei als etwa bei einer Grippe und damit wohl keine Panik verbreiten wollte, weil er selbst nur das wiederholt, was ihm seine "Experten" sagen, erklärte gestern, dass sich Deutschland am Beginn einer Epidemie befinde. Damit vollzog der Bundesgesundheitsminister, der gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsident Armin Laschet das neue Führungsduo der CDU bilden will, eine 180-Grad-Wende bei seiner Einschätzung der Lage.

Zur Einordnung: wie das Robert-Koch-Institut mitteilte, geht man derzeit davon aus, dass 15 Prozent der Coronavirus-Fälle einen schweren Verlauf nehmen werden. Die Sterblichkeitsrate liege bei 1 bis 2 Prozent, sagte Institutsleiter Lothar Wieler in Berlin und fügte hinzu, dass dies eine "schwere Krankheitsform" sei. Die Todesrate bei der Grippe belaufe sich indes nur auf 0,1 bis 0,2 Prozent, erklärte er. Das bedeutet, dass laut aktuellen Schätzungen gerade mehr Menschen am Coronavirus sterben als an der saisonalen Grippe.

Den aktuellen Zahlen der WHO zufolge liegt die Sterblichkeitsrate bei dem Coronavirus in China bei 3,4 Prozent, außerhalb von China bei gut 1,1 Prozent. Allerdings herrscht um diese Zahl große Unsicherheit.

Die mediale Fehleinschätzung zum Coronavirus ist besorgniserregend. Das Magazin 'Focus' titelte zuletzt: "36.000 Infizierte, 57 Tote: Während alle von Corona reden, vergessen wir die Grippe". Freilich gilt es die saisonale Grippe nicht zu vergessen oder herunterzuspielen. Darum geht es auch gar nicht. Allerdings haben wir es mit einer völlig neuen Erkrankung zu tun, die sich dynamisch entwickelt. Daher gilt es sie ernst zu nehmen. Artikel wie die vom 'Focus' helfen dabei aber sicherlich nicht, das Bewusstsein vor den Risiken von SARS-CoV-2 zu schärfen.

Auch der Virologe Alexander Kekulé von der Martin Luther-Universität in Halle sagte am 24. Februar in einem Interview mit der Tagesschau, dass es den Virus nicht zu unterschätzen gilt. Dieser sei "auf jeden Fall gefährlicher als die Grippe - da widerspreche ich auch ganz klar den Gesundheitsbehörden in Deutschland", erklärte er, zumal es gegen die saisonale Grippe eine Impfung gebe.

Das Robert-Koch-Institut sagte auch, dass SARS-CoV-2 sehr leicht übertragbar sei. 80 Prozent der Infizierten zeigen milde Symptome bilden. Dies sei beruhigend, aber insbesondere die 15 Prozent mit schweren Symptomen bereiten sorgen.

Einen Impfstoff gegen das Coronavirus dürfte es nach Einschätzung von Lothar Wieler in diesem Jahr nicht mehr geben. Dies sei rein zeitlich auch nicht möglich, dass noch dieses Jahr ein Impfstoff zugelassen werde.

Sollte sich das Coronavirus also in Deutschland ausbreiten, wäre das Land dann auf einen Notstand ausreichend vorbereitet? Die Antwort lautet mit Blick auf die zur Verfügung stehenden Krankenhausbetten nein.

Laut Statista gab es im Jahr 2017 rund 8 Krankenhausbetten je 1000 Einwohner. Da rund 15 Prozent der Coronavirus-Fälle einen schweren Verlauf nehmen, wären bereits bei 53 Infektionen je 1000 Einwohner alle deutschen Krankenhäuser nur mit schweren Coronavirus-Fällen voll. Da aber die Krankenhäuser ohnehin nicht leer stehen und Intensivbetten gebraucht werden, dürfte bereits bei 10 bis 20 Coronavirus-Infektionen je 1000 Einwohner alles aus dem Ruder laufen.

China hatte Ende Januar als Reaktion auf die rasant steigende Zahl der Infizierten Menschen rasch neue Krankenhäuser gebaut, da die Kapazitäten einfach nicht mehr ausgereicht hatten. Das Reich der Mitte unterstrich damit einmal mehr, dass es fähig ist, eine Krise zu bewältigen. Bleibt nur zu hoffen, dass Deutschland im Falle einer Corona-Epidemie ähnlich schnell reagieren wird, wie China.

Laut dem Tracker der John Hopkins University seien global mittlerweile mehr als 82.000 Menschen an dem neuartigen Coronavirus erkrankt, in Deutschland liegt die Zahl bei 27. Insgesamt sind 2.804 Menschen gestorben. Hoffnung macht jedoch die Zahl der geheilten, die mittlerweile bei mehr als 33.000 liegt. In Deutschland wurden 15 Menschen bereits wieder geheilt.

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