Die Stimmung in Deutschlands Finanzinstituten ist trübe: 42 Prozent der Banken rechnen in diesem Jahr mit einer Verschlechterung ihrer Lage, wie aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) hervorgeht. Nur 31 Prozent der Kreditinstitute gehen demnach von einer Verbesserung ihrer Lage aus.
Viele Banken wollen laut Umfrage Stellen streichen: Bei 61 Prozent der Institute sollen Arbeitsplätze wegfallen, nur 14 Prozent planen neue Jobs ein. Hauptgründe für den Sparkurs der Banken seien zum einen das historisch niedrige Zinsniveau, das die Zinsmargen der Institute schrumpfen lässt, und zum anderen die hohen regulatorischen Anforderungen an die Banken, erklärte EY.
Die EZB hatte im März überraschend den Leitzins auf 0,0 Prozent gesenkt. Seit der Finanzkrise stellen die Staaten an die Institute zudem immer höhere Anforderungen etwa an die Kapitalausstattung, die eine neuerliche Krise verhindern sollen. Besonders kleinere Banken werden durch den organisatorischen Aufwand belastet.
"Im aktuellen Niedrigzinsumfeld gibt es für die Banken kaum noch etwas zu verdienen – negative Zinsen können sich mittelfristig sogar zu einer existenziellen Herausforderung für viele Banken entwickeln", erklärte Claus-Peter Wagner von EY.
Im europäischen Vergleich sind deutsche Banken demnach besonders pessimistisch: Europaweit rechnen 52 Prozent der Kreditinstitute in diesem Jahr mit besseren Geschäften, nur 23 Prozent mit einer Eintrübung. Laut Umfrage planen 52 Prozent der Banken in Europa dieses Jahr einen Stellenabbau, 26 Prozent rechnen mit zusätzlichen Neueinstellungen.
EY befragte nach eigenen Angaben 250 Banken in mehreren europäischen Ländern. In Deutschland hätten 72 Institute an der Umfrage teilgenommen.