* US-Konjunktur verliert offenbar an Dynamik
* Liebesheirat mit Lenovo beflügelt Medion
(neu: US-Daten, Wall Street)
Frankfurt, 01. Jun (Reuters) - Nach der Champagnerlaune des
Vortages haben eine Reihe schwacher US-Konjunkturdaten
am Mittwoch für Ernüchterung am europäischen Aktienmarkt
gesorgt. Der Dax<.GDAXI>, der am Dienstag dank der Aussicht auf
eine Einigung im Streit um weitere Griechenland-Hilfen noch zwei
Prozent zugelegt hatte, verlor ein Prozent auf 7217,43 Punkte.
Der EuroStoxx50<.STOXX50E> gab ebenfalls ein Prozent auf 2831,01
Zähler nach. Auch an der Wall Street standen die Zeichen auf
Verkauf: Der US-Standardwerteindex Dow Jones<.DJI> notierte bei
Xetra-Schluss in Deutschland 1,2 Prozent schwächer.
"Der Markt ist besorgt, wie sich die Delle bei den
Konjunkturdaten entwickelt", sagte Anlage-Stratege Richard Batty
von Standard Life Investments. Für Helaba-Analystin Viola Stork
sind der überraschend starke Rückgang des Konjunkturindex der
US-Einkaufsmanager (ISM) und der schlechter als erwartet
ausgefallene Beschäftigungsbericht der privaten Arbeitsagentur
ADP ein schlechtes Omen für den offiziellen
US-Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag. Hier müsse mit
einer weiteren Enttäuschung gerechnet werden.
Der ISM-Index für Mai fiel auf ein 20-Monats-Tief von 53,5
Punkten, nach 60,4 Zählern im Vormonat. Von Reuters befragte
Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang auf 57,7 Stellen
gerechnet. Der von ADP bekanntgegebene Stellenaufbau lag mit
38.000 deutlich unter der Markterwartung von 175.000. Für die
offiziellen US-Beschäftigtenzahlen sagen Experten bislang im
Schnitt eine Verlangsamung des Job-Aufbaus auf 180.000 von
244.000 im Vormonat voraus.
LENOVO SCHLUCKT MEDION - NOKIA-TALFAHRT VORERST GESTOPPT
Bei den Unternehmen sorgte die überraschende
Übernahmeofferte des chinesischen Computer-Riesen
Lenovo<0992.HK> für Medion für Furore. Die Aktien des
Computer-Großhändlers und Aldi-Lieferanten verbuchten mit einem
Plus von bis zu 20,4 Prozent den größten Tagesgewinn der
Firmengeschichte. Medion schlossen bei 13 Euro - so viel bietet
Lenovo den Medion-Eignern für jedes ihrer Papiere.
DZ-Bank-Analyst Holger Schwesig empfahl, die Offerte anzunehmen.
Übernahmespekulationen hatten Medion bereits am Dienstag
beflügelt.
Investoren honorierten außerdem die Übernahme der
US-Molekülsparte des Konkurrenten Galapagos durch
Evotec. Die Papiere der Biotech-Firma stiegen um 6,9
Prozent auf 2,80 Euro. Firmenchef Werner Lanthaler hob die
Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr an und rechnet nun
mit Erlösen von 68 bis 70 Millionen Euro.
Nokia fielen nach der Gewinnwarnung des Vortages
zunächst auf ein neues 13-Jahres-Tief von 4,27 Euro. Analyst
Stephen Patel von der Investment-Bank Gleacher & Co.
bezweifelte, dass Nokia mit den angekündigten neuen Modellen auf
Basis von Microsoft Windows Phone 7 im hart umkämpften
Markt für gewinnträchtige Smartphones Boden gutmachen kann.
Nokia verliert hier Marktanteile an den iPhone-Erfinder
Apple sowie an Hersteller von Handys mit dem
Google-Betriebssystem Android. Am Nachmittag drehten
Nokia-Titel aufgrund eines Medienberichts, demzufolge das
Unternehmen sein Telefon-Geschäft an Microsoft verkaufen wolle,
kurzzeitig ins Plus und lagen am Abend 0,8 Prozent im Minus bei
4,71 Euro. Microsoft wollte sich dazu nicht äußern, Nokia
bezeichnete die Spekulationen als "zu 100 Prozent ohne
Substanz". Microsoft-Aktien gaben an der Wall Street 1,6 Prozent
nach.
Zum Abschluss des Bezugsrechte-Handels bei der
Commerzbank gaben die Aktien des Kreditinstitutes 1,1
Prozent auf 3,15 Euro nach. Der letzte Kurs der
Bezugsrechte, die bis Mittwochmittag gehandelt
wurden, lag mit 83 Cent gut sechs Prozent unter demjenigen vom
Dienstag. Commerzbank-Anteilseigner hatten für je elf Aktien
Bezugsrechte für zehn neue erhalten. Die neuen Titel können noch
bis kommenden Montag zu je 2,18 Euro gekauft werden.
(Reporter: Hakan Ersen; redigiert von Patricia Gugau)