FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem Start der europäischen Bankenaufsicht unter dem Dach der Europäischen Zentralbank schlägt die Gewerkschaft Ipso Alarm. Für die immer neuer Aufgaben fehle das Personal, die Beschäftigungsbedingungen seien teilweise beängstigend. 'Wir sind der Meinung, dass eine angemessene Personalausstattung erfolgreiche Erledigung der Aufgaben zu gewährleisten und dabei die Unabhängigkeit und den guten Ruf zu wahren', erklärte die EZB-Hausgewerkschaft am Freitag in Frankfurt. Die Notenbank äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die EZB, die für Geldpolitik und die Wahrung der Finanzstabilität verantwortlich ist, nicht zu verlieren, müssten die Mitarbeiter gründliche Analysen erstellen können. Doch dafür fehle die Zeit, betonte Ipso: 'Wir sind über die Personalpolitik sowohl des Eurosystems als auch der EZB besorgt.' Ende 2013 beschäftigte die EZB 1790 Mitarbeiter, davon 169 in Führungspositionen.
Die Arbeitsbelastung in der EZB ist nach Darstellung der Gewerkschaft dauerhaft hoch: 'Dennoch hat der Rat der EZB sich trotz laufend steigendem Arbeitsdruck aufgrund sich mehrender Aufgaben und Verantwortlichkeiten wiederholt geweigert, den Personalbestand der EZB (mit Ausnahme für die Bankenaufsicht) nennenswert zu erhöhen.' Die Situation sei unhaltbar und könne das gesamte Aufsichtsprojekt gefährden.
Gleichzeitig beklagte die Gewerkschaft den hohen Anteil befristeter Arbeitsverträge im Eurotower. Sie forderte die EZB auf, die 'überzogene Nutzung' von Leiharbeit oder Berater- und Kurzfristverträgen zu beenden: 'Sollte diese Personalpolitik fortgesetzt werden, wird sie dazu führen, dass sehr bald Mitarbeiter mit einem unbefristeten EZB-Vertrag die Minderheit der EZB-Beschäftigten ausmachen.' Doch wer um seinen Job bangen müsse, könne nicht unabhängig handeln. Genau das sei aber etwa bei der Aufsicht über mächtige Geschäftsbanken erforderlich. Denn Bankenaufsicht sei eine hochsensitive Aufgabe, die vertrauliche Informationen mit sich bringe. Deshalb ist Ipso 'schockiert darüber', dass anstelle von EZB-Mitarbeitern eine private Beratungsfirma große Teile des Banken-Bilanzchecks übernehme.sl