PARIS (dpa-AFX) - Die Industriestaatenorganisation OECD hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland erneut nach unten korrigiert. Für das laufende Jahr erwarten die OECD-Konjunkturexperten nur noch ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,1 Prozent, wie aus dem am Mittwoch in Paris veröffentlichten Wirtschaftsausblick hervorgeht.
Bereits im Mai hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einem Zwischenbericht ihre Wachstumsprognose für Deutschland gesenkt. Statt der noch im Februar angenommenen 0,3 Prozent ging sie damals von 0,2 Prozent Zuwachs aus. Für das kommende Jahr rechnet die OECD dann mit mehr Schwung der deutschen Wirtschaft und einem Konjunkturplus von 1,0 Prozent. Im Mai war noch ein Plus von 1,1 Prozent für 2025 erwartet worden.
OECD erwartet stabiles Wachstum der Weltwirtschaft
Weltweit erwartet die OECD in diesem und im kommenden Jahr ein Wachstum von 3,2 Prozent. Im Euroraum geht sie von einem Zuwachs von 0,7 Prozent beziehungsweise 1,3 Prozent aus.
In den USA wird sich das Wachstum der Prognose zufolge verlangsamen, sollte aber durch die Lockerung der Geldpolitik abgefedert werden, heißt es. Für 2024 wird ein US-Wachstum von 2,6 Prozent und für 2025 von 1,6 Prozent prognostiziert. Das Wachstum in China wird sich voraussichtlich auf 4,9 Prozent im Jahr 2024 und 4,5 Prozent im Jahr 2025 abschwächen.
"Die Weltwirtschaft beginnt, die Kurve zu kriegen, mit sinkender Inflation und robustem Handelswachstum", sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann. "Um die mittelfristigen Wachstumsaussichten zu verbessern, müssen wir das Tempo der Strukturreformen erhöhen, auch durch eine wettbewerbsfördernde Politik, beispielsweise durch den Abbau regulatorischer Hindernisse in den Dienstleistungs- und Netzsektoren."
Krisen und Kriege als Risikofaktor
Stabilisierend auf die Wirtschaft wirken sich nach der OECD-Prognose die sinkende Inflation, steigende Einkommen und eine weniger restriktive Geldpolitik in vielen Ländern aus. Es werden aber weiterhin erhebliche Risiken gesehen. Anhaltende geopolitische und handelspolitische Spannungen, etwa aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der sich entwickelnden Konflikte im Nahen Osten, könnten die Inflation erneut anheizen und die globale Wirtschaftstätigkeit beeinträchtigen.
Auch könnte sich das Wachstum aufgrund der Abkühlung auf den Arbeitsmärkten stärker abschwächen als erwartet. Andererseits könnten aber auch anziehende Löhne die Ausgaben ankurbeln und weiter sinkende Ölpreise den Rückgang der Inflation beschleunigen.
Die in Paris ansässige OECD vereint Länder, die sich zu Demokratie und Marktwirtschaft bekennen. Mittlerweile sind neben großen Volkswirtschaften wie Deutschland, den USA und Japan auch Schwellenländer wie Mexiko und Chile Mitglied.