Auf dem derzeit stattfindenden UN-Naturschutzgipfel COP16 wird voraussichtlich eine wegweisende Einigung über die Nutzung und Vergütung genetischer Informationen aus der Natur erzielt. Diese Informationen, oft als "digitale Sequenzinformationen" (DSI) bezeichnet, stehen im Mittelpunkt der Verhandlungen. Ziel des Gipfels ist es, ein einheitliches multilaterales System zu etablieren, das durch die Nutzung von DSI Mittel für den globalen Naturschutz generiert.
Die einzigartigen genetischen Codes von Lebewesen, die für deren Entwicklung und Funktion entscheidend sind, dienen seit langem als wertvolle Ressource für Forscher in verschiedenen Branchen. Insbesondere die Pharma-, Kosmetik- und Landwirtschaftsindustrie nutzen DSI intensiv bei der Produktentwicklung. Diese Sektoren tragen zu einem jährlichen Umsatz von etwa 1,6 Billionen US-Dollar bei, wobei diese Zahl auch Umsätze aus Produkten einschließt, die nicht direkt mit genetischen Informationen in Verbindung stehen. Dies geht aus einer Studie hervor, die im Auftrag des Sekretariats der UN-Konvention über die biologische Vielfalt durchgeführt wurde.
Länder mit reicher Biodiversität, allen voran Brasilien und Indien, äußern zunehmend Bedenken über die mögliche Ausbeutung ihrer genetischen Ressourcen ohne angemessene Entschädigung. Das derzeitige System von Gesetzen zur Nutzung genetischen Materials ist komplex und variiert stark von Land zu Land, was oft zu begrenzten finanziellen Vorteilen für Entwicklungsländer führt.
Die COP16-Diskussionen konzentrieren sich auf den digitalen Aspekt genetischer Sequenzen, die digitalisiert und über öffentliche Datenbanken geteilt werden, im Gegensatz zu physischen Proben. Die Nutzung von DSI war in jüngster Zeit entscheidend für die Entwicklung medizinischer Durchbrüche, wie beispielsweise COVID-19-Impfstoffe, und spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung innovativer landwirtschaftlicher Produkte.
Die Verhandlungsführer erwägen verschiedene Zahlungsmodelle für die Nutzung von DSI. Eine Option wäre, Sektoren wie die Pharmaindustrie mit einer Abgabe zu belegen, die sich an einem Prozentsatz ihres Umsatzes oder Gewinns orientiert. Das übergeordnete Ziel ist die Schaffung eines Systems, das die generierten Erlöse effektiv für den Naturschutz einsetzt – entweder durch direkte Zahlungen an Länder oder durch die Finanzierung spezifischer Naturschutzprojekte.
Eine im Juli 2023 veröffentlichte UN-Studie schlägt vor, dass eine Abgabe von 0,1% bis 1% auf die Jahresumsätze der DSI-nutzenden Sektoren einen jährlichen Fonds zwischen 1 Milliarde und 10 Milliarden US-Dollar generieren könnte. Diese beträchtlichen Mittel würden voraussichtlich globale Naturschutzbemühungen unterstützen und gleichzeitig ärmeren Nationen helfen, ihre eigenen genetischen Forschungskapazitäten auszubauen.
Experten betonen jedoch die Notwendigkeit, den freien Zugang zu DSI für gemeinnützige Forschungseinrichtungen zu erhalten. Diese Institutionen leisten einen wesentlichen Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt und zum Naturschutz.
Nach Erzielen einer Einigung liegt es in der Verantwortung der einzelnen Länder, die vereinbarten Regeln auf nationaler Ebene umzusetzen – ein Prozess, der sich über mehrere Jahre erstrecken könnte. Um die Umsetzung zu beschleunigen, wird die Einführung eines freiwilligen Opt-in-Zahlungssystems für Unternehmen diskutiert. Dies könnte die Nutzung von DSI zu einem vereinbarten Zahlungssatz zeitnah ermöglichen.
Die Ergebnisse des COP16-Gipfels könnten einen Wendepunkt in der globalen Nutzung genetischer Ressourcen markieren und einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung des Naturschutzes leisten. Die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen wird jedoch eine enge internationale Zusammenarbeit und ein Umdenken in der Forschungs- und Wirtschaftspraxis erfordern.
Reuters hat zu diesem Artikel beigetragen.
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