von Robert Zach
Investing.com - Die Teuerung in den USA ist im September stärker gestiegen als befürchtet. Im Monatsvergleich stellte sich der Preisanstieg auf 0,4 Prozent. Volkswirte hatten mit einem Anstieg von lediglich 0,2 Prozent gerechnet.
Von September 2021 bis September 2022 ist der Konsumentenpreisindex um 8,2 Prozent gestiegen, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Vor einem Jahr hatte die Teuerung bei 5,3 Prozent gelegen. Hier wurde mit einem Wert von 8,1 Prozent gerechnet, nach 8,3 Prozent im August.
Abgeschwächt hat sich die Inflation einmal mehr bei Energie: Sie kostete im Monatsvergleich 2,1 Prozent weniger, im August waren es minus 5,0 Prozent. Für Benzin mussten die Verbraucher 4,9 Prozent weniger bezahlen. Heizöl kostete 2,7 Prozent weniger. Strom verteuerte sich dagegen um 0,4 Prozent.
Lebensmittel verteuerten sich auch im September um 0,8 Prozent. Obst und Gemüse wurden um 1,6 Prozent teurer, Frühstücksflocken und Bäckereiprodukte um 0,9 Prozent und Molkereiprodukte um 0,3 Prozent.
Mittlerweile wichtigster Preistreiber bleibt aber das Wohnen: hier stieg die so genannte "Owners' equivalent rent of residences - OER" um 0,8 Prozent. Um 0,7 Prozent stieg die Gesamtkategorie an.
Wenn man die stark schwankenden Komponenten Nahrung und Energie ausklammert, betrug die so gemessene Kerninflation 6,6 Prozent. Von Investing.com befragte Ökonomen hatten mit 6,5 Prozent gerechnet.
Gegenüber dem Vormonat stieg die Kernrate wie erwartet um 0,6 Prozent.
Ulrich Wortberg, Ökonom bei der Helaba, stellte mit Blick auf die erneut angestiegene Kernteuerung "einen breit angelegten Preisauftrieb" in den USA fest. Dies werde von vielen US-Notenbankern kritisch gesehen "und auch im FOMC-Sitzungsprotokoll wurde die hohe Kerninflation als besorgniserregend bezeichnet."
Die Fed peilt mittelfristig eine Inflation von 2 Prozent an, wobei sie auf die Kernrate der persönlichen Konsumausgaben abstellt. Dieser Index steigt im Schnitt etwas weniger stark als der Konsumentenpreisindex. Derzeit liegt er bei 4,9 Prozent.
Zur Eindämmung der Inflation hat die Fed ihren Leitzins in diesem Jahr bereits mehrfach angehoben - und ein Ende der Zinserhöhungen ist nicht in Sicht. Bereits Anfang November erwartet die Mehrheit der Marktteilnehmer eine weitere Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte.
Wortberg zufolge sollten keine Zweifel daran bestehen, "dass die Fed weiter an der Zinsschraube drehen wird, sowohl in diesem Jahr als auch zu Beginn des Jahres 2023. Da die Inflationszahlen die Konsensschätzung übertroffen haben, werden auch die längerfristigen Zinserwartungen tendenziell gestärkt."
Dem gestern veröffentlichten Protokoll zur September-Sitzung des Offenmarktausschusses zufolge gibt es nach wie vor keinen Grund, im Kampf gegen die hohe Inflation den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Die Inflation sei nach wie vor zu hoch und die Risiken würden weiterhin nach oben zeigen. Daher sei es notwendig, die Leitzinsen in einen restriktiven Bereich anzuheben und sie dort für eine Weile zu halten. Zu einem späteren Zeitpunkt sei es jedoch notwendig, das Tempo der Straffung zu verlangsamen, erklärten die Notenbanker.