FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 30. August 2012. Bergbauunternehmen weht der kühle Wind aus China entgegen, Samsung kämpft mit den Folgen der Niederlage im Patentstreit mit Apple während Airbus mit lukrativen Aufträgen aus Asien auftrumpft. Für Vestas könnte Mitsubishi der rettende Strohhalm werden und die Raiffeisenbank ringt mit den Auswirkungen der Finanzkrise.
Viele Anleger stehen nach Beobachtung der Market Maker im Handel mit Auslandsaktien in Wartestellung. 'Alles blickt auf den Auftritt von US-Notenbankchef Ben Bernanke am morgigen Freitag', meint Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank und bezeichnet die Erwartungen weiterer geldpolitischer Lockerungsmaßnahmen als Geplänkel. Denn im Grunde genommen habe der gestrige Konjunkturbericht der Federal Reserve, das so genannte Beige Book, gezeigt, dass sich die Erholung der US-Wirtschaft in kleinen Schritten fortsetzt. Im Immobilienmarkt und im Einzelhandel gehe es voran. Die Industrieproduktion schwächele zwar noch und die Nachfrage in Asien ließe ebenfalls zu wünsche übrig. 'Trotzdem wird es vermutlich kein zusätzliches Stützungsprogramm für die US-Wirtschaft geben', sagt Vorhauser voraus.
Stahlproduzenten spüren den Druck
'Sorgen bereiten zudem schwache Produktionszahlen aus dem Reich der Mitte', meint Jan Vrbsky von der Baader Bank. 'Hohe Lagerbestände lassen auf eine sinkende Industrieproduktion schließen.'. Dies dämpfe die Preise für Stahl und Eisenerz, die sich mittlerweile in einem Dreijahrestief befänden. Minengesellschaften bekämen die Nachfragedelle bereits zu spüren. Der Aktienkurs des anglo-australischen Bergbau-Giganten Rio Tinto (WKN 855018) verlor etwa im Wochenverlauf rund 7 Prozent, die BHP Billiton-Aktie (WKN 850524) gab rund 5 Prozent nach.
Zur gestrigen Schwäche im japanischen Nikkei von 90 Punkten beigetragen hätten zudem die Verluste der Aktie von Komatsu (WKN 854658) um rund 4 Prozent. 'Wenn die Industrieproduktion der Bergbaukonzerne nachlässt, werden weniger Maschinen für den Einsatz in Minen verkauft.'
Samsung - Quittung für Patentniederlage
Die Schlappe von Samsung (WKN 896360) im Patentstreit gegen Apple (WKN 865985) hat den Aktienkurs des Koreaners deutlich unter Druck gesetzt, wie Vorhauser berichtet. Seit dem Urteil der kalifornischen Geschworenen am vergangenen Freitag musste die Samsung-Aktie ein Minus von etwa 10 Prozent oder rund 20 Euro auf derzeit 251 Euro verkraften. 'Rund eine Milliarde US-Dollar Schadenersatz für die Verletzung mehrerer Patente für iPhone und iPad durch zahlreiche Samsung-Geräte ist auch für den asiatischen Elektronikriesen kein Pappenstiel', meint der Händler. Ein Verkaufsstopp für acht Smartphones sei zunächst bis Dezember vertagt worden. Das gebe Samsung Zeit zum Nachbessern der Geräte. 'Mit dem Aufwärtstrend der Aktie, die sich seit August 2011 mehr als verdoppelt hatte, ist es erst einmal vorbei', urteilt Vorhauser.
Asiaten füllen EADS-Auftragsbücher
Mit einem Auftrag über die ersten 54 von insgesamt 100 geplanten neuen Flugzeugen für die asiatische Fluglinie Philippine Airlines habe Airbus einen Teilerfolg gegenüber seinem amerikanischen Erzrivalen Boeing (WKN 850471) errungen. Die Europäer seien trotz des engen politischen Bands zwischen den Philippinen und den USA zum Zug gekommen. Der Wert der Bestellung erreiche umgerechnet 5,6 Milliarden Euro. 'Im Rahmen des China-Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel kam ein Auftrag der chinesischen Leasingfirma ICBC Leasing über 50 Flugzeuge der A320-Familie hinzu', ergänzt Vrbsky. 'Das sind weniger als erwartet'. Die Aktie habe im Vorfeld der Verlautbarungen zunächst auf 30,50 Euro zugelegt und notiert derzeit mit 30,20 wieder etwas schwächer.
Rettung für Vestas in Sichtweite
Aktionäre von Vestas Wind Energy (WKN 913769) hoffen auf eine kräftige Kapitalspritze von Mitsubishi Heavy Industries (WKN 85314). 'Es laufen Gespräche über eine strategische Partnerschaft der beiden Unternehmen', meldet Vorhauser. '200 Millionen Euro soll den Japanern das Know-How des dänsichen Windenergieanlagenbauers wert sein.' Eine endgültige Entscheidung stehe noch aus. Dennoch hat die Vestas-Aktie auf die Nachricht reagiert und um rund 20 Prozent auf derzeit 5,26 Euro zugelegt, Ende Juli stand sie noch bei 3,30 Euro. 'Sollte der Deal durchgehen, könnte Vestas die Trendwende schaffen', meint der Händler.
Faule Kredite schmälern Raiffeisen-Gewinn
Höhere Rückstellungen für faule Kredite zehren am Gewinn der Raiffeisen Bank International (WKN A0D9SU) und drücken den Aktienkurs des österreichischen Finanzinstituts um rund 5 Prozent auf 26,50 Euro. Im zweiten Quartal stehe beim Geldhaus unterm Strich zwar ein Ertrag von 160 Millionen Euro. Nach 345 Millionen Euro im Quartal zuvor schrumpfte dieser aber um über die Hälfte, wie Vorhauser bemerkt. 'Eine weitere, wenn auch nur leichte Zunahme an faulen Krediten, strengere Kapitalvorschriften und eine schwächelnde Weltwirtschaft wird der Raiffeisen Bank auch den Rest des Jahres zu schaffen machen', beobachtet der Händler. Selbst in starken osteuropäischen Ländern der Bank wie Russland, Polen, Ungarn und Rumänien liefen die Firmengeschäfte unter Erwarten. Deshalb rechne die Raiffeisen Bank im zweiten Halbjahr nicht mit einer wesentlichen Verbesserung der Ergebnisse.
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© 30. August 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Viele Anleger stehen nach Beobachtung der Market Maker im Handel mit Auslandsaktien in Wartestellung. 'Alles blickt auf den Auftritt von US-Notenbankchef Ben Bernanke am morgigen Freitag', meint Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank und bezeichnet die Erwartungen weiterer geldpolitischer Lockerungsmaßnahmen als Geplänkel. Denn im Grunde genommen habe der gestrige Konjunkturbericht der Federal Reserve, das so genannte Beige Book, gezeigt, dass sich die Erholung der US-Wirtschaft in kleinen Schritten fortsetzt. Im Immobilienmarkt und im Einzelhandel gehe es voran. Die Industrieproduktion schwächele zwar noch und die Nachfrage in Asien ließe ebenfalls zu wünsche übrig. 'Trotzdem wird es vermutlich kein zusätzliches Stützungsprogramm für die US-Wirtschaft geben', sagt Vorhauser voraus.
Stahlproduzenten spüren den Druck
'Sorgen bereiten zudem schwache Produktionszahlen aus dem Reich der Mitte', meint Jan Vrbsky von der Baader Bank. 'Hohe Lagerbestände lassen auf eine sinkende Industrieproduktion schließen.'. Dies dämpfe die Preise für Stahl und Eisenerz, die sich mittlerweile in einem Dreijahrestief befänden. Minengesellschaften bekämen die Nachfragedelle bereits zu spüren. Der Aktienkurs des anglo-australischen Bergbau-Giganten Rio Tinto (WKN 855018) verlor etwa im Wochenverlauf rund 7 Prozent, die BHP Billiton-Aktie (WKN 850524) gab rund 5 Prozent nach.
Zur gestrigen Schwäche im japanischen Nikkei von 90 Punkten beigetragen hätten zudem die Verluste der Aktie von Komatsu (WKN 854658) um rund 4 Prozent. 'Wenn die Industrieproduktion der Bergbaukonzerne nachlässt, werden weniger Maschinen für den Einsatz in Minen verkauft.'
Samsung - Quittung für Patentniederlage
Die Schlappe von Samsung (WKN 896360) im Patentstreit gegen Apple (WKN 865985) hat den Aktienkurs des Koreaners deutlich unter Druck gesetzt, wie Vorhauser berichtet. Seit dem Urteil der kalifornischen Geschworenen am vergangenen Freitag musste die Samsung-Aktie ein Minus von etwa 10 Prozent oder rund 20 Euro auf derzeit 251 Euro verkraften. 'Rund eine Milliarde US-Dollar Schadenersatz für die Verletzung mehrerer Patente für iPhone und iPad durch zahlreiche Samsung-Geräte ist auch für den asiatischen Elektronikriesen kein Pappenstiel', meint der Händler. Ein Verkaufsstopp für acht Smartphones sei zunächst bis Dezember vertagt worden. Das gebe Samsung Zeit zum Nachbessern der Geräte. 'Mit dem Aufwärtstrend der Aktie, die sich seit August 2011 mehr als verdoppelt hatte, ist es erst einmal vorbei', urteilt Vorhauser.
Asiaten füllen EADS-Auftragsbücher
Mit einem Auftrag über die ersten 54 von insgesamt 100 geplanten neuen Flugzeugen für die asiatische Fluglinie Philippine Airlines habe Airbus einen Teilerfolg gegenüber seinem amerikanischen Erzrivalen Boeing (WKN 850471) errungen. Die Europäer seien trotz des engen politischen Bands zwischen den Philippinen und den USA zum Zug gekommen. Der Wert der Bestellung erreiche umgerechnet 5,6 Milliarden Euro. 'Im Rahmen des China-Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel kam ein Auftrag der chinesischen Leasingfirma ICBC Leasing über 50 Flugzeuge der A320-Familie hinzu', ergänzt Vrbsky. 'Das sind weniger als erwartet'. Die Aktie habe im Vorfeld der Verlautbarungen zunächst auf 30,50 Euro zugelegt und notiert derzeit mit 30,20 wieder etwas schwächer.
Rettung für Vestas in Sichtweite
Aktionäre von Vestas Wind Energy (WKN 913769) hoffen auf eine kräftige Kapitalspritze von Mitsubishi Heavy Industries (WKN 85314). 'Es laufen Gespräche über eine strategische Partnerschaft der beiden Unternehmen', meldet Vorhauser. '200 Millionen Euro soll den Japanern das Know-How des dänsichen Windenergieanlagenbauers wert sein.' Eine endgültige Entscheidung stehe noch aus. Dennoch hat die Vestas-Aktie auf die Nachricht reagiert und um rund 20 Prozent auf derzeit 5,26 Euro zugelegt, Ende Juli stand sie noch bei 3,30 Euro. 'Sollte der Deal durchgehen, könnte Vestas die Trendwende schaffen', meint der Händler.
Faule Kredite schmälern Raiffeisen-Gewinn
Höhere Rückstellungen für faule Kredite zehren am Gewinn der Raiffeisen Bank International (WKN A0D9SU) und drücken den Aktienkurs des österreichischen Finanzinstituts um rund 5 Prozent auf 26,50 Euro. Im zweiten Quartal stehe beim Geldhaus unterm Strich zwar ein Ertrag von 160 Millionen Euro. Nach 345 Millionen Euro im Quartal zuvor schrumpfte dieser aber um über die Hälfte, wie Vorhauser bemerkt. 'Eine weitere, wenn auch nur leichte Zunahme an faulen Krediten, strengere Kapitalvorschriften und eine schwächelnde Weltwirtschaft wird der Raiffeisen Bank auch den Rest des Jahres zu schaffen machen', beobachtet der Händler. Selbst in starken osteuropäischen Ländern der Bank wie Russland, Polen, Ungarn und Rumänien liefen die Firmengeschäfte unter Erwarten. Deshalb rechne die Raiffeisen Bank im zweiten Halbjahr nicht mit einer wesentlichen Verbesserung der Ergebnisse.
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© 30. August 2012 / Iris Merker
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)