- von Clarence Fernandez
Washington/Kairo (Reuters) - Die Furcht vor einer militärischen Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Iran wächst.
Nach dem Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne in der Golf-Region durch iranische Revolutionsgarden genehmigte US-Präsident Donald Trump der "New York Times" zufolge für diesen Freitag Militärangriffe auf Ziele im Iran, ließ sie dann aber doch nicht ausführen. Die US-Luftfahrtbehörde (FAA) untersagte amerikanischen Fluggesellschaften die Nutzung des vom Iran kontrollierten Luftraums über der Straße von Hormus und dem Golf von Oman. Der US-Sonderbeauftragte für den Iran, Brian Hook, beriet in Riad mit dem saudiarabischen Vize-Verteidigungsminister Prinz Chalid bin Salman. Saudi-Arabien ist der engste Verbündete der USA am Golf und Erzfeind des Iran, mit dem das Königreich um die Vormachtstellung in der Region ringt. Der iranische Verteidigungsminister Amir Hatami warf laut der Nachrichtenagentur ILNA den USA vor, eine "Iran-Phobie" erzeugen zu wollen.
Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf Regierungsvertreter, die Angriffe seien für Freitag kurz vor dem Morgengrauen geplant gewesen. Auf diese Weise sollten Risiken für das iranische Militär und Zivilisten begrenzt werden. Es seien bereits Kampfflugzeuge in der Luft und Schiffe in Position gewesen. Raketen seien noch nicht abgefeuert gewesen, als der abrupte Rückzugsbefehl gekommen sei. Die von Trump gebilligten Angriffe hätten einer Handvoll iranischer Ziele gegolten, etwa Radar- und Raketenstellungen. Ob Trump kurzfristig seine Meinung geändert habe oder ob aus seiner Regierung Bedenken gekommen seien, sei nicht klar, berichtete die Zeitung. Auch sei offen, ob der Einsatz doch noch fortgesetzt werden könne.
FLUGGESELLSCHAFTEN UMGEHEN IRANISCHEN LUFTRAUM
Vorausgegangen war der Abschuss einer US-Drohne, die nach Angaben der Revolutionsgarden in iranisches Hoheitsgebiet eingedrungen war. Die USA erklärten dagegen, die 130 Millionen Dollar teure Drohne habe sich über internationalen Gewässern befunden. Wegen des Vorfalls strich United Airlines die Flüge zwischen dem Großflughafen Newark bei New York und der indischen Finanzmetropole Mumbai, weil dafür der iranische Luftraum durchquert wird. Kurz darauf gab die FAA ihre Warnung heraus. Weitere Fluggesellschaften aus den USA und Japan teilten mit, sie würden den Iran nicht mehr überfliegen. Die niederländische KLM erklärte, auch sie werde als Vorsichtsmaßnahme Flüge über Teile des Iran vermeiden.
Die FAA teilte mit, während des Abschusses seien mehrere zivile Flugzeuge in der Nähe der Drohne gewesen, eines im Abstand von rund 80 Kilometern. Man sei besorgt wegen der Spannungen am Golf und der verstärkten militärischen Aktivität in der Nähe ziviler Luftfahrtwege. Sorgen mache auch die Bereitschaft des Irans, Langstreckenraketen im internationalen Luftraum ohne oder nur mit geringer Vorwarnung einzusetzen.
Wenige Tage vor dem Drohnenabschuss waren zwei Öltanker im Golf von Oman angegriffen worden. Die USA und Saudi-Arabien machen den Iran dafür verantwortlich. Die Regierung in Teheran weist dies zurück und erklärt, sie sei für die Sicherheit in der Straße von Hormus verantwortlich. Das US-Militär müsse den Persischen Golf verlassen. Die Straße von Hormus verbindet den Persischen Golf mit dem Golf von Oman und ist vor allem für Öltanker von herausragender Bedeutung. Das US-Militär verstärkt derzeit seine Präsenz im Nahen Osten unter anderem durch Flugzeugträger und B-52-Bomber.
Bei ihrem Gespräch in Riad berieten Hook und Prinz Chalid auch über den Vorfall im Golf von Oman. Saudi-Arabien sicherte den USA seine Unterstützung zu beim Bestreben, den Druck auf den Iran aufrechtzuerhalten. Trump will nach seiner einseitigen Aufkündigung des 2015 erzielten Atomabkommens eine wesentlich schärfere Vereinbarung durchsetzen.