Aktien Frankfurt: Dax wieder unter Druck - US-chinesischer Zollstreit eskaliert

Veröffentlicht am 11.04.2025, 12:22
Aktualisiert 11.04.2025, 12:30
© Reuters.

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Freitag mit der weiteren Verschärfung des amerikanisch-chinesischen Zollstreits deutlich ins Minus gedreht. Um die Mittagszeit büßte der deutsche Leitindex 0,97 Prozent auf 20.363,45 Punkte ein. Damit zeichnet sich für die zu Ende gehende, turbulente Börsenwoche ein Minus von 1,4 Prozent ab.

"Die Aktienmärkte zahlen den Preis für das Vabanque-Spiel des US-Präsidenten", kommentierte James Butterfill, Forschungsleiter bei der auf digitale Vermögenswerte spezialisierten Investmentgesellschaft CoinShares, das Handelsgeschehen. Die Volatilität an den Börsen habe zuletzt sogar die des Bitcoin übertroffen.

Auch das charttechnische Dax-Bild trübt sich mit den aktuellen Verlusten ein. Bereits am Donnerstag hatte sich die für den mittelfristigen Trend wichtige 100-Tage-Durchschnittslinie als zu hohe Hürde erwiesen. Nun könnte zudem die langfristig bedeutsame 200-Tage-Linie wieder in Gefahr geraten.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am Freitag um 0,29 Prozent auf 25.629,67 Punkte. Für den anfangs freundlichen Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,6 Prozent bergab.

Jüngst hatte US-Präsident Donald Trump die länderspezifischen Sonderzölle für die meisten Länder ausgesetzt. Sein erratisches Handeln geht damit weiter, zumal er gleichzeitig den Konfrontationskurs mit China immer weiter verschärft. Inzwischen liegt der Importzoll für chinesische Waren bei 145 Prozent. Doch auch China gibt nicht nach und erhöhte seinerseits den Zollsatz für US-Importe auf 125 Prozent. Die Wirtschaftssorgen der Anleger werden damit nicht weniger.

In Kürze rückt die beginnende US-Berichtssaison mit Quartalszahlen der Banken JPMorgan (NYSE:JPM) , Wells Fargo (NYSE:WFC) und Morgan Stanley (NYSE:MS) zusätzlich in den Fokus. Preisdaten aus den USA versprechen zudem weitere Hinweise auf die Inflationsentwicklung in der weltgrößten Volkswirtschaft. Die vortags veröffentlichten Verbraucherpreise hatten für den März eine überraschend deutliche Abschwächung der Teuerung belegt.

Rückenwind von den Übersee-Börsen gab es für den Dax nicht. In New York war es nach der starken Kurserholung zur Wochenmitte am Donnerstag schon wieder klar bergab gegangen - aktuell zeichnet sich immerhin eine freundliche Eröffnung ab.

Unternehmensnachrichten aus Deutschland gab es am Freitag eher aus der zweiten und dritten Börsenreihe. Die Aktien von Schott Pharma (ETR:1SXP) sprangen nach überraschend guten Eckdaten für das vergangene Quartal um 11,2 Prozent hoch. Der Pharmazulieferer eroberte damit den Spitzenplatz im Nebenwerte-Index SDax . Die Mainzer hätten insbesondere mit dem operativen Ergebnis (Ebitda) die Markterwartungen übertroffen, lobte James Vane-Tempest vom US-Analysehaus Jefferies.

Bei Gerresheimer (ETR:GXIG) reichte es für ein Kursplus von 3,1 Prozent. Der Schott-Pharma-Konkurrent aus dem MDax berichtete für das erste Quartal dank der Übernahme der italienischen Bormioli Pharma zwar ein kräftiges Wachstum. Aus eigener Kraft gab es indes - wie erwartet - ein Erlösminus. Die Zahlen seien kein Grund zur Euphorie, auch wenn sie angesichts der schwindenden Hoffnungen auf eine mögliche Übernahme für Erleichterung sorgten, hieß es aus dem Markt.

Auch Analystenaussagen bewegten die Kurse. Bei K+S (ETR:SDFGn) konnten sich die Anleger über weitere Kursgewinne von 7,3 Prozent und den MDax-Spitzenplatz freuen. Die Investmentbank Stifel strich ihr Verkaufsvotum für die Papiere des Düngerkonzerns. Das deutlich angehobene Kursziel von 14,50 Euro liegt knapp 6 Prozent über dem aktuellen Bewertungsniveau. Analyst Andreas Heine begründete seine Neubewertung mit dem positiven Preisumfeld im Kalidüngermarkt.

Bei Index-Schlusslicht Hellofresh (ETR:HFGG) sorgte hingegen eine Abstufung von JPMorgan für Kursverluste von 7,2 Prozent. Analyst Marcus Diebel ordnete in einer Branchenstudie die Auswirkungen der gegenwärtigen Wirtschaftslage und der Zoll-Geschehnisse für die europäischen Internetunternehmen ein. Bei dem Kochboxenversender gefällt ihm aktuell die hohe Umsatzabhängigkeit von US-Verbrauchern nicht, weshalb er nun nur noch ein neutrales Anlagevotum ausspricht.

Lanxess (ETR:LXSG) verbilligten sich um 4,2 Prozent. Die US-Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) stufte die Aktien gleich doppelt ab und rät nach der bisherigen Kaufempfehlung nun zum Verkauf. Analystin Georgina Fraser passte ihre Schätzungen für die europäische Chemiebranche an die eingetrübte Wirtschaftslage an. Lanxess sieht sie wegen der hohen Abhängigkeit von den USA, der vergleichsweise konjunkturabhängigen Umsätze, einer geringen Preissetzungsmacht und der bilanziellen Lagen im Falle einer Konjunkturschwäche in einer schwierigen Situation.

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