Santa Margherita (Reuters) - Der italienische Medienkonzern und ProSiebenSat.1-Großaktionär Mediaset verstärkt sein Werben um den deutschen Fernsehanbieter.
ProSiebenSat.1 solle sich an der neuen Mediaset-Dachgesellschaft Media For Europe (MFE) beteiligen, sagte Mediaset-Chef Pier Silvio Berlusconi am Mittwoch auf einer Veranstaltung des Unternehmens in Santa Margherita bei Genua. "Wir wollen das Management von ProSiebenSat.1 bitten, drängen und überzeugen, diesem Weg zu folgen und gemeinsam Einsparungen auch unter dem Aspekt technologischer Effizienz zu finden."
ProSiebenSat.1 reagierte erneut zurückhaltend auf die Avancen der Italiener. Eine Konzernsprecherin verwies auf frühere Äußerungen von Vorstandschef Max Conze, wonach sich ProSiebenSat.1 auf die bestehende, punktuelle Zusammenarbeit mit Mediaset und anderen europäischen TV-Ketten sowie auf sein neues Online-Videoportal namens Joyn konzentrieren wolle. Mediaset war im Mai mit einem Anteil von 9,6 Prozent bei ProSiebenSat.1 eingestiegen. Conze hatte dies als Vertrauensbeweis für seine Digitalstrategie gewertet, war aber auf den von Mediaset schon damals geäußerten Wunsch nach einem engeren Zusammenrücken nicht eingegangen.
Der italienische Konzern, der von der Familie des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrolliert wird, baut sich nach dem Einstieg bei ProSiebenSat.1 grundlegend um. Unter der in Amsterdam gegründeten Holding MFE soll das Geschäft von Mediaset in Italien und Spanien sowie die Beteiligung an ProSiebenSat.1 gebündelt werden.
Die MFE, deren Aktien die Anteilsscheine der beiden Mediaset-Teilkonzerne an den Börsen in Mailand und Madrid ersetzen sollen, soll Ausgangspunkt für weitere Allianzen in Europa sein. Angewiesen sei man auf ProSiebenSat.1 aber nicht, machte der Mediaset-Chef deutlich. "Den Anfang machen wir, indem wir die Geburt von Media For Europe vollenden, also ein Schritt nach dem anderen", sagte Berlusconi junior. "ProSiebenSat.1 mag uns, aber es gibt auch andere Möglichkeiten in Europa." TV-Konzerne auf dem ganzen Kontinent versuchen, mit exklusiven Sendungen und eigenen Online-Videodiensten die Abwanderung von Nutzern zu Videoanbietern wie Netflix (NASDAQ:NFLX) zu stoppen.
Mithilfe der neuen Holding, an der die Familie Berlusconi 36 Prozent des Kapitals und gut 50 Prozent der Stimmrechte halten will, könnte Mediaset möglicherweise auch den ungeliebten Großaktionär Vivendi (PA:VIV) entmachten. Der französische Medienkonzern hält 28,8 Prozent an Mediaset und ist mit den Italienern seit Jahren in Streitigkeiten verwickelt. Mediaset-Chef Berlusconi nannte am Mittwoch auch den französischen Sender TF1 als denkbaren Partner. Konkret sei diese Option aber nicht. In Branchenkreisen wurde auch der portugiesische Medienkonzern Media Capital, eine Tochter der spanischen Prisa-Gruppe, als Interessent einer Partnerschaft mit MFE genannt.