Zürich, 30. Jan (Reuters) - Die Schweizer Börse hat am
Freitag gegen Mittag nach anfänglichen Kursgewinne wenig
verändert tendiert. Aufschläge bei den Pharmawerten konnten den
Markt nur kurzfristig stützen. Nach wie vor sei die Stimmung
schlecht, die Talsohle noch nicht durchquert, hiess es am Markt.
Gestern hatten die US-Börsen nach Handelsschluss in der Schweiz
noch einmal rund 1,5 Prozent verloren was nach wie vor belaste.
Der Bluechip-Index SMI <.SSMI> stand am späten Vormittag rund
0,1 Prozent höher bei 5275 Punkten und der breite SPI <.SSHI>
fast unverändert bei 4366 Zähler.
Im Laufe des Nachmittags könnten eine Reihe von US-Zahlen,
so unter anderem der Chicago Einkaufsmanagerindex und die
Erhebung der Universität von Michigan zur Konsumentenstimmung,
noch einmal für Bewegung sorgen. Insbesondere das GDP sollte
Aufschluss darüber geben, wie stark die US-Wirtschaft wirklich
geschrumpft ist, erklärte ein Händler.
Lediglich der Pharmasektor konnte glänzen. Getragen wurde
das neuerliche Kaufinteresse durch die Ankündigung des Basler
Pharma- und Diagnostikunternehmens Roche das
US-Biotech-Unternehmen Genetech nun auch ohne die
Zustimmung des Managements übernehmen zu wollen, und deshalb nur
noch 86,50 Dollar je Genentech Aktie anstelle der bisher
gebotenen 89 Dollar zahlen zu wollen. "Die Roche-Aktionäre
werden darüber erleichtert sein, dass Roche jetzt doch keinen so
hohen Preis bietet", erklärte ein Händler. "Nach den Summen die
kürzlich gehandelt wurden kommt das Angebot jetzt doch recht
bescheiden daher", sagte er. Die Roche Titel gewannen 1,6
Prozent auf 162,80.
Das Angebot liegt nur leicht über dem gestrigen Schlusskurs
von DNA von 84,09 Dollar. "Das ist eindeutig ein Pokerangebot",
sagte der Händler. Nachdem man beim DNA-Management nichts
erreicht hat, sollen die Aktionäre nun entscheiden. "Wir sind
negativ eingestellt, was die Erfolgsaussichten (des gesenkten)
Angebots angeht", fügte er hinzu. Im Zuge von Roche konnte auch
der Basler Konkurrent Novartis zulegen und stand
zuletzt 1,7 Prozent im Plus. Auch die Aktien des
Biotech-Unternehmens Actelion waren gefragt und
verbuchten einen Kurssprung von mehr als drei Prozent, getragen
von einer neuen EU-Zulassung für Zavesca. Das Medikament kann
nun für die Behandlung der seltenen Nervenkrankheit Niemann-Pick
Typ C eingesetzt werden. Zavesca ist das erste Präparat, das für
diese Indikation eine Zulassung erhält.
Dagegen stand die Mehrzahl der Bank- und Versicherungstitel
im Minus. So büssten Credit Suisse 2,3 Prozent ein,
Julius Bär verloren 1,8 Prozent. Zurich
Financial fielen 1,9 Prozent und Swiss Re
büssten 1,7 Prozent ein. Lediglich UBS standen mit 0,4
Prozent leicht im Plus nachdem die arg gebeutelte Bank am
Donnerstag Abend gegenüber Reuters bestätigt hatte, die Boni
ihrer Investmentbanker für 2008 um über 80 Prozent kürzen zu
wollen. Parallel dazu erklärte SNB-Präsident Jean-Pierre Roth
erklärte in einem Zeitungsinterview, dass es sich bei den beiden
Schweizer Grossbanken um die am besten Kapitalisierten Banken
der Welt handele.
Die Aktien des Industriekonzerns Rieter legten
annähernd sieben Prozent zu. Das Zahlenwerk sei zwar schwach wie
erwartet gewesen, insbesondere der Auftragseingang im
Texteilmacheinenbereich sei regelrecht eingebrochen, doch würden
Aussagen des Managements, dass man die Krise ohne
Kapitalerhöhung meistern könne für Beruhigung sorgen, erklärte
der Händler. Zudem hatte der Titel in den letzten Tagen bereits
gelitten. Dagegen verloren die Aktien des Reisekonzerns
Kuoni annähernd 3,5 Prozent. Kuoni konnte den Umsatz in
2008 zwar leicht steigern, kündigte zeitgleich aber auch
Stellenstreichungen an. "Die Kostensparmassnahmen werden als
Neuinvestitionen verpackt. Das zeigt, dass es auch bei Kuoni
nicht so gut läuft. Auch die Tourismus-Branche bekommt die
Auswirkungen der Krise zu spüren", sagte ein Händler.
(Reporter: Andrew Thompson; redigiert von Albert Schmieder)