Frankfurt, 21. Jan (Reuters) - Die zunehmende Schieflage
europäischer Großbanken hat den deutschen Aktienmarkt am
Mittwoch weiter ins Minus gedrückt. Der Dax<.GDAXI> verlor bis
zum Mittag 1,4 Prozent auf 4182 Zähler. Der europäische Index
Stoxx50<.STOXX50> notierte 1,8 Prozent niedriger bei 1901
Punkten. Während in Großbritannien Rufe nach einer schnellen
Verstaatlichung der Royal Bank of Scotland (RBS) und
Lloyds immer lauter wurden, sorgte in Frankfurt die
Nachricht weiterer Staatshilfen für die Hypo Real
Estate für neue Sorgenfalten bei den Anlegern. "Das
Beispiel Irland hat Schule gemacht, und es geht die große Sorge
um, dass es zu weiteren Verstaatlichungen kommen wird", sagte
Aktienstratege Carsten Klude von MM Warburg. "Zunächst stehen
die britischen Banken im Fokus, aber auch für Deutschland kann
nichts mehr ausgeschlossen werden."
Die irische Regierung hatte in der vergangenen Woche die
Anglo Irish Bank mit einer Übernahme vor dem Aus
gerettet. Die RBS hatte zu Wochenbeginn die Märkte mit einem
Rekordverlust geschockt und ist - wie auch Lloyds - bereits
teilweise in Staatshänden. Der europäische Bankenindex<.SX7P>
büßte rund vier Prozent ein. Die britische Barclays
verlor rund ein Drittel ihres Börsenwertes, ihr Kurs fiel in der
Spitze um 35 Prozent auf 47,3 Pence - den tiefsten Stand seit 24
Jahren. Analysten zufolge ist die Bank dringend auf eine
Kapitalerhöhung oder eine Rettung durch den Staat angewiesen.
Händler sprachen von vagen Gerüchten, wonach das Institut die
Veröffentlichung seiner Bilanz vorziehen könnte. Die RBS-Aktien,
die seit Montag rund zwei Drittel verloren haben, verzeichneten
hingegen eine Kurserholung um knapp fünf Prozent.
In Frankfurt gaben Deutsche Bank zeitweise 9,4
Prozent nach auf 15,38 Euro. Vor rund einem Jahr waren die Titel
noch mehr als 80 Euro wert gewesen. Commerzbank-Aktien
fielen um 7,1 Prozent auf 2,70 Euro.
"BITTE HYPO REAL ESTATE MEIDEN!"
Für Aktien der Hypo Real Estate zahlten Anleger noch 1,83
Euro, rund neun Prozent weniger als am Vortag. Der ohnehin
schwer angeschlagene Immobilienfinanzierer muss weitere zwölf
Milliarden Euro an Staatshilfe in Anspruch nehmen. "Wir erneuern
unsere pessimistische Sicht bezüglich der Aussichten für die
Aktionäre des Konzerns", kommentierte LBBW-Analyst Martin Peter:
"Bitte die Aktie weiter meiden!"
Die verhältnismäßig geringe Nachfrage am Aktienmarkt
konzentrierte sich auf Einzelhandelswerte. Adidas waren
mit einem Plus von 2,5 Prozent auf 25,56 Euro größter Gewinner
im Leitindex. Der Aktienkurs des Handelskonzerns Metro
stieg nach einem knapp achtprozentigen Plus am Dienstag um
weitere zweieinhalb Prozent. Der Nivea-Hersteller
Beiersdorf verbuchte ein Kursplus von 1,4 Prozent. "Das
sind die klassischen Defensivwerte, die in solch unsicheren
Zeiten gefragt sind", sagte ein Händler.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Georg Merziger)