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ROUNDUP: Turbulentes Aktionärstreffen der Praktiker-Baumärkte erwartet

Veröffentlicht am 04.07.2012, 07:07
Aktualisiert 04.07.2012, 07:08
HAMBURG/KIRKEL (dpa-AFX) - Die Aktionäre der angeschlagenen Baumarktkette Praktiker kommen an diesem Mittwoch in Hamburg zu einer spannungsgeladenen Hauptversammlung zusammen. Sie sollen Kapitalmaßnahmen beschließen, um die Filialen im harten Konkurrenzkampf des Handels am Überleben zu halten. Zwei Großaktionäre wollten den geplanten Sanierungskurs torpedieren und den Aufsichtsrat auf der ordentlichen Sitzung neu wählen lassen - scheiterten aber vor Gericht. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (Sdk) befürchtet statt einer Sanierung die Filetierung des Unternehmens - mit der imageträchtigeren Tochterfirma Max Bahr als Perle.

Mit 10 Prozent ist die zypriotische Investmentgesellschaft Maseltov an der Praktiker AG beteiligt, mit 5,01 Prozent die Fondstochter der österreichischen Privatbank Semper Constantia - die größten Anteilseigner. Vorstandschef Kay Hafner hatte ihnen Gesprächsbereitschaft signalisiert, umso interessanter ist, wie sie sich heute verhalten werden. Denn für Hafner ist die Zustimmung zum Sanierungskonzept 'alternativlos'.

Die SdK hat ihr voraussichtliches Votum im Internet veröffentlicht, die Führung will sie für 2011 nicht entlasten. 'Der Vorstand hat die desaströse wirtschaftliche Lage des Konzerns zu verantworten, die möglicherweise sogar in letzter Konsequenz die Insolvenz nach sich ziehen könnte', heißt es da. Strategische Planlosigkeit, häufige Vorstandswechsel, Nichtinformation der Eigentümer sind weitere Vorwürfe gegen das ehemalige Management. Und einer Kapitalerhöhung sowie der Ausgabe von Optionsanleihen an einen US-Hedgefonds will sie erst recht nicht zustimmen.

Der Konzern mit einer halben Milliarde Euro Verlust (2011) auf dem Buckel braucht zur Sanierung der Praktiker-Kette mehr als 200 Millionen Euro. Er war wegen einer verfehlten Rabattstrategie im Inland (Praktiker: '20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung') und schwachen Auslandsmärkten ins Trudeln geraten - unter der Kontrolle des damaligen Aufsichtsratsmitglieds Kay Hafner, der im Mai an die Konzernspitze delegiert wurde.

Der 55-Jährige Vorstandschef Hafner holt 52 Millionen Euro bei der Belegschaft rein - über einen Sanierungstarifvertrag mit Laufzeit bis 2014. Trotz Beschäftigungszusage bleibt ein Schlupfloch: Werden von den 234 Filialen welche geschlossen, müssen deren Mitarbeiter gehen. Vorerst plant Hafner, im Spätsommer die ersten auf das serviceorientiertere Max-Bahr-Konzept (78 Märkte bisher) umzubauen, andere sollen verschlankt werden. Ob die Wiener Fondsmanagerin Isabella de Krassny, die für die beiden Großaktionäre eintritt, mitzieht, bleibt heute abzuwarten.

Bei Praktiker gab es Ende März 2012 rund 7 700 Vollzeitstellen in Deutschland, 3,1 Prozent weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Konzernweit sind knapp 20 000 Menschen bei der Kette beschäftigt. Ein Teil der Beschäftigten zieht gerade um: vom Hauptsitz im saarländischen Kriftel nach Hamburg. Von Ende September an sollen aus der City-Süd insgesamt 450 Mitarbeiter für den Konzern arbeiten; 180 werden von Kirkel aus IT, Rechnungswesen und Personalabrechnungen leisten. Auch den neuen Firmensitz sollen die Aktionäre heute absegnen.

Nach 'unserem Konzept' wird die Praktiker AG spätestens 2014 wieder Gewinne erwirtschaften, sagte Hafner der 'Lebensmittel Zeitung'. Er setzt auf die Einsicht der Aktionäre: Mit ihrer Zustimmung hätten sie die Chance, 'von der Revitalisierung der Praktiker AG mit zu profitieren', sagte er dem Blatt. 'Im Falle einer Insolvenz müssten sie ihr Kapital höchstwahrscheinlich abschreiben.'/akp/DP/nmu

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