San Francisco/Berlin (Reuters) - Facebook (NASDAQ:FB) setzt nach dem jüngsten Skandal mehrere Datenhändler vor die Tür.
"Wir glauben daran, dass dieser Schritt dazu beiträgt, den Datenschutz von Menschen auf Facebook zu verbessern", begründete der zuständige Manager Graham Mudd den Schritt. Innerhalb von sechs Monaten sollen Unternehmen wie WPP, Acxiom und Experian keinen Zugriff mehr auf Daten von Facebook haben.
Im Ringen um Schadensbegrenzung im Datenskandal dreht Facebook derzeit an vielen Stellschrauben. So will das weltgrößte Internet-Netzwerk seinen mehr als zwei Milliarden Nutzern auch mehr Kontrolle über ihre persönlichen Informationen geben. Das Unternehmen steht unter massivem Druck von Werbekunden, Investoren und Nutzern, mehr Datenschutz und Transparenz zu gewährleisten. Die britische Analysefirma Cambridge Analytica soll Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern auf mutmaßlich unlautere Art eingesetzt haben, um den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump zu unterstützen.
WERBEKUNDEN SOLLEN NICHT BETROFFEN SEIN
Von den Veränderungen sollen die Werbekunden, die Facebook erst zu dem Tech-Riesen von heute machten, möglichst wenig mitbekommen. Sie sollen weiterhin in der Lage sein, die Dienste von Drittanbietern zu nutzen, um zu messen, wie gut ihre Anzeigen ankommen, erläuterte der Konzern aus Menlo Park. Er wollte allerdings nicht sagen, ob die Maßnahmen Einfluss auf das Werbegeschäft haben. Facebook machte im vierten Quartal mehr als 98 Prozent seiner Umsätze mit Anzeigen. Sorgen, dass die Werbemaschinerie künftig stottert und auch Regulierer härter durchgreifen, haben die Facebook-Aktie auf Talfahrt geschickt. Die jüngsten Ankündigungen sorgten am Mittwoch für eine leichte Erholung. Die Papiere kletterten um 0,5 Prozent. Damit haben sie seit Mitte März immer noch mehr als 17 Prozent verloren.
Konkret will Facebook die teils jahrelange Zusammenarbeit mit insgesamt neun Firmen beenden. Papiere von Acxiom verloren nach der Ankündigung rund zehn Prozent. Vor allem Autobauer und auch Luxusgüteranbieter nutzten bisher die Dienste von solchen Datenhändlern. Bisher ist unklar, ob die jüngsten Schritte letztlich Politiker und Regulierer zufriedenstellen. Die Verbraucherschutzbehörde FTC hat Ermittlungen eingeleitet. US-Abgeordnete haben Facebook-Chef Mark Zuckerberg eingeladen, im Kongress Rede und Antwort zu stehen. Insidern zufolge will er sich dort persönlich äußern.
In Europa tritt Ende Mai eine Grundverordnung in Kraft, die den Datenschutz verbessern soll und hohe Strafen bei Gesetzesverstößen vorsieht. "Wir wollen uns in allen Punkten konform zu dieser Verordnung verhalten", sagte Facebooks Vize-Präsident Richard Allan im Interview mit der "Welt". Der Konzern habe nicht prinzipiell etwas gegen Regulierung. "Tatsächlich wäre mehr Regulierung sogar großartig. Einige Felder, auf denen wir uns bewegen, schreien nach Regulierung." Dabei gehe es beispielsweise um gezielte politische Werbung.