Berlin (Reuters) - Der Brexit erfüllt die deutschen Unternehmen angesichts der vielen Unsicherheiten mit Schrecken.
"Der Ausstieg des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union wird nach Einschätzung der deutschen Unternehmen einen deutlichen Dämpfer für den Handel von Waren und Dienstleistungen mit sich bringen", lautet das Fazit einer am Dienstag veröffentlichen DIHK-Umfrage. Schon jetzt wirke sich der geplante Brexit negativ aus, etwa im Schrumpfen der deutschen Exporte auf die Insel im vergangenen Jahr um gut 3,5 Prozent. "In den kommenden Monaten ist mit weiteren Rückgängen beim Handel zu rechnen", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. Zudem planten viele deutsche Firmen, Investitionen aus Großbritannien zurückzuverlagern.
Die britische Regierung will am Mittwoch in Brüssel ihren EU-Austrittsantrag einreichen. Großbritannien ist Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner mit einem Austauschvolumen von 122 Milliarden Euro im Jahr 2016. Als Markt für deutsche Ausfuhren lag das Land im vergangenen Jahr mit einem Volumen von 86 Milliarden Euro auf Rang drei. Rund 750.000 Arbeitsplätze in Deutschland hängen vom Briten-Geschäft ab.
"Die Geschäftsperspektiven der Unternehmen, die mit dem Vereinigten Königreich verbunden sind, gehen aktuell deutlich zurück", folgerte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) aus seiner Sonderauswertung von knapp 1300 Firmenantworten auf eine Umfrage vom Februar. Vier von zehn Unternehmen erwarteten demnach schlechtere Geschäfte, sagte Schweitzer. Zudem plane jedes zehnte Unternehmen schon jetzt, noch bevor die Austrittskonditionen bekannt sind, die Verlagerung von Investitionen von der Insel auf andere Länder. Rund die Hälfte dieser Firmen wollen Investitionen nach Deutschland zurückverlagern.
"Kurzfristig könne das aktuell geschwächte Pfund einen Investitionsrückgang zumindest teilweise kompensieren", erklärte der Verband. Längerfristig deute alles auf ein stärkeren Rückgang des deutschen Engagements hin.
Bei den anstehenden Austrittsverhandlungen steht der Erhalt eines freien Warenverkehrs ganz oben auf der Prioritätenliste deutscher Firmen. Für 88 Prozent der befragten Unternehmen ist das wichtigste Thema, dass zwischen beiden Seiten keine Zölle und Importsteuern erhoben werden. Dicht dahinter rangiert mit 83 Prozent die Furcht vor bürokratischen Hürden beim Abwickeln des Handels. Der Erhalt des freien Kapital- und Zahlungsverkehrs ist für 67 Prozent der Befragten besonders wichtig, gefolgt von einer zügigen Umsetzung des Brexit und der Sicherung der Personenfreizügigkeit.