Investing.com - Nach dem jüngsten Ausverkauf an den US-Börsen (ETR:SXR4), der den S&P 500 in den Korrekturbereich gedrückt hat, zeichnen sich vor Börsenbeginn leichte Erholungsbewegungen ab. Unterdessen beginnen die Verantwortlichen beim US-E-Autohersteller Tesla (NASDAQ:TSLA) allmählich zu realisieren, welche Auswirkungen Trumps Zollpolitik auf das Unternehmen haben könnte. Gleichzeitig warten viele Anleger gespannt auf das US-Verbraucherstimmungsbarometer für März, das weitere Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung liefern dürfte. Auch in der Politik gibt es Bewegung: Die Demokraten im US-Senat werden voraussichtlich einem neuen Überbrückungsgesetz der Republikaner zustimmen, um einen erneuten Shutdown in den USA zu verhindern.
1. US-Futures im Plus
Die US-Aktienmärkte erholen sich vor Börseneröffnung leicht, nachdem der S&P 500 am Vortag in den Korrekturbereich gerutscht war. Doch Trumps Zollpolitik entwickelt sich zunehmend zu einer Belastung für die Märkte.
Aktuell notiert der S&P 500 0,5 % im Plus, der Nasdaq 100 gewinnt 0,6 %, und der Dow Future legt um 0,3 % zu.
Der gestrige Handelstag brachte hingegen erneut deutliche Verluste mit sich: Der S&P 500 schloss 1,4 % tiefer und liegt nun bereits 10,1 % unter seinem Höchststand, den er vor weniger als einem Monat erreicht hatte. Der Rückgang, der den Index offiziell in eine Korrektur befördert hat, wird weiterhin durch die anhaltenden und oft überraschenden handelspolitischen Äußerungen und Maßnahmen von Trump verstärkt.
Auch andere Indizes reagierten empfindlich auf die Unsicherheiten rund um die Handelszölle. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor fast 2,0 %, während der auf Nebenwerte fokussierte Russell 2000 rund 1,6 % einbüßte. Beide befinden sich damit ebenfalls in einer Korrekturphase. Der Dow Jones Industrial Average kam mit einem Minus von 1,3 % vergleichsweise glimpflich davon.
Trotz der Marktturbulenzen verteidigt die Trump-Regierung weiterhin unbeirrt ihre Handelspolitik. Insbesondere die Verhängung von Strafzöllen – sowohl gegenüber Verbündeten als auch gegenüber Rivalen – gilt im Trump-Lager als notwendiger Schritt, um Handelsungleichgewichte zu korrigieren und das Beschäftigungswachstum in den USA zu fördern. So erklärte US-Finanzminister Scott Bessent gestern selbstbewusst, er sei „nicht besorgt über ein wenig Volatilität über drei Wochen“.
Zusätzlichen Druck auf die Märkte übte Trumps jüngste Drohung aus, als Reaktion auf Vergeltungszölle der Europäischen Union, hohe Abgaben auf ausgewählte EU-Produkte zu erheben. Die EU hatte angekündigt, unter anderem Whiskey und Harley-Davidson (NYSE:HOG)-Motorräder mit Zöllen zu belegen. Trump wiederum drohte daraufhin mit Strafzöllen von 200 % auf europäischen Wein und Champagner – eine weitere Eskalation im transatlantischen Handelskonflikt.
2. Tesla-Verantwortliche in Panik
Bei Tesla scheint allmählich die Erkenntnis zu reifen, welche Konsequenzen Trumps Zollpolitik für das Unternehmen haben könnte. Anders lässt sich ein aktuelles Schreiben des US-E-Autoherstellers an den Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten kaum erklären. Darin warnt Tesla eindringlich vor den möglichen Folgen, sollte es als Reaktion auf Trumps protektionistische Maßnahmen zu Vergeltungszöllen anderer Länder kommen.
„Als US-amerikanischer Hersteller und Exporteur fordert Tesla den USTR auf, die nachgelagerten Auswirkungen bestimmter vorgeschlagener Maßnahmen zur Bekämpfung unfairer Handelspraktiken zu berücksichtigen“, heißt es in dem Schreiben.
Die Verfasser weisen darauf hin, dass frühere handelspolitische Maßnahmen der USA „unmittelbare Gegenreaktionen betroffener Länder“ ausgelöst haben – darunter erhöhte Importzölle auf Elektrofahrzeuge. Dies habe nicht nur die Produktionskosten in den USA steigen lassen, sondern auch den Export erheblich verteuert, wodurch US-Hersteller international an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hätten.
Trump hatte angekündigt, ab dem 2. April hohe Zölle auf Autos und Autokomponenten aus aller Welt zu verhängen, um die heimische Automobilproduktion zu stärken. Tesla betont jedoch, dass selbst bei einer stärkeren Lokalisierung der Lieferketten bestimmte Bauteile „schwer oder gar nicht in den USA zu beschaffen“ seien.
3. Daten zur US-Verbraucherstimmung stehen an
Heute richten die Märkte ihre Aufmerksamkeit besonders auf die neuesten Daten zur US-Verbraucherstimmung der University of Michigan. Anleger erhoffen sich daraus weitere Erkenntnisse über die zuletzt beobachtete Kaufzurückhaltung der US-Verbraucher.
Es wird erwartet, dass der vorläufige Wert für März leicht rückläufig ist. Bereits im Februar war der Indikator auf ein Siebenmonatstief gefallen – ein Rückgang, der auf wachsende Sorgen über die negativen Auswirkungen von Trumps Zollpolitik auf die Kaufkraft zurückgeführt wurde. Die damalige Umfrage zeigte, dass die Einbußen quer durch alle Alters- und Einkommensgruppen sowie unabhängig von der politischen Zugehörigkeit zu verzeichnen waren.
Gleichzeitig sind die Inflationserwartungen für das kommende Jahr auf den höchsten Stand seit November 2023 gestiegen. Auch die längerfristigen Preiserwartungen haben sich verschärft: Innerhalb eines Fünfjahreszeitraums wurde das höchste Niveau seit Juni 2008 erreicht.
Diese Zahlen verstärken die Sorgen an den US-Börsen, dass die von Ökonomen kritisierten Strafzölle nicht nur den zuletzt nachlassenden Inflationsdruck wieder anheizen, sondern auch die gesamtwirtschaftliche Aktivität beeinträchtigen könnten.
4. Demokraten im Senat unterstützen Überbrückungsgesetz
Die USA stehen erneut vor einem drohenden Shutdown. Dieses Mal scheint jedoch eine schnelle Einigung in Sicht: Die Demokraten haben signalisiert, dass sie dem von den Republikanern vorgeschlagenen Überbrückungsgesetz zustimmen könnten. Dennoch gibt es innerhalb der Partei offenbar anhaltende Meinungsverschiedenheiten.
Chuck Schumer, der führende Demokrat im US-Senat, erklärte gestern seine Unterstützung für die Maßnahme – ein Zeichen dafür, dass die Partei wohl genügend Stimmen mobilisieren wird, um das Gesetz zu verabschieden. Obwohl die Republikaner die Mehrheit im Senat halten, sind sie auf die Unterstützung der Demokraten angewiesen, um eine mögliche Verschleppungstaktik gegen das Gesetz zu verhindern.
Wie die New York Times (NYSE:NYT) berichtet, hat Schumers Vorstoß viele seiner Parteikollegen überrascht. Noch zu Wochenbeginn hatte er betont, dass sich die Demokraten geschlossen gegen das Gesetz aussprechen – und das, obwohl die Frist, innerhalb derer Bundesmittel abgerufen werden können, bereits heute um Mitternacht abläuft.
Neben den Unsicherheiten rund um die Zollpolitik und den massiven Entlassungen auf Bundesebene identifizieren Analysten das legislative Tauziehen im US-Kongress als weiteren Risikofaktor für die Märkte. In den letzten Wochen hat es maßgeblich zur angespannten Stimmung an den Börsen beigetragen.
5. Ölpreis steigt trotz zarter Friedensaussichten für die Ukraine
Der Ölpreis legt heute zu, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin signalisiert hat, dass der von den USA vorgeschlagene Waffenstillstand im Ukraine-Krieg noch überarbeitet werden müsse.
Putin erklärte gestern, dass Russland den Plan zwar grundsätzlich unterstütze, jedoch weitere Klarstellungen und Bedingungen notwendig seien, bevor die Kämpfe tatsächlich eingestellt werden könnten.
An den Rohölmärkten versuchen Händler nun abzuwägen, ob eine Einigung letztlich zur Aufhebung der Sanktionen gegen Russland führen und den Energiefluss auf den Weltmarkt wiederherstellen könnte. Sollte dies geschehen, könnte ein erhöhtes Angebot theoretisch die Ölpreise unter Druck setzen.
Unterdessen bleibt der Goldpreis nahe seinem Allzeithoch, da die zunehmenden Handelsspannungen seine Rolle als sicherer Hafen stärken. Der Bitcoin hingegen steht mit einem Minus von fast 5 % unter Druck. Viele Investoren halten sich zudem vor der bevorstehenden Fed-Sitzung in der kommenden Woche zurück.