Investing.com - Die US-Aktienmärkte dürften heute mit leichten Verlusten in den Handel starten. Viele Anleger halten sich angesichts der unklaren Entwicklungen im US-Zollstreit weiterhin zurück. US-Präsident Donald Trump gibt sich zwar zuversichtlich und spricht von der Hoffnung auf ein „faires Abkommen“ mit China – doch die Unsicherheit bleibt spürbar. Spannend wird der Tag auch mit Blick auf Unternehmenszahlen: Die Google-Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) legt ihre Ergebnisse nach Börsenschluss vor. Auch American Airlines (NASDAQ:AAL) öffnet heute die Bücher.
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1. US-Aktienmärkte setzen Achterbahnfahrt fort
Die US-Aktienmärkte starten heute vor Börseneröffnung mit roten Vorzeichen. Viele Anleger ringen weiterhin damit, Trumps unklare Linie in der Zollpolitik einzuordnen. Zusätzliche Unsicherheit bringen die aktuellen Quartalszahlen großer US-Konzerne, die vom Markt entsprechend bewertet werden müssen.
Der Dow Future liegt aktuell 0,5 % im Minus, der S&P 500 verliert 0,4 %, und der Nasdaq 100 gibt ebenfalls 0,5 % nach.
Gestern konnten die wichtigsten US-Indizes noch im Plus schließen – getragen von neuen Signalen der Entspannung im Handelsstreit mit China. Präsident Trump hatte sich optimistisch geäußert, und auch US-Finanzminister Scott Bessent betonte, dass die derzeitige Zollsituation zwischen den beiden größten Volkswirtschaften „untragbar“ sei. Das nährte die Hoffnung auf eine mögliche Annäherung zwischen Washington und Peking.
Für zusätzliche Erleichterung sorgte Trumps Aussage zu Wochenbeginn, er habe „nicht die Absicht“, Fed-Chef Jerome Powell zu entlassen. Damit konnten zumindest kurzfristig Sorgen über eine politische Einflussnahme auf die Notenbank etwas gedämpft werden.
Trotzdem gaben viele Aktien ihre Gewinne im Verlauf wieder ab. Analysten von Vital Knowledge wiesen darauf hin, dass eine mögliche Rücknahme der Zölle zwar positiv wäre, aber den massiven handelspolitischen Gegenwind, dem die US-Wirtschaft aktuell ausgesetzt ist, nicht vollständig beseitigen kann.
Die Märkte zeigten sich zuletzt sehr volatil – mit einem scharfen Rückgang zu Wochenbeginn, gefolgt von zwei Tagen mit kräftigen Gewinnen.
Unter den Einzelwerten konnte sich die Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) erholen. CEO Elon Musk hatte gegenüber Analysten angekündigt, sich aus seinen Aufgaben in der Trump-Regierung zurückzuziehen und den Fokus wieder stärker auf seine Unternehmen zu legen. Damit trug er auch dazu bei, den Kursrückgang abzufedern, der nach den schwachen Quartalszahlen des E-Autoherstellers eingesetzt hatte.
2. Trump will „faires“ Handelsabkommen mit China
US-Präsident Donald Trump bekräftigte gestern vor Reportern, dass er ein „faires Abkommen“ mit China anstrebe – wie genau er sich ein solches Abkommen vorstellt, ließ er allerdings offen.
China bleibt für Trump das Hauptziel seiner aggressiven Zollpolitik. Aktuell werden chinesische Waren bei der Einfuhr in die USA mit Abgaben von bis zu 145 % belegt. Peking reagierte prompt und erhebt seinerseits Zölle in Höhe von 125 % auf US-Produkte.
Inzwischen scheint auch US-Finanzminister Bessent zu erkennen, dass Trumps Zollpolitik in dieser Form nicht zielführend ist. Seiner Einschätzung nach sind die Abgaben zu hoch und müssten gesenkt werden, um überhaupt wieder in ernsthafte Gespräche mit China einsteigen zu können. Zugleich betonte er, dass Präsident Trump in dieser Frage nicht im Alleingang entscheiden werde.
Zuvor hatte das Wall Street Journal berichtet, dass das Weiße Haus darüber nachdenkt, die Strafzölle auf chinesische Importe auf bis zu 50 % zu senken, um die Verhandlungen zu erleichtern. Auch die Nachrichtenagentur Reuters meldete – unter Berufung auf informierte Kreise –, dass die Trump-Regierung einen solchen Schritt nur im Rahmen gegenseitiger Zugeständnisse unternehmen würde.
Indes hat China Trumps Darstellung zurückgewiesen, wonach es bereits direkten Kontakt zwischen beiden Seiten gebe. „Soweit ich weiß, hat es keinerlei Konsultationen oder Verhandlungen zwischen China und den Vereinigten Staaten in der Zollfrage gegeben – geschweige denn eine Einigung“, erklärte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums gegenüber Journalisten. Entsprechende Berichte bezeichnete er als „Fake News“.
China betont, dass der Zollkonflikt von den USA ausgelöst wurde. Man sei zwar gesprächsbereit, allerdings nur auf Augenhöhe – respektvoll und zum gegenseitigen Vorteil. Man sei bereit, zu verhandeln, aber ebenso bereit, den Konflikt bis zum Ende auszutragen.
3. Alphabet legt Quartalszahlen vor
Die Google-Mutter Alphabet wird heute nach US-Börsenschluss ihre Quartalszahlen vorlegen. Viele Anleger schauen gespannt darauf, vor allem mit Blick auf die Entwicklung der Werbeausgaben in den kommenden Monaten.
Hintergrund sind wachsende Sorgen, dass die Unsicherheiten rund um die von US-Präsident Trump verhängten Zölle Unternehmen dazu bringen könnten, ihr Marketingbudget zu kürzen. Einige Firmen haben bereits signalisiert, dass die angespannte Handelssituation Investitionsentscheidungen erschwert.
Ein weiterer wichtiger Faktor: der Bereich Künstliche Intelligenz. Wie viele andere Tech-Konzerne investiert auch Alphabet massiv in KI-Technologien. Doch nachdem Anfang des Jahres ein kostengünstiges, konkurrenzfähiges Modell des chinesischen Start-ups DeepSeek aufgetaucht ist, stellen sich viele Anleger zunehmend die Frage, ob sich diese enormen Ausgaben auch wirklich rechnen.
Auch auf regulatorischer Seite steht Alphabet unter Druck. Vergangene Woche entschied ein US-Richter, dass der Konzern zwei Märkte für Online-Werbung unrechtmäßig dominiert. Dieses Urteil könnte den US-Kartellbehörden den Weg ebnen, Googles Werbegeschäft stärker zu regulieren – oder im Extremfall sogar aufzuspalten.
4. American Airlines legt Zahlen vor
Auch heute vor Börseneröffnung in den USA steht eine ganze Reihe von Quartalszahlen an – darunter auch die Ergebnisse von American Airlines. Anleger hoffen hier auf Hinweise, wie sich die anhaltenden Handelsspannungen auf die Reisebranche auswirken könnten.
Bereits am späten Mittwochabend hatte Southwest Airlines (NYSE:LUV) einen Großteil seiner Finanzprognosen zurückgezogen. Der Luftfahrtsektor steht derzeit unter Druck – vor allem, weil unklar ist, wie Verbraucher auf den durch die Zölle ausgelösten wirtschaftlichen Gegenwind reagieren. Reisen zählen oft zu den freiwilligen Ausgaben, und gerade in unsicheren Zeiten neigen viele dazu, solche Ausgaben zurückzufahren.
„Angesichts der aktuellen makroökonomischen Unsicherheiten ist es schwierig, belastbare Prognosen abzugeben – besonders, wenn man die kurzfristigen und teils volatilen Buchungstrends betrachtet“, erklärte die Unternehmensführung von Southwest. Die Aktie reagierte mit Verlusten im vorbörslichen Handel.
Auch bei anderen Airlines zeigen sich ähnliche Tendenzen: Alaska Air (NYSE:ALK) zog gestern ihre Prognosen zurück und verwies ebenfalls auf die wirtschaftliche Unsicherheit. Zuvor hatten bereits Delta Air Lines (NYSE:DAL) und Frontier (NASDAQ:ULCC) vergleichbare Schritte unternommen. Und auch United Airlines (NASDAQ:UAL) hatte in der vergangenen Woche betont, dass es derzeit kaum möglich sei, verlässliche wirtschaftliche Einschätzungen für den weiteren Jahresverlauf abzugeben.
5. Goldpreis zieht an
Der Goldpreis legt im bisherigen Handelsverlauf zu und kann sich damit etwas von den jüngsten Verlusten erholen. Hintergrund ist die wachsende Skepsis vieler Anleger, ob es tatsächlich zu einer Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China kommen wird.
Im Wochenverlauf hatte Gold sein Rekordhoch zunächst nicht verteidigen können – selbst nicht nach Trumps Ankündigung, die hohen Zölle auf chinesische Waren möglicherweise zu senken. Doch die anhaltende Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Zollpolitik hat dazu geführt, dass der Rückgang des Edelmetalls nur von kurzer Dauer war.
Auch der Ölpreis zeigt sich heute etwas stabiler, nachdem es gestern zu spürbaren Verlusten gekommen war. Der Auslöser: Berichte über ein steigendes Angebot von OPEC-Seite.
Sowohl der Brent- als auch der West Texas Intermediate-Kontrakt schlossen am Vortag rund 2 % im Minus. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters drängen mehrere OPEC-Mitglieder darauf, die Fördermengen bereits im Juni stärker anzuheben – als Fortsetzung des überraschenden Produktionsanstiegs vom Mai. Die finale Entscheidung soll beim nächsten OPEC+-Treffen im kommenden Monat fallen.
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