ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Auf Rekordspur - Nvidia mit Rekord-Börsenwert
Investing.com - Die US-Aktienmärkte zeigen sich vor dem letzten Handelstag der Woche zunächst zurückhaltend. Viele Anleger wägen derzeit das Potenzial neuer US-Handelsabkommen ab. Am Vortag sorgte ein frisches Abkommen zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich für positive Impulse – jetzt richtet sich der Blick auf das kommende Wochenende, wenn Gespräche zwischen US- und chinesischen Vertretern anstehen. Gleichzeitig berichten Medien, dass Nvidia (NASDAQ:NVDA) plant, seinen speziell für China entwickelten Chip abzuspecken, um den aktuellen US-Exportbeschränkungen zu entsprechen.
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1. US-Futures in Lauerstellung
An den US-Aktienmärkten dreht sich heute vieles um die Folgen des gestern vorgestellten Handelsabkommens zwischen den USA und Großbritannien.
Der Dow Future notiert aktuell 0,1 % im Minus, während der S&P 500 leicht um 0,1 % zulegt und der Nasdaq 100 mit einem Plus von 0,2 % ebenfalls in der Gewinnzone liegt.
Gestern schlossen die wichtigsten US-Indizes mit klaren Gewinnen. Ausschlaggebend war die Hoffnung, dass das neue Abkommen zwischen Washington und London ein Schritt in Richtung Entspannung der globalen Handelsspannungen sein könnte.
Zwar bleibt ein Basiszoll von 10 % auf britische Importe bestehen, doch das Vereinigte Königreich kündigte an, seine eigenen Zölle von 5,1 % auf 1,8 % zu senken – und so den Zugang für US-Waren zu erleichtern.
Auch einzelne Branchen profitierten direkt: So wurden Flugzeugteile von Rolls-Royce (LON:RR, OTC:RYCEY) von US-Zöllen befreit, was vor allem die Aktien von Fluggesellschaften (NYSE:JETS) wie Delta Air Lines (NYSE:DAL) beflügelte – sie legten um 7,2 % zu. Der S&P 500 stieg in der Folge um 0,6 %.
Ein weiterer Kurstreiber: US-Handelsminister Howard Lutnick bestätigte, dass das Vereinigte Königreich den Kauf von Boeing-Flugzeugen (NYSE:BA) im Wert von 10 Milliarden Dollar zugesagt hat – was die Aktie des Flugzeugbauers kräftig nach oben trieb.
Auch der Dollar konnte zulegen. Analysten der ING (AS:INGA) erklärten, die US-Währung profitiere davon, dass „Trump in einen marktberuhigenden Modus übergeht“ – nachdem seine zuletzt angedrohten und dann wieder ausgesetzten Strafzölle das Vertrauen der Märkte spürbar belastet hatten.
2. Handelsabkommen zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich
Trotz der groß inszenierten Ankündigung durch Trump sehen viele Analysten das neue Handelsabkommen zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich eher als symbolischen Schritt. Es sei weniger ein konkreter Vertrag als vielmehr ein grober Rahmen für ein mögliches späteres Abkommen.
Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass dies der Auftakt für weitere Vereinbarungen sein könnte – vor allem während der 90-tägigen Aussetzung von Trumps „reziproken“ Zöllen.
In einer Ansprache im Oval Office, bei der der britische Premierminister Keir Starmer per Telefon zugeschaltet war, sprach Trump von einem „guten Abkommen“ für das Vereinigte Königreich. Gleichzeitig deutete er an, dass Länder mit hohen Handelsüberschüssen gegenüber den USA künftig mit höheren Zöllen rechnen müssten.
Paul Ashworth, Chefökonom für Nordamerika bei Capital Economics, sieht das kritisch. In einer Mitteilung schreibt er: „Die Eile, mit der Fortschritte bei den ‚Deals‘ präsentiert werden, zeigt die zunehmende Verzweiflung innerhalb der US-Regierung, die Zölle zurückzufahren, bevor sie das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und die Inflation belasten.“
Anfang April hatte Trump bei einem Auftritt im Weißen Haus umfassende Zölle von bis zu 50 % auf Importe aus Dutzenden Ländern angekündigt. Er begründete die Maßnahmen damit, dass sie notwendig seien, um die Staatseinnahmen zu stärken, Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe zurückzuholen und Handelsungleichgewichte zu korrigieren.
Zwar wurden viele dieser Zölle kurz darauf wieder ausgesetzt, doch einige sind weiterhin in Kraft – darunter ein allgemeiner Satz von 10 % sowie gezielte Zölle auf Produkte wie Stahl, Aluminium und Autoteile.
Viele Ökonomen hatten bereits vor den möglichen Folgen gewarnt: Ein solcher Zollschub könnte als „Nachfrageschock“ wirken und die weltweite wirtschaftliche Aktivität belasten. Erste Auswirkungen zeigen sich bereits – das US-Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal geschrumpft.
Die gute Nachricht: Es gibt erste Anzeichen für eine Erholung – sowohl bei den Verbraucherausgaben als auch am US-Arbeitsmarkt.
3. Handelsgespräche zwischen den USA und China stehen an
Für die Märkte richtet sich der Blick an diesem Wochenende auf wichtige Gespräche in der Schweiz: US-Finanzminister Scott Bessent und der oberste Handelsunterhändler Jamieson Greer treffen dort auf ihre chinesischen Amtskollegen.
China war bislang von Trumps temporärer Zollpause ausgenommen – derzeit gelten für chinesische Waren Zölle in Höhe von 145 %. Peking hat seinerseits mit Gegenzöllen von 125 % reagiert, was die Sorgen über eine mögliche Eskalation im Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt erneut anheizt.
Trump betonte gestern, dass die mit Spannung erwarteten Gespräche am Samstag und Sonntag in Genf von großer Bedeutung seien. Er rechne damit, dass die hohen Zölle am Ende gesenkt würden.
Chinas stellvertretender Außenminister zeigte sich ebenfalls optimistisch. Man sei zuversichtlich, dass sich die Handelsfragen mit den USA lösen lassen. Aus seiner Sicht könnten die USA die harten Zollmaßnahmen der Trump-Regierung auf Dauer nicht aufrechterhalten. Peking hatte Washington zuvor vorgeworfen, die Zölle als „Nötigungstaktik“ zu missbrauchen.
4. Nvidia plant Änderungen an seinem H20-Chip
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, plant Nvidia, innerhalb der nächsten zwei Monate eine abgespeckte Version seines H20-KI-Chips auf den chinesischen Markt zu bringen. Damit will das Unternehmen sicherstellen, dass es die verschärften US-Exportregeln einhält. Laut dem Bericht wurden bereits mehrere große chinesische Kunden – darunter Anbieter von Cloud-Diensten – über diesen Schritt informiert.
Der H20 ist derzeit der leistungsfähigste Chip, den Nvidia unter den Exportkontrollen der Biden-Regierung überhaupt noch in China anbieten darf. Doch die Trump-Regierung hat inzwischen signalisiert, dass sie weitere Einschränkungen plant – unter anderem könnte Nvidia künftig eine Exportlizenz beantragen müssen, um den Chip nach China liefern zu dürfen.
Um diese Hürden zu umgehen, will Nvidia offenbar eine „herabgestufte“ Version des H20 anbieten – mit geringerer Rechenleistung und weniger Speicher. Auf diese Weise könnte der Chip weiterhin exportiert werden, ohne gegen neue Auflagen zu verstoßen.
Für Chinas KI-Industrie ist der H20 von großer Bedeutung. Er kommt bei mehreren führenden Unternehmen zum Einsatz – vom KI-Startup DeepSeek bis hin zu Tech-Giganten wie Baidu (NASDAQ:BIDU) und Alibaba (NYSE:BABA).
5. Ölpreis steigt
Der Ölpreis hat im bisherigen Handelsverlauf leicht zugelegt und damit die Gewinne vom Vortag weiter ausgebaut. Hintergrund sind die nachlassenden Handelsspannungen im Vorfeld der Gespräche zwischen den beiden größten Ölverbrauchern – den USA und China – sowie das angekündigte Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich.
Die Nordseesorte Brent liegt aktuell rund 1,2 % im Plus bei 63,60 Dollar pro Barrel. Die US-Referenzsorte West Texas Intermediate verteuert sich um 1,3 % auf 60,69 Dollar pro Barrel.
Beide Kontrakte hatten bereits gestern mit einem Plus von knapp 3 % geschlossen. Trotz dieser Erholung notiert der Ölpreis aber weiterhin in der Nähe eines 4-Jahres-Tiefs. Die anhaltenden Sorgen über die wirtschaftliche Unsicherheit und deren Auswirkungen auf die globale Nachfrage nach Rohöl bleiben ein belastender Faktor.